Apotheken-Nachrichten von heute

Die heutigen Apotheken-Nachrichten beleuchten vielfältige Themen. Von Retaxationen in bayerischen Apotheken bis zur Debatte um Glyphosat. Eine komplexe Gemengelage aus rechtlichen Herausforderungen, regulatorischen Entwicklungen und medizinischen Erkenntnissen prägt das aktuelle Gesundheitsgeschehen.

Retaxationen in bayerischer Apotheke: AOK zieht 5 Euro ab

In einer Apotheke in Bayern wurde in den letzten Monaten wiederholt mit Retaxationen durch die AOK konfrontiert. Die Rezepte wurden aufgrund von Fristüberschreitungen retaxiert, wobei die Kasse bei ein bis zwei Rezepten jeweils 5 Euro abzog. Die Inhaberin äußerte die Vermutung, dass dies darauf abzielte, unbemerkt kleinere Beträge abzuziehen, und möglicherweise den Aufwand für Gegenbeweise und Einsprüche zu erhöhen.

GKV-Spitzenverband befürwortet Telepharmazie und lehnt assistierte Videosprechstunden ab

Der GKV-Spitzenverband hat offiziell die Liberalisierungspläne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach zum Digitalgesetz (DigiG) begrüßt. In seiner Stellungnahme äußerte sich der Verband erstmals zur Idee der Light-Filialen, wobei assistierte Videosprechstunden abgelehnt wurden. Die Telepharmazie wurde hingegen als vielversprechendes Potenzial für die Arzneimittelversorgung betrachtet.

Asuc sorgt für Verwirrung mit Preisinformationen in Baden-Württemberg

Die Firma Asuc versetzte Apotheken in Baden-Württemberg in Unruhe, indem sie Informationsschreiben mit rückwirkenden Preiserhöhungen ab dem 1. Juli 2022 verschickte. Der Landesapothekerverband (LAV) gab jedoch Entwarnung und versicherte den Apothekerinnen und Apothekern, dass keine unmittelbaren Sorgen bezüglich der Preisänderungen bestehen.

EMA startet Nutzen-Risiko-Neubewertung von Azithromycin

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat eine umfassende Nutzen-Risiko-Neubewertung von Azithromycin-haltigen Arzneimitteln gestartet. Hintergrund ist die zunehmende Resistenz gegenüber Azithromycin in Europa. Die Überprüfung wurde auf Antrag des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eingeleitet.

Pharmaindustrie klagt gegen Gesetz zur Kassenfinanzstabilisierung

Die Pharmaindustrie protestiert vehement gegen das Gesetz zur Stabilisierung der Kassenfinanzen. Nach Roche, Abbvie und Janssen hat auch Ipsen Pharma Deutschland, eine Tochter von Ipsen, Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht eingereicht, wie der Verband der forschenden Pharmaunternehmen vfa bekannt gab. Der Industrie geht es dabei um die Wahrung ihrer wirtschaftlichen Interessen.

BfArM erwägt Exportverbot für Semaglutid

Die anhaltende hohe Nachfrage nach Präparaten mit dem GLP-1-Rezeptoragonisten Semaglutid führt dazu, dass das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ein mögliches Exportverbot in Erwägung zieht. BfArM-Präsident Karl Broich äußerte gegenüber dem Magazin »Spiegel«, dass diese Maßnahme notwendig werden könnte, sollten bisherige Maßnahmen nicht den gewünschten Effekt zeigen.

Gericht in Südafrika gibt Apothekern Recht zur Verschreibung von Medikamenten

Ein Gericht in Südafrika hat eine Klage einer Ärzteorganisation abgewiesen und den Apothekern das Recht erteilt, Medikamente für HIV- und Tuberkulose-Patienten zu verschreiben. Die Initiative PIMART (Pharmacy-Initiated Management of Antiretroviral Treatment) des South African Pharmacy Council (SAPC) ermöglicht es speziell geschulten Apothekern, selbst Arzneimittel für diese Patientengruppen zu verschreiben.

EU erlaubt Glyphosat für weitere 10 Jahre

Die EU-Kommission hat beschlossen, den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat für weitere zehn Jahre zuzulassen. Diese Entscheidung stößt auf heftige Kontroversen, insbesondere hinsichtlich möglicher Gefahren für Mensch und Umwelt. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) äußert Kritik an dieser Entscheidung und betont die Notwendigkeit eines umfassenden Umweltschutzes.

Salzarme Ernährung senkt Blutdruck auch bei Patienten mit Blutdrucksenkern

Eine umfangreiche amerikanische Studie mit 213 Teilnehmern zwischen 50 und 75 Jahren zeigt, dass eine salzarme Ernährung den Blutdruck selbst bei Personen, die bereits blutdrucksenkende Medikamente einnehmen, deutlich vermindern kann. Die blutdrucksenkende Wirkung trat bei etwa drei Vierteln der Probanden bereits nach einer Woche ein und war unabhängig von verschiedenen Faktoren wie Alter, Geschlecht, ethnischer Gruppe, Body-Mass-Index und Diabetes. Die Ergebnisse dieser Studie wurden im Fachjournal JAMA veröffentlicht.

Kommentar: Einblicke in die Komplexität der Gesundheitspolitik

Die heutigen Apotheken-Nachrichten spiegeln die Vielschichtigkeit und die fortlaufenden Herausforderungen im Gesundheitswesen wider. Von rechtlichen Auseinandersetzungen und regulatorischen Entwicklungen bis hin zu medizinischen Erkenntnissen zeichnen diese Nachrichten ein umfassendes Bild des aktuellen Gesundheitsgeschehens.

Die Retaxationen in bayerischen Apotheken werfen Fragen zur Transparenz und Fairness in der Zusammenarbeit mit Krankenkassen auf. Die Befürwortung der Telepharmazie durch den GKV-Spitzenverband markiert einen Schritt in Richtung digitaler Innovationen im Gesundheitswesen, während gleichzeitig Bedenken bezüglich der Videosprechstunden geäußert werden.

Die Verwirrung um Preiserhöhungen durch Asuc in Baden-Württemberg verdeutlicht die Bedeutung klarer Kommunikation und verlässlicher Informationen in der Apothekenpraxis. Die laufende Bewertung von Azithromycin und die Überlegungen des BfArM zu einem möglichen Exportverbot für Semaglutid weisen auf die ständige Notwendigkeit hin, die Sicherheit und Wirksamkeit von Arzneimitteln zu gewährleisten.

Die Klagen der Pharmaindustrie gegen das Gesetz zur Kassenfinanzstabilisierung verdeutlichen die Spannungen zwischen wirtschaftlichen Interessen und dem Bestreben nach einer nachhaltigen und bezahlbaren Gesundheitsversorgung. Gleichzeitig signalisiert die Entscheidung des südafrikanischen Gerichts eine Verschiebung der traditionellen Rollen von Ärzten und Apothekern.

Die erneute Zulassung von Glyphosat durch die EU-Kommission unterstreicht die Herausforderungen bei der Balance zwischen landwirtschaftlichen Bedürfnissen und Umweltschutz. Die Ergebnisse der Studie zur salzarmen Ernährung bieten einen vielversprechenden Ansatz für die präventive Gesundheitspflege, insbesondere für Patienten mit Blutdrucksenkern.

Insgesamt spiegeln die heutigen Nachrichten das komplexe Geflecht von wissenschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Aspekten wider, die die moderne Gesundheitslandschaft prägen. Eine kontinuierliche Diskussion und Anpassung der Politik und Praxis im Gesundheitswesen sind unerlässlich, um eine umfassende und effektive Patientenversorgung sicherzustellen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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