Präsident Stein fordert mehr Berufsorientierung

Berufsorientierung muss Gegenstand der Lehrerausbildung sein: „Diese Forderung des niedersächsischen Handwerks fehlt leider im Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung“, bedauerte Präsident Eckhard Stein bei der Vollversammlung der Handwerkskammer Oldenburg an diesem Montag. „Den Schülerinnen und Schülern Hinweise zu geben, welche Möglichkeiten eine duale Berufsausbildung bereithält, wird eine zentrale Zukunftsaufgabe sein. Zum Beispiel ist die Umsetzung der Energiewende nur mit dem Handwerk möglich“, so Stein. „Berufsorientierung und ökonomische Bildung müssen ab der 7. Klasse ständig präsent sein, damit die jungen Menschen ihren persönlichen Weg finden.“

Der Kammerpräsident bewertete vor dem Gremium aus 26 Arbeitgeber- und 13 Arbeitnehmervertretern den Koalitionsvertrag in weiten Teilen positiv. „Die geplante Einführung des Azubi-Tickets für 29 Euro pro Monat sowie die Fortführung der Meisterprämie, der Meistergründungsprämie und des Mikrostarterprogramms sind gute Ergebnisse“, sagte Stein. Kritisch sieht Stein die angekündigte Ausbildungsplatzgarantie. „Es sind nicht die Ausbildungsplätze, die fehlen, sondern diejenigen, die eine Ausbildung machen wollen“, erklärte der Kammerpräsident.

Wichtig sei vor allem, dass in der Energiekrise die von Bund und Land angekündigten Rettungsschirme schnell aufgespannt werden und die Hilfen bei den Betrieben ankommen. Eckhard Stein zu diesem Thema: „Gerade in der aktuellen Situation braucht das Handwerk verlässliche Rahmenbedingungen. Wenn Energie bezahlbar ist, dann kann das Handwerk seine Stärken ausspielen. Das Handwerk hat sich in schwierigen Zeiten immer als Stabilitätsanker und Zukunftsmacher erwiesen.  Handwerkerinnen und Handwerker wollen die Zukunft mitgestalten und all ihr Know-how und Kreativität einbringen, um Transformation und Modernisierung voranzubringen. Eine Ausbildung im Handwerk hat Zukunft – jetzt vielleicht mehr denn je“, sagte der Präsident.

Gastredner der 199. Vollversammlung war Frieslands Landrat Sven Ambrosy. Er beschrieb das Handwerk als starken Partner für die Region und Wirtschaftsmotor im ländlichen Raum. Als Beispiel nannte Ambrosy seinen Landkreis, der vor 20 Jahren eine hohe Arbeitslosigkeit und eine hohe Pro-Kopf-Verschuldung zu verzeichnen hatte. Die Zahl der Auszubildenden sei hingegen niedrig gewesen. „Dass es heute anders ist, hat viel mit dem Handwerk zu tun – und mit der Zuversicht, die das Handwerk ausstrahlt.“ Für Ambrosy haben Kommunen und Handwerk in den Krisen der letzten 20 oder 30 Jahre „den Laden am Laufen gehalten“. Kommunen und Handwerk seien die zentralen Stellen, die Arbeitsplätze im ländlichen Raum schaffen.

Zuvor war Heiko Henke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Oldenburg, auf Daten des regionalen Handwerks eingegangen. Die Zahl der Betriebe hat sich um 13 auf 13.191 erhöht. Bei den neu eingetragenen Lehrverhältnissen gab es hingegen ein Minus von 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Berufsbildungszentrum der Kammer nahmen 1.733 Auszubildende an den Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisungen teil. In den Meistervorbereitungskursen bildeten sich 672 Handwerkerinnen und Handwerker weiter.

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