– dem Austausch zu aktuellen und zukunftweisenden Entwicklungen,
– der Bearbeitung übergeordneter Fragestellungen,
– der Identifikation zentraler Handlungsfelder und
– der Förderung des Wissenstransfers.
Neben den auf internationaler Ebene sehr dynamischen Entwicklungen rund um die Digitalisierung gilt es, die Vielfalt sowie die regionalen Gegebenheiten der deutschen Milchwirtschaft zu berücksichtigen. Die Digitalisierung sehen wir hier als Werkzeug zur Lösung komplexer Herausforderungen sowie als Chance zur Schaffung eines Mehrwertes. In der digitalen Landkarte der Milchwirtschaft (siehe Abbildung Seite 2) wurden der Status quo der digitalen Beziehungen skizziert und Themenfelder benannt, die heute bereits digital bearbeitet werden. Auf dieser Basis definiert der vorliegende 10-Punkte-Plan die zentralen Herausforderungen, denen die Akteure aus der Branche gemeinsam mit Politik, Wissenschaft und Gesellschaft aktiv begegnen wollen.
Diese Positionierung zum Thema Digitalisierung in der deutschen Milchwirtschaft wurde in Zusammenarbeit der Initiativverbände der Strategie 2030 erarbeitet.
Der Verband der Deutschen Milchwirtschaft e.V. (VDM) ist der „Runde Tisch der Milchwirtschaft“. Relevante Themen für den Milchsektor werden sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene begleitet. Im Januar 2020 wurde die „Strategie 2030 der Deutschen Milchwirtschaft“ veröffentlicht. Der VDM begleitet die Umsetzung, Weiterentwicklung und Nachjustierung der einzelnen Maßnahmen der Strategie 2030 organisatorisch im Rahmen des Lenkungsgremiums der Strategie.
10 Punkte-Plan zur digitalen Zukunft der deutschen Milchwirtschaft
1. Gemeinsamen Mehrwert für Landwirte und Molkereiwirtschaft schaffen!
Landwirte und Molkereien klagen oftmals über den immens hohen bürokratischen Aufwand im praktischen Alltag. Viele Daten müssen heute manuell oder sogar mehrmals auf unterschiedlichen Datenportalen eingegeben werden. Ein Mehrwert besteht allein darin, die Daten automatisch zu erfassen und Doppelungen in der Erfassung konsequent abzustellen. Auf diese Weise würde sich der Arbeitsaufwand für die Beteiligten deutlich reduzieren. Neue digitale Lösungen sollten diesen Aspekt in den Fokus rücken.
2. Zusammenführung vorhandener Ansätze und Akteure!
Die „Digitale Landkarte der Milchwirtschaft“ (siehe Graphik) zeigt die Vielzahl der Akteure, Themen und Zielgruppen und macht deutlich, dass heute bereits zahlreiche Ansätze zur digitalen Informationserfassung vorhanden sind, beispielsweise in vorhandenen Ansätzen der Zucht, Tiergesundheit, Milchqualität und Feldwirtschaft. Ein gemeinsamer Ansatz würde Zeit und Kosten sparen und einen strategisch-technologischen Nutzen für alle Beteiligten bieten. Deshalb begrüßen wir einen konstruktiven Austausch mit Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und relevanten Stakeholdern.
3. „Grundstein“ legen für gemeinsame Datenplattform!
Digitalisierung ist ein fortlaufender und sehr dynamischer Prozess mit unendlichen Möglichkeiten. Heute erahnt kaum jemand, welche Anwendungen morgen möglich sein werden. Ein guter Startpunkt liegt in Themenstellungen, die mit Blick auf gesellschaftliche Anforderungen an die Landwirtschaft einen besonderen Mehrwert für die Branche bieten, wie beispielsweise Tierwohl oder Klimaeffekte von Milchprodukten.
4. Netzwerk statt Insellösungen!
Heute herrschen in der digitalen Landschaft eindimensionale Insellösungen vor. Zwar gibt es eine Flut von Daten und Informationen, die teilweise sogar automatisch erhoben, aber nicht analysiert, geschweige denn mit anderen Datensätzen zusammengeführt werden. Die Entwicklung neuer Algorithmen ermöglicht mehr Wissen und tiefere Erkenntnisse, braucht aber zwingend multidimensionale Datennetze. Die „Digitale Landkarte der Milchwirtschaft“ lässt erahnen, welches Potenzial hier schlummert!
5. Multidimensionaler Datenaustausch!
Die Supply Chains des Agribusiness sind vielfältig und hochkomplex. Bisher stand der Transfer von Gütern und Dienstleistungen im Fokus der Betrachtungen. Bei wachsenden Anforderungen an Transparenz und Rückverfolgbarkeit bekommen Informationen entlang der Wertschöpfungskette einen Wert. Der Datenfluss sollte als multidimensionaler Datenaustausch über alle Stufen und in alle Richtungen der Geschäftsbeziehungen zwischen den Akteuren geführt werden.
6. Faire Regeln im gemeinsamen Datenraum!
Digitalisierung lebt vom Datenaustausch. Ein gemeinsamer Datenraum bietet die Möglichkeit, klare Regeln über Speicherung und Verwendung von Daten festzulegen, Zugriffsrechte zu definieren und einen fairen Umgang mit sensiblen Daten zu finden, zu dem sich alle beteiligten Akteure bekennen. In einem gemeinsamen Datenraum werden diese Regeln einmal für alle Partner festgelegt. Ein mühsames Verhandeln zwischen unzähligen Akteuren entfällt, Vertrauen entsteht und anfängliche Bedenken lösen sich auf.
7. Kosten, Wirtschaftlichkeit und Wettbewerb im Blick behalten!
Aufbau und Betrieb einer gemeinsamen Datenplattform geschehen nicht ohne Aufwand. Die beteiligten Akteure sollten auch zur Frage der Finanzierung klare Regeln finden, um einen Wettbewerb um die Daten zu vermeiden. Es darf weder Datenmonopole noch opportunistischen Umgang mit Daten, beispielsweise unkontrollierte Weitergabe oder sogar Verkauf von Daten, geben.
8. IT-Struktur für die Zukunft festlegen!
Ein digitales Aktionsportal braucht neben den Regeln zum Umgang mit Daten auch die Sicherheit, dass der Datenfluss technisch funktioniert und die verfügbaren Daten aktuell und valide sind. Es ist daher wichtig, sich vor dem Start des gemeinsamen Netzwerks über Datenstandards und technische Schnittstellen, also die IT-Architektur, Gedanken zu machen.
9. Offenheit und Qualifikation für weitere Entwicklungen!
Die Digitalisierung bietet unzählige Chancen, beispielsweise für die wirtschaftliche Effizienz und Ressourcenschonung, der Qualitätssicherung und Vernetzung entlang der Wertschöpfungskette. Gleichzeitig müssen die Risiken im Bereich Datenschutz und Datensicherheit dringend beachtet werden. Digitale Technologien und ihre Anwendung benötigen daher Digitalkompetenz und Wissen auf allen Stufen. Kenntnisse über Algorithmen und künstliche Intelligenz ermöglichen das Steuern der digitalen Entwicklungen. Diese Qualifikation gehört in die Ausbildung in der Milchwirtschaft.
10. Netzverfügbarkeit überall!
Ohne eine leistungsfähige digitale Infrastruktur in allen ländlichen und urbanen Räumen können die Chancen der Digitalisierung nicht genutzt werden. Aktuell ist die Netzverfügbarkeit in vielen Regionen Deutschlands noch unzureichend und sollte dringend ausgebaut werden.
Milchindustrie-Verband e.V.
Jägerstraße 51
10117 Berlin
Telefon: +49 (30) 4030445-0
Telefax: +49 (30) 4030445-55
http://www.milchindustrie.de
Telefon: +49 (30) 4030445-31
Fax: +49 (30) 4030445-57
E-Mail: boergermann@milchindustrie.de