Wie MINT-Berufe für Frauen attraktiv werden

Frauen entscheiden sich seltener für eine Karriere in MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) und gelangen seltener in Führungspositionen. In der Folge sind weibliche Führungskräfte in MINT eine Rarität. Doch was muss geschehen, damit mehr Frauen hier Karriere machen können? Ein natürliches Experiment von Forscher/innen der Northwestern University, Boston University und LUISS University und des ZEW Mannheim zeigt, dass höhere Frauenanteile in Aufsichtsräten und Vorständen sowie modernere Unternehmenskulturen die Geschlechtervielfalt in MINT-Berufen erhöhen können. Vor diesem Hintergrund sind interne Quotenregelungen und etablierte Verhaltenskodizes in Unternehmen zur Förderung der Diversität sinnvoll.

„Ein höherer Frauenanteil in den Führungsgremien von Unternehmen ist ein wesentlicher Baustein, um die Geschlechtervielfalt in MINT-Berufen zu erhöhen. Dies allein reicht aber nicht aus, um den Anteil weiblicher Führungskräfte in dem Bereich signifikant zu erhöhen“, erklärt Bernhard Ganglmair, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“ und Leiter der Nachwuchsforschungsgruppe „Wettbewerb und Innovation“. „Mindestens genauso wichtig sind die informellen Normen und Werte der Unternehmen. Schließlich haben sie es in der Hand, ein Umfeld zu schaffen, in dem Frauen gerne arbeiten und Karriere machen wollen“.

Die Vorteile der Geschlechtervielfalt

Die Forscher/innen nutzen ein natürliches Experiment innerhalb der Internet Engineering Task Force (IETF). Im betrachteten Zeitraum von 2005 bis 2020 wurden insgesamt 209 Mitglieder für das Komitee, das die IETF-Führungskräfte ernennt, erfasst. Sie wurden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. In den 2000er Jahren führte ein höherer Anteil weiblicher Mitglieder im Komitee nicht zu einer Erhöhung der Zahl der Frauen, die für Führungspositionen ernannt wurden. Vielmehr verringerte ein höherer Frauenanteil die Chance, dass Frauen in Führungspositionen berufen wurden. Erst nachdem die gesamte IETF für die Vorteile von Geschlechtervielfalt sensibilisiert wurde, wählte das Komitee mehr weibliche Führungskräfte aus. „Interessant ist vor allem, dass mehr Frauen im Komitee nicht automatisch dazu führen, dass auch mehr weibliche Führungskräfte berufen werden. Es ist daher ratsam, sowohl Männer als auch Frauen für das Thema Geschlechtervielfalt zu sensibilisieren“, erklärt Ganglmair.

Über die Internet Engineering Task Force

Das Ziel der IETF ist die Entwicklung von Internetstandards und Best Practices, die die Funktionsweise des Internets verbessern sollen. Die Forscher/innen wählten die IETF unter anderem wegen ihres einzigartigen Verfahrens zur Auswahl der Mitglieder ihres Auswahlkomitees. Sie werden jedes Jahr nach dem Zufallsprinzip aus einer Liste von Freiwilligen ausgewählt. Es handelt sich dabei um ein Verfahren, das zum Teil dazu dient, Vielfalt in das Gremium zu bringen.

Über ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim

Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.

Forschungsfelder des ZEW

Altersvorsorge und nachhaltige Finanzmärkte; Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen; Digitale Ökonomie; Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik; Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik; Marktdesign; Umwelt- und Klimaökonomik; Ungleichheit und Verteilungspolitik; Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft.

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