FondsSuperMarkt: Herr Junker, seit unserem Interview im September letzten Jahres hat sich die Welt dramatisch verändert. Wegen wachsender Inflation und steigender Zinsen sind die Aktien- und Anleihenmärkte global deutlich gefallen. Vor allem Aktien von Wachstumsunternehmen, wie sie auch den von Ihnen beobachteten Wasserstoffsektor dominieren, mussten kräftig Federn lassen. Wie haben Sie im Fonds auf diese Entwicklung reagiert? Gab es größere Anpassungen im Fondsportfolio?
Gerd Junker: Die Anlageidee des Fonds ist ja die Teilhabe am langfristigen Aufschwung der globalen Wasserstoffwirtschaft. Wir produzieren heute weniger als 1 Million Tonnen grünen Wasserstoffs pro Jahr. Diese Menge soll langfristig auf 600 Millionen Tonnen steigen. Wer diesen Trend in seinem Portfolio miterleben möchte, muss auch die zu erwartenden Wertschwankungen verkraften. Unsere Anpassungen im Portfolio können die Abschwungphasen nur dämpfen, und wir haben alles getan, was wir tun konnten, ohne die Anlageidee aus dem Auge zu verlieren. Die Cashquote wurde etwas erhöht, die defensiven Aktien wurden gegenüber den offensiven ausgebaut.
FondsSuperMarkt: Haben sich der Ukraine-Krieg und die weltweiten Lieferengpässe direkt auf die Wasserstoffbranche ausgewirkt?
Gerd Junker: In zweierlei Hinsicht, ja. Wir waren vor kurzem auf einer Wasserstoff-Messe in Stuttgart und haben dort mit vielen Unternehmen gesprochen. Die berichten durch die Bank, dass sie eine sehr hohe Nachfrage haben und viel verkaufen können. Ihr Problem sind aber die gestörten Lieferketten, dort sind die Herausforderungen zu suchen. Auf der anderen Seite hat der Ukraine-Krieg zu einer starken Nachfrage im Wasserstoffsektor geführt. Schließlich ist Wasserstoff spätestens mit der Einstellung der Gaslieferungen aus Russland für jeden ersichtlich zu einem Topthema unserer Zeit geworden.
FondsSuperMarkt: Gibt es neue Trends in der Wasserstofftechnologie, neue Anwendungen oder neue Spieler auf dem Markt?
Gerd Junker: Neue Spieler erscheinen ständig aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette Wasserstoff. Während wir zur Fondsauflage vor zwei Jahren nur rund 20 PurePlayer identifziert haben, sind es mittlerweile sicherlich doppelt so viele. Stark wächst die Bedeutung des Wasserstoff-Themas auch im Bereich Maschinenbau und Anlagenbau bei etablierten Unternehmen, die eine Wasserstoffsparte aufbauen. Oder es gibt einen australischen Minenbetreiber, der sein Unternehmen komplett neu ausrichtet und voll auf Produktion von grünem Wasserstoff setzt. Da passiert weltweit wirklich sehr viel.
FondsSuperMarkt: Frau Junker, wie haben sich die Bewertungen entwickelt? Sind Wasserstoff-Aktien wirklich günstiger geworden, oder spiegeln die Kursrückgänge der letzten Monate, unabhängig von den gestiegenen Kapitalmarktrenditen, auch zurückgegangene Umsätze und Gewinne wider?
Carmen Junker: Die Umsätze der PurePlayer steigen praktisch durch die Bank, allerdings in deutlich unterschiedlichem Tempo. Hier scheint sich durchaus Spreu und Weizen zu trennen. Zur Bewertung der PurePlayer bietet sich die Abschätzung der Kurs-Umsatz-Verhältnisse in der Zukunft, zum Beispiel in 3 oder 5 Jahren, an. Bei den validen Geschäftsmodellen ist diese Bewertung über die Kursrückgänge deutlich günstiger geworden. Gewinne sehen wir im Bereich der BlendedPlayer, dort sind die Bewertungen ebenfalls günstiger geworden. Wir schauen da allerdings nicht auf eine einzelne Kennziffer, die vielleicht nur den Gewinn des nächsten Jahres als Grundlage nimmt. Wir entwickeln eine eigene Gewinnschätzung, die den mittelfristig erwartbaren Gewinn abbildet.
FondsSuperMarkt: US-Titel sind nach wie vor nur mit rund einem Viertel des Fondsportfolios des GG Wasserstoff gewichtet. Welche Bedeutung hat das im August verabschiedete, 370 Mrd. Dollar schwere Fiskalpaket, mit dem die US-Regierung erneuerbare Energien fördern will, für die Wasserstoffwirtschaft?
Carmen Junker: Es bringt die USA in eine Topposition im Wasserstoffbereich und dürfte die Kräfteverhältnisse ändern. Das Geld soll über die nächsten 10 Jahre fließen und vieles verändern. Zum Beispiel wurde eine 3-Dollar-Subvention auf den Preis für grünen Wasserstoff beschlossen, womit grüner Wasserstoff preisgünstiger als herkömmlicher, umweltschädlicher grauer Wasserstoff ist. Das wird den Markt verändern und den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft deutlich beschleunigen. Bislang ist Europa gut im Segment Wasserstoff platziert, diese Position langfristig zu halten dürfte aufgrund der zugunsten der USA verschobenen Wettbewerbsbedingungen nicht einfach werden.
FondsSuperMarkt: Welche Rolle spielt China, zumal nach dem jüngsten Parteitag und der Wiederwahl Xi Jinpings, der seinen Willen zur Klimaneutralität bekräftigt hat? Gibt es interessante chinesische Wasserstoffunternehmen?
Carmen Junker: Man schätzt China schon heute als größten Spieler im Wasserstoffsektor ein, allerdings passiert das Allermeiste in nicht börsennotierten Unternehmen. Damit sind eine Zahlenbasis und auch Investitionsmöglichkeiten kaum beziehungsweise gar nicht vorhanden. Gerade für Zulieferer ist China ein großer Markt, dies hören wir immer wieder, gerade von mittelständischen Unternehmen des Wasserstoffsektors. Und China ist sehr engagiert und will laut einer Studie des China Hydrogen Alliance Research Institute sogar bis 2030 schon 10 Prozent des Endenergieverbrauchs mit grünem Wasserstoff abdecken. Wir beobachten China sehr genau und könnten uns weitere kleinere Positionen im Fonds vorstellen. Der größte Teil der Entwicklung läuft jedoch außerhalb der Kapitalmarkttitel. Zudem muss man allerdings bedenken, dass die Kapitalmärkte in China besonderen politischen Risiken unterliegen.
FondsSuperMarkt: Herr Junker, wenn Sie das große Bild und die Haupteinsatzgebiete von Wasserstoff betrachten – wo steht die Wasserstofftechnologie aktuell auf ihrem Weg zur breiten Marktreife?
Gerd Junker: Die technologische Marktreife ist in fast allen Einsatzgebieten schon gegeben. Schließlich nutzen wir Wasserstoff seit über 100 Jahren und verarbeiten auch heute rund 100 Millionen Tonnen grauen Wasserstoffs. Andererseits sind die tatsächlichen Anwendungen in der Praxis noch überschaubar, da stehen wir noch am Anfang. Wir müssen uns daran erinnern, dass es nicht um Software, Lizenzen oder sonstige virtuelle Güter geht. Im Wasserstoffsektor werden Fabrikhallen gebaut, Solarparks errichtet (z.B. in Australien einer mit der Fläche Schleswig-Holsteins), Tankstellen aufgestellt oder neue Flugzeuge entwickelt. Da werden wir in den nächsten Jahren extrem viel sehen.
FondsSuperMarkt: Laut Angabe der Fondswebsite halten Sie aktuell über 20 Prozent liquide Mittel. Wann ist für Sie der Zeitpunkt gekommen, dieses Geld für den Kauf neuer Aktien zu verwenden?
Gerd Junker: Zum Teil ist der Zeitpunkt schon gekommen, die Cashquote ist aktuell bei knapp über 12 Prozent und wird langfristig nur bei wenigen Prozentpunkten liegen. In solchen Ausnahmesituationen wie in diesem Jahr waren liquide Mittel, besonders Dollar, allerdings eine interessante und für die Anleger lohnende Idee.
FondsSuperMarkt: Frau Junker, wie fällt Ihr Marktausblick für die kommenden Monate aus? Welche Entwicklung erwarten Sie – weltweit und speziell in den westlichen Industrieländern – für die Inflation und für die Konjunktur?
Carmen Junker: Die Inflation wird mittlerweile kräftig von den Notenbanken bekämpft, und die Energiepreise werden sich nicht jedes Jahr verdoppeln. Außerdem gibt es natürlich den Basiseffekt, d. h. dass die Inflationsrate im Vergleich zu den Preisen von vor einem Jahr (Basis) ermittelt wird und wir bald in die Phase kommen, in der die Basis schon angestiegen war. Die Inflationsrate dürfte Ihren Höhepunkt im Frühjahr 2023 deshalb wohl überschreiten. Wie weit sie dann zurückgeht, ist noch offen. Die meisten Volkswirte gehen davon aus, dass wir eine längere Phase erhöhter, also über dem Ziel von 2 Prozent liegender Inflationsraten sehen werden. Die Einschätzung der Konjunkturentwicklung ist noch schwerer, wie wir an den immer wieder korrigierten Konjunkturprognosen der Experten sehen. Es gibt einfach zu viele Einflussfaktoren. Unsere Indikatoren sagen jedoch klar eine rückläufige Wirtschaftsentwicklung in den nächsten Monaten voraus. Auf den Zeitpunkt der Umkehr der Börsenkurse hat das wiederum nur bedingt einen Einfluss, denn die Börsen drehen meist ein halbes Jahr, bevor die Wirtschaft dreht. Allerdings sind diese Indikatoren zu ungenau, um daraus Anlageentscheidungen ableiten zu können.
Fondsdetails: GG Wasserstoff R
ISIN DE000A2QDR59
WKN A2QDR5
Fondskategorie Themenfonds / Aktienfonds
Ausgabeaufschlag 5,00% (FondsSuperMarkt-Rabatt 100%)
Ertragsverwendung Thesaurierend
Managementvergütung p.a. 1,80 %
Performancegebühr 10 % (High-Water-Mark), begrenzt auf maximal 15% vom NAV
Laufende Kosten 1,81 %
Auflegung 15.12.2020
Fondsvolumen 88,73 Mio. EUR (per 30.09.2022)
Performance seit Auflage -30,42 % (per 08.11.2022)
Risiko- und Ertragsprofil (SRRI) 6 von 7
Über Grünes Geld
Die Grünes Geld GmbH (Vertriebsstelle) und das Schwesterunternehmen Grünes Geld Vermögensmanagement GmbH (Berater des Fonds) mit Sitz in Aschaffenburg sind Vorreiter der nachhaltigen Geldanlage. Die beiden Gründer und Geschäftsführer Carmen und Gerd Junker setzen sich seit rund 20 Jahren dafür ein, dass die Geldanlage nachhaltig, ökologisch und sozial korrekt aufgestellt ist. Das Themengebiet Cleantech spielt für Gerd Junker seit über 15 Jahren eine zentrale Rolle im Asset-Management. Dabei kombiniert er als Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik und Diplom-Wirtschaftsingenieur sein Wissen aus der technischen Welt mit seiner Expertise als Asset-Manager.
FondsSuperMarkt ist mit mehr als 24.000 angebotenen Fonds und ETFs und sechs Partnerbanken – darunter comdirect und ebase – eine der führenden Fondsplattformen im Internet. Rund 16.000 Kunden vertrauen bereits auf das Angebot des unabhängigen Vermittlers von Investmentfonds ohne Ausgabeaufschlag. Dabei richtet sich FondsSuperMarkt an Anleger, die kostenbewusste Selbstentscheider sind und bietet diesen neben einer einzigartigen Zahl von Fonds mit 100 % Rabatt auf den Ausgabeaufschlag u. a. umfangreiche Analysetools zur Fondsauswahl. Zu den dauerhaft günstigen Konditionen zählt neben dem komplett entfallenden Ausgabeaufschlag bei den meisten Fonds beispielsweise ein kostenloses ebase-Depot bereits ab einem Depotvolumen von 1.500 Euro. FondsSuperMarkt gehört zur Miltenberger Finanzgruppe, die aktuell Kundenvermögen von rund 720 Millionen Euro betreut. Weitere Informationen unter www.fonds-super-markt.de. Stand: Oktober 2022
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