Stabile Wirtschaftslage im Mittelstand – Stagnation zeichnet sich ab

Der kooperierende Mittelstand ist robuster als befürchtet in das Jahr 2023 gestartet. Das Gros der Unternehmen schätzt die aktuelle wirtschaftliche Lage eher positiv ein und auch bei Investitionen und Beschäftigung zeichnet sich eine Verstetigung für das laufende Jahr ab. Das ist das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage des MITTELSTANDSVERBUNDES unter seinen Mitgliedern. 

Das neue Jahr ist für den kooperierenden Mittelstand wirtschaftlich relativ stabil gestartet – 45,6 % der Kooperationen bezeichnen ihre wirtschaftliche Lage als gut, das ist allerdings ein Rückgang gegenüber dem Schlussquartal 2022, in dem noch mehr als 57 % der Unternehmen eine solche Einschätzung meldeten. 

„Auch wenn die Lage aktuell von dem Szenario deutlich positiv abweicht, welches sich zu Beginn des Winters für die Verbundgruppen abzeichnete, so gilt weiterhin höchste Wachsamkeit. Die aktuell weiter leicht sinkenden Energiepreise dürfen nicht über eine nach wie vor historisch hohe Inflation, wuchernde Bürokratie, zu schwache digitale- und Verkehrsinfrastruktur und international einseitiger Abhängigkeiten von Lieferanten hinwegtäuschen. Politische Entscheidungsträger:innen, die einen robusten Mittelstand wünschen, müssen hier entschlossen gegensteuern“, so der Hauptgeschäftsführer des MITTELSTANDSVERBUNDES, Dr. Ludwig Veltmann, mit Blick auf die Ergebnisse der Konjunkturumfrage.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Umsatzzahlen der Kooperationen: Nur gut 40 % der Unternehmen meldeten zwischen Januar und März 2023 Umsatzsteigerungen – das ist ein Minus von rund 8 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorquartal. Gleichzeitig zeigt sich mit rund 30 % (Vor-Quartal: 28,6 %) ein leichter Anstieg der Anzahl der Unternehmen, deren Umsätze im 1. Quartal zurückgingen. Die Prognose für die kommenden Monate sieht der größte Teil der Verbundgruppen stabil (rund 44 %) – es rechnen allerdings etwa 23 % der Unternehmen mit sinkenden Umsätzen (Vor-Quartal: 19,6 %). Mehr als ¼ der Kooperationen blickt optimistisch nach vorn und geht im weiteren Jahresverlauf von steigenden Umsätzen aus. 

Eine ähnliche Entwicklung ist bei den Anschlusshäusern der Verbundgruppen zu beobachten: Hier zeigten sich die Umsätze zwischen Januar und März für das Gros der Unternehmen stabil (rund 40 %). Beim Umsatz aufwärts ging es für rund ¼ der Unternehmen, allerdings verzeichnen mehr als 28 % eine Abwärtsentwicklung im ersten Quartal 2023. 

Besser sieht es bei der Ertragslage aus: Für rund 44 % der Verbünde und damit die Mehrheit bewegt sich diese auf stabilem Niveau (Vor-Quartal: 50 %), während rund 25 % der Unternehmen sogar ein Plus spiegeln (Vor-Quartal: 30,4 %). Allerdings berichten auch 30 % der Kooperationen von einem Ertragsminus in den ersten drei Monaten des Jahres (Vor-Quartal: 19,6 %). Beim Blick in die Zukunft erwarten mehr als 54 % der Verbundgruppen in den kommenden Monaten keine wesentliche Veränderung der Ertragsentwicklung. Rund 18 % der Unternehmen rechnen mit einem Plus, rund 25 % gehen aber von einem Rückgang aus. 

Investitionsverhalten stabil

Zu beobachten ist im 1. Quartal eine Kontinuität des Investitionsverhaltens im kooperierenden Mittelstand: Mehr als 70 % der Kooperationen haben in den ersten drei Monaten genauso viel investiert wie im Schlussquartal 2022 (Vor-Quartal: 62,5 %). Mehr als 12 % der Unternehmen haben sogar mehr Investitionen getätigt (Vor-Quartal: 25 %), während bei 14 % der Verbünde das Investitionsniveau von Januar bis März niedriger ausfiel (Vor-Quartal: 8,9 %). Dabei schaut die Mehrheit der Verbundgruppen optimistisch in die Zukunft – rund 60 % der Unternehmen wollen in naher Zukunft genauso viel investieren, 28 % planen sogar ein Investitionsplus. 

Beschäftigungszahlen sind stabil

Die Beschäftigungszahlen zeigen sich zum Jahresbeginn stabil. Bei mehr als 77 % der Kooperationen hat sich das Beschäftigungs-Niveau nicht verändert (Vor-Quartal: 67,9 %), während rund 18 % der Unternehmen mehr Personal eingestellt haben (Vor-Quartal: 23,2 %). Lediglich 3,5 % der Verbünde haben weniger Personal eingestellt (Vor-Quartal: 8,9 %).

Der Ausblick verrät, dass rund 32 % der Verbundgruppen für die kommenden Monate einen personellen Zuwachs planen – rund 60 % wollen auf gleichem Beschäftigungslevel verbleiben. 

Parallelen zeigt der Blick auf die Anschlusshäuser – auch hier meldeten mehr als 70 % der Unternehmen eine unveränderte Beschäftigtenzahl, rund 11 % haben mehr Personal eingestellt.

Insolvenzgefährdung bei einem Drittel der Unternehmen erhöht 

Auch wenn der kooperierende Mittelstand weiterhin widerstandsfähig bleibt, setzen ihm vielfältige Herausforderungen wie deutlich gestiegene Energiekosten, eine nach wie vor hohe Inflation, die Nachwirkungen der Pandemie und Lieferengpässe massiv zu. Wie haben sich also die vergangenen Monate auf die Insolvenzgefährdung der Unternehmen ausgewirkt? Die aktuelle Konjunkturumfrage des MITTELSTANDSVERBUNDES liefert auch hierauf Antworten: So gehen rund ein Drittel der Verbundgruppen davon aus, dass sich die Insolvenzgefährdung ihrer Anschlusshäuser – also ihrer Mitglieder – in der jüngsten Vergangenheit moderat oder sogar deutlich erhöht hat. Etwas mehr als die Hälfte der Kooperationen geht eher nicht davon aus. 

Auch eine Gefährdung der Kooperationen selbst durch Insolvenzen oder freiwillige Geschäftsaufgaben von Mitgliedern wird aktuell nur vereinzelt befürchtet. Die meisten Unternehmen gehen von weniger als 1 % der Anschlusshäuser aus, die von Insolvenzen oder freiwilligen Geschäftsaufgaben aus wirtschaftlichen Gründen in 2023 betroffen sein könnten. 

An der Konjunkturumfrage haben sich 57 Verbundgruppenzentralen mit rund 43.000 angeschlossenen Unternehmen aus insgesamt 18 Branchen beteiligt – darunter waren etwa Küchen & Möbel, Konsumelektronik, Schuhe & Textil, das Bauhandwerk sowie Lebensmittel & Getränke. Die Erhebung wird regelmäßig unter den Verbundgruppen des MITTELSTANDSVERBUNDES durchgeführt, die insgesamt 230.000 mittelständische Unternehmen vertreten. Zu den befragten Einkaufs-, Marketing- und Dienstleistungskooperationen zählen beispielsweise Edeka, Rewe, Sport 2000, expert, MEGA und BÄKO.

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