„Wir erleben eine wachsende Dynamik und eine stark steigende Nachfrage nach Strompartnerschaften für unsere Solar- und Windkraftanlagen“, berichtet Christine zu Putlitz, die bei Vattenfall die Vermarktung der Erneuerbaren Energien leitet. „Gerade für Industriekunden, Stadtwerke oder größere Dienstleister werden fossilfreier Strom und Nachhaltigkeit immer bedeutender für langfristige Kundenbindungen und die Dekarbonisierung von Geschäftsmodellen.“ PPAs ermöglichen Investoren und Erzeugern, Projekte zu finanzieren und industriellen Verbrauchern, über den Bezug von erneuerbarem Strom ihren Betrieb und ihre Produkte zu dekarbonisieren. Damit erfüllen die Unternehmen unter anderem die EU-Vorgaben im Rahmen des ‘Green Deals’.
Private Lieferverträge zwischen Vattenfall und Stromabnehmern auf Unternehmensseite bewegen sich in der Regel in einer Größenordnung zwischen 30 und 500 Gigawattstunden pro Jahr – das kann am unteren Ende etwa dem Jahresstromverbrauch einer Kleinstadt und am oberen Ende dem von internationalen Flughäfen oder großen, industriellen Produktionsanlagen entsprechen. Die Verträge haben Laufzeiten zwischen 5 und 15 Jahren. „Eine genaue Markteinschätzung mit Blick auf Risiken und Preisprognosen ist daher im Vorfeld notwendig“, erklärt zu Putlitz. „Im Ergebnis schaffen unsere Strompartnerschaften auf diese Weise Investitions- und Planungssicherheit, kalkulierbare Preise und Risikostreuung für beide Partner.“
So hat Vattenfall kürzlich einen 10-jährigen Stromliefervertrag aus dem Agri-PV Projekt Tützpatz mit nahezu 80 Megawatt (MW) Leistung in Mecklenburg-Vorpommern an den Infrastruktur-Dienstleister der Deutschen Telekom-Tochter PASM verkauft. Weitere Stromlieferverträge sind aktuell in Vorbereitung. Im Bereich Solar verfügt Vattenfall in Deutschland über insgesamt mehr als 4 Gigawatt in Entwicklung befindlicher Projekte. Weiterhin investiert Vattenfall in On- und Offshore Projekte. In den nächsten Jahren endet bei einigen Wind-Projekten zudem die staatliche EEG-Förderung; der Grünstrom aus diesen Anlagen dürfte damit ebenfalls für PPAs zur Verfügung stehen.
„Chancen und Risiken von PPAs liegen für uns klar auf der Hand“, betont zu Putlitz. „Schließlich bergen langfristige Verträge mit Laufzeiten von bis zu 15 Jahren auch Ausfallrisiken für die Energieerzeuger – trotz aller Plan- und Kalkulierbarkeit.“ Das ist einer der Gründe, weshalb es zum Beispiel für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) oft schwierig ist, erneuerbare Energien über Stromabnahmeverträge mit dem Betreiber eines Wind- oder Solarparks zu beziehen.
Die politische Einigung zur EU-Strommarktreform stimmt zu Putlitz jedoch optimistisch. „Die Regelungen ermöglichen die Einrichtung vereinfachter staatlicher Kreditgarantien für private Stromlieferverträge durch die Mitgliedsstaaten“, erklärt sie. „Dieses Instrument sollte auch in Deutschland kommen, denn es wird dem PPA-Markt weiteren Rückenwind geben.“ Laut einer Studie der Deutschen Energieagentur (Dena) könnte das PPA-Volumen in Deutschland bis zum Jahr 2030 auf 192 Terrawattstunden steigen – und damit ein Viertel des gesamten deutschen Strombedarfs decken.
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