„Bioökonomie in der Vogelsberger Land- und Fortwirtschaft – das Fundament einer biobasierten Wirtschaft“ – das Thema der Veranstaltung des Vereins Region Vogelsberg lockte zahlreiche Interessierte in die Jugendherberge Lauterbach. Jennifer Berger, Handlungsfeldbeauftragte für Bioökonomie und Daseinsvorsorge des LEADER-Regionalmanagements, gab zunächst einen Rückblick auf zwei vorangegangene Veranstaltungen zum Thema Bioökonomie im Vogelsberg.
Es folgte ein Vortrag von Dr. Tim Scholze aus dem Fachgebiet „Grünlandwissenschaft und Nachwachsende Rohstoffe“ der Universität Kassel zum Thema „Altgrasverwertung“. Dr. Scholze zeigte auf, welche Möglichkeiten bestehen, die Ressource Gras außerhalb von Futtermittel und Biomasse zu verwenden. Er berichtet über Chancen und Risiken der Produktion und Nutzung von Biokohle und diskutierte die Möglichkeiten eines Einstiegs in die kohlenstoffbasierte Kreislaufwirtschaft. „Wenn Biomasse in einem Silo erhitzt wird, wird diese nach dem Gärungsprozess in feste und flüssige Bestandteile getrennt. Der feste Presskuchen kann als Brennstoff, der flüssige Presssaft zur Biogas- und Stromerzeugung genutzt werden“, erläuterte Dr. Scholze. „Durch diese Behandlung lässt sich der feste Brennstoff deutlich besser nutzen als unverarbeitetes Brennmaterial, wie zum Beispiel Heu. Auch der flüssige Presssaft erzielt eine höhere Biogasausbeute. Bis zu 70 Prozent der in der Masse enthaltenen Energie kann so effizient genutzt werden“, so der Experte abschließend.
Das zweite Thema des Abends lautete „Baustroh“. Natascha Hüsch vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) erläuterte die historische und traditionelle Nutzung von Stroh als Baustoff und die Entwicklung dieses Materials vom einfachen Nebenprodukt zu einem innovativen Baumaterial. Sie unterstrich die Relevanz von Nachhaltigkeit im Bauwesen und zeigte auf, wie Stroh zur Reduzierung der Umweltbelastungen beitragen kann. Abschließend gab sie einen Überblick über die aktuellen Qualifizierungsstandards und informierte über Möglichkeiten für Landwirte, sich in diesem wachsenden Markt zu engagieren. „Der Bau- und Immobiliensektor ist einer der größten Verursacher von CO₂-Emissionen und Abfallprodukten, weshalb die Suche nach umweltfreundlichen und ressourcenschonenden Materialien immer mehr an Bedeutung gewinnt“, so Hüsch. „Hier kommt Stroh ins Spiel: Ein scheinbar gewöhnliches Material, das jedoch beeindruckende Vorteile bietet, wenn es um ökologische Bauweisen geht. Es ist regional verfügbar, benötigt kaum Energie zur Herstellung, hat eine gute Wärmedämmung.“
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