„Investitionen brauchen attraktive Finanzierungsbedingungen“

Die anhaltend hohe Inflation zwingt Zentralbanken weltweit dazu, die Leitzinsen zu erhöhen. Umso mehr muss nun das Augenmerk auf die sonstigen Finanzierungsbedingungen des industriellen Mittelstands gerichtet werden, fordert der VDMA. „Mit ihren Leitzinserhöhungen kommt die Europäische Zentralbank konsequent ihrem ureigensten Auftrag, der Sicherung der Geldwertstabilität, nach", kommentiert VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers den jüngsten EZB-Zinsbeschluss. Das sollte die Banken jedoch nicht daran hindern, die investierenden und innovierenden Unternehmen weiterhin mit attraktiven Finanzierungsbedingungen unterstützend zu begleiten. „Denn es gibt neben der Zinshöhe zahlreiche andere Stellschrauben", sagt Wiechers.

Laut der jüngsten VDMA-Blitzumfrage von Ende Juni sieht sich aktuell jede zweite Maschinenbaufirma konfrontiert mit geringen (29 Prozent), merklichen (17 Prozent) oder gar gravierenden (4 Prozent) Liquiditätsengpässen. Jedes dritte Unternehmen führt aktuell Finanzierungsgespräche mit Banken (30 Prozent) oder plant diese (4 Prozent). Neben dem gestiegenen Zinsniveau weisen diese Firmen auf zahlreiche Hürden in ihren Gesprächen hin. Nahezu jeder zweite Befragte beklagt gestiegene Kosten und Gebühren (48 Prozent) sowie aufwendigere Informationsanforderungen und Bürokratie (47 Prozent). Jedes dritte Unternehmen nimmt eine generelle Zurückhaltung bei der Kreditvergabe (31 Prozent) wahr, die sich nicht selten in mangelnder Bereitschaft äußert, risikoreiche Projekte zu unterstützen (18 Prozent). Hinzu kommen gestiegene Forderungen nach Sicherheiten (31 Prozent) sowie Covenants, also Verpflichtungen, bestimmte Bedingungen und Auflagen während der Laufzeit eines Kreditgeschäfts zu erfüllen (30 Prozent). Jedes vierte Unternehmen mit Kreditverhandlungen (23 Prozent) berichtet über gestiegene Nachhaltigkeitsanforderungen zur Erfüllung der sogenannten Nachhaltigkeits-Kriterien (ESG).

„Die tiefgreifenden Veränderungen in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft weltweit stellen den Maschinen- und Anlagenbau und seine Kunden vor enorme und risikoreiche Herausforderungen. Investitionen und Innovationen sind die treibenden Kräfte hinter diesen Veränderungen. Um davon letztlich zu profitieren, bedarf es einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit aller Beteiligten“, sagt Wiechers. Chancen und Risiken müssen gleichermaßen geteilt werden. Die Aufgabe der Banken darf sich deshalb nicht darauf beschränken, nach neuen Anlagemöglichkeiten Ausschau zu halten. „Branchen wie der Maschinen- und Anlagenbau brauchen auch attraktive Finanzierungsbedingungen, um zeitnah und adäquat auf Veränderungen im Marktumfeld reagieren zu können", resümiert der VDMA-Chefvolkswirt.

Über den VDMA, Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.

Der VDMA vertritt 3600 deutsche und europäische Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus. Die Industrie steht für Innovation, Exportorientierung und Mittelstand. Die Unternehmen beschäftigen insgesamt rund 3 Millionen Menschen in der EU-27, davon mehr als 1,2 Millionen allein in Deutschland. Damit ist der Maschinen- und Anlagenbau unter den Investitionsgüterindustrien der größte Arbeitgeber, sowohl in der EU-27 als auch in Deutschland. Er steht in der Europäischen Union für ein Umsatzvolumen von geschätzt 770 Milliarden Euro. Rund 80 Prozent der in der EU verkauften Maschinen und Anlagen stammen aus einer Fertigungsstätte im Binnenmarkt.

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