100 beats per minute fürs Überleben: Laienreanimation für Schülerinnen und Schüler

Ein plötzlicher Herzstillstand erfordert schnelles und beherztes Eingreifen, damit ein Mensch gut und ohne bleibende Schäden überleben kann. Wenn Laienreanimation schon an Schulen vermittelt wird, dann kann das jungen Menschen Sicherheit geben, in solchen Ausnahmesituationen ohne Angst entschlossen und bewusst Wiederbelebungsmaßnahmen einzuleiten. In anderen Ländern konnte gezeigt werden, dass die Wiederbelebungsquote durch solche Maßnahmen deutlich ansteigt. NRW-Schulministerin Dorothee Feller hat heute in Münster eine große Veranstaltung mit Schülerinnen und Schülern besucht und am Wiederbelebungstraining teilgenommen.

113 Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 des Gymnasium Paulinum und ihre Lehrerinnen und Lehrer knien vor ihren Reanimationspuppen und drücken im Takt zum Bee Gees-Klassiker „Staying alive“ 100 Mal pro Minute auf den Brustkorb der Puppe. Schul- und Bildungsministerin Dorothee Feller: „Auch Kinder und Jugendliche können Leben retten, wenn sie entsprechend vorbereitet sind. Im Ernstfall sind Mut und Wissen erforderlich, um in einer solchen Situation schnell zu handeln. Ich bin überzeugt, dass mehr Menschenleben gerettet werden können, wenn das Wissen um Reanimation frühzeitig vermittelt wird. Deshalb unterstütze ich Reanimationstrainings und wir arbeiten daran, dass das Thema Wiederbelebung an unseren Schulen mehr Aufmerksamkeit bekommt.“

Für den ehemaligen Ärztlichen Direktor und Vorstandsvorsitzenden des UKM (Universitätsklinikum Münster), Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h.c. Hugo Van Aken, seines Zeichens auch Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI): „Die Laienreanimation war mir persönlich immer ein wichtiges Anliegen. Mit dieser einfachen Maßnahme können wir viele Menschenleben retten und Betroffenen und deren Angehörigen gleichzeitig viel Leid ersparen.“ Denn wenn nicht zeitnah und richtig animiert werde, drohe im Fall des Überlebens unter Umständen eine schwere neurologische Hirnschädigung. „Das Gehirn beginnt nach fünf Minuten ohne Sauerstoff zu sterben – mit den entsprechenden Folgen für den Betroffenen. Der Tod durch Herzstillstand oder schwere neurologische Folgen können künftige Generationen sehr viel weniger häufig betreffen, wenn möglichst viele Schülerinnen und Schüler die Wiederbelebung schon in der Schule erlernen“, so Van Aken.

In den skandinavischen Ländern gebe es bereits sehr gute Erfahrungen mit der Aufnahme der Laienreanimation als Bestandteil des Unterrichts, ergänzt auch der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Hans Gehle: „Während in Deutschland nur etwa ein Drittel aller Menschen bei einem Herzstillstand zielsicher Wiederbelebungsmaßnahmen einleitet, sind es bei den Skandinaviern zwischen 60 und 80 Prozent. Das zeigt, dass wir da viel Potential nach oben haben.“

Damit auch die Lehrkräfte dafür gut gerüstet sind, können Lehrerinnen und Lehrer auch von den jeweils vor Ort ansässigen anerkannten Hilfsorganisationen sowie weiteren von den Unfallversicherungsträgern anerkannten Institutionen, auch etwa Universitätskrankenhäusern, unterstützt werden. Das können also auch regionale Kliniken sein, aber auch Freiwillige, zum Beispiel Medizinstudentinnen und Medizinstudenten. Ärztekammerpräsident Gehle, sicherte die Unterstützung aus der Ärzteschaft für dieses wichtige Anliegen heute zu. Schwer zu erlernen sei die Laienreanimation jedenfalls für niemanden. Voraussetzungen oder Einschränkungen die Inhalte der Laienreanimation sicher zu erlernen und selbst zu vermitteln gebe es schlicht nicht. 

Für die Stadt Münster war heute Bürgermeisterin Angela Stähler vor Ort. Sie zeigte sich begeistert von der Motivation der Schülerinnen und Schüler: „Die Schülerinnen und Schüler lernen etwas, bei dem sie selbst unmittelbar das Gefühl haben, im Ernstfall etwas Sinnvolles tun zu können. Das gibt ihnen ein Gefühl von Handlungsfähigkeit statt Hilflosigkeit.“

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