Filmproduktionen sind kollaborative Projekte, in denen zahlreiche Interessen aufeinandertreffen – von kreativen Visionen über betriebswirtschaftliche Anforderungen bis hin zu strategischen Erwartungen. Das Stakeholder-Management spielt dabei eine zentrale Rolle, um den Spagat zwischen verschiedenen Interessen erfolgreich zu meistern. Regisseure, Produzenten und Investoren bringen unterschiedliche Perspektiven in ein Filmprojekt ein, die häufig miteinander in Konflikt geraten können. Ein gutes Stakeholder-Management kann dabei helfen, diese Interessen zu vereinen und den Filmprozess harmonisch und effizient zu gestalten.
Stakeholder-Verständnis durch frühzeitige Kommunikation
Die Bedürfnisse und Erwartungen der Stakeholder zu verstehen, ist der erste Schritt im Stakeholder-Management einer Filmproduktion. Regisseure haben oft eine klare kreative Vision und legen Wert auf künstlerische Freiheit, während Produzenten meist den Überblick über das Budget und den Zeitplan behalten müssen. Investoren wiederum haben Erwartungen an den finanziellen Erfolg und die Rendite des Projekts. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten von Beginn an ein gemeinsames Verständnis für die Zielsetzungen des Films entwickeln, um spätere Missverständnisse zu vermeiden. Hier hilft ein Kick-Off-Meeting, in dem die verschiedenen Vorstellungen und Ansprüche auf den Tisch gelegt werden.
Harmonische Zusammenarbeit zwischen Regisseur und Produzent
Regisseure und Produzenten haben eine besondere Beziehung innerhalb einer Filmproduktion. Der Regisseur bringt die künstlerische Vision ein und leitet das Kreativteam, während der Produzent die Ressourcen, Finanzen und Logistik im Auge behält. Ein klares Absprechen der Verantwortlichkeiten ist essenziell, um Frustrationen zu vermeiden. Oftmals helfen hier regelmäßige Abstimmungsgespräche, um sicherzustellen, dass die kreative Arbeit des Regisseurs innerhalb der finanziellen Rahmenbedingungen bleibt und gleichzeitig die filmische Qualität nicht leidet.
Transparenz gegenüber Investoren schaffen
Investoren spielen eine wichtige Rolle im Hintergrund der Produktion. Sie stellen die finanziellen Mittel bereit, erwarten jedoch auch, dass ihr Kapital effektiv genutzt wird. Daher ist Transparenz im Umgang mit Investoren entscheidend. Ein effektives Stakeholder-Management umfasst regelmäßige Updates über den Fortschritt der Produktion, das Einhalten der Budgetgrenzen und die rechtzeitige Einreichung von Berichten. Besonders in der Filmbranche, in der Kosten schnell eskalieren können, ist es wichtig, Investoren ein Gefühl der Sicherheit zu geben, indem klare und transparente Finanzberichte zur Verfügung stehen.
Risikomanagement zur Konfliktvermeidung
Ein weiteres wichtiges Element des Stakeholder-Managements in Filmproduktionen ist das Risikomanagement. Jeder Stakeholder bringt seine eigene Perspektive und Risikobereitschaft mit ein. Während ein Regisseur möglicherweise experimentelle Ideen umsetzen möchte, wird ein Produzent eher abwägen, ob diese Ideen das Budget sprengen könnten. Investoren wiederum haben wenig Interesse an unkalkulierbaren Risiken. Ein gutes Risikomanagement hilft, solche Konflikte frühzeitig zu identifizieren und eine Balance zwischen kreativen und wirtschaftlichen Anforderungen zu finden. Dazu gehört auch die Einrichtung eines Krisenmanagements, um bei unerwarteten Ereignissen, wie Verzögerungen oder Überschreitungen des Budgets, rasch reagieren zu können.
Kommunikation und Verhandlungsgeschick als Schlüssel
Ein wirksames Stakeholder-Management baut auch auf Kommunikation und Verhandlungsgeschick. Gerade in der Filmindustrie, die von Kreativität und Flexibilität lebt, sind Kommunikationsfähigkeiten essenziell. Durch regelmäßige Updates und offene Kommunikationskanäle wird sichergestellt, dass alle Beteiligten stets über den Projektstatus informiert sind. Hier kann auch die Methode des „Stakeholder-Mappings“ helfen, bei dem die Stakeholder nach Einfluss und Interessen eingeteilt werden. Auf diese Weise kann das Team gezielt auf die Erwartungen der wichtigsten Akteure eingehen und potenzielle Spannungen im Vorfeld entschärfen.
Fans als Stakeholder in der modernen Filmproduktion
Eine oft unterschätzte Gruppe von Stakeholdern sind die Fans und das spätere Publikum des Films. Während sie nicht direkt am Produktionsprozess beteiligt sind, können sie das Projekt stark beeinflussen, insbesondere wenn sie hohe Erwartungen haben. Um das Interesse der Zielgruppe zu wecken und diese in gewisser Weise in die Produktion einzubinden, nutzen Filmprojekte immer häufiger Social Media und Crowdfunding-Kampagnen. Auf diese Weise können Produzenten und Regisseure frühzeitig Feedback erhalten und sicherstellen, dass der Film beim Publikum auf Anklang stößt.
Verhandlungskunst im Stakeholder-Management
In der Filmproduktion ist auch die Verhandlungskunst entscheidend. Manchmal müssen kreative Visionen eingeschränkt werden, um das Budget nicht zu überziehen, oder der Zeitplan muss angepasst werden, um dem Film den nötigen Feinschliff zu verleihen. Ein guter Projektmanager hat die Aufgabe, zwischen den Stakeholdern zu vermitteln und für jeden akzeptable Lösungen zu finden. Dies erfordert diplomatisches Geschick und die Fähigkeit, den Kompromiss zu finden, bei dem alle Parteien sich wiederfinden, ohne dass die Qualität des Films leidet.
Klare Strukturen und Verantwortlichkeiten schaffen
Das Stakeholder-Management in der Filmindustrie verlangt zudem eine starke Führungspersönlichkeit, die den Überblick behält und die unterschiedlichen Interessen in eine gemeinsame Richtung lenkt. Durch klare Strukturen und Verantwortlichkeiten können Missverständnisse vermieden und alle Beteiligten auf ein gemeinsames Ziel eingeschworen werden. Am Ende steht die Vision, die durch das harmonische Zusammenspiel von Regisseur, Produzent und Investoren ermöglicht wird und einen Film entstehen lässt, der sowohl kreativ als auch wirtschaftlich erfolgreich ist.
Die Woche vom 4. bis 10. November 2024 steht bei der GPM ganz im Zeichen von Projektmanagement und Film – mit dem PM Salon in Berlin am 06.11.2024 mit Björn Böhning (Vorstandssprecher der Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen) und mit dem PM Forum Digital in Hamburg am 07.11.2024 mit einer Keynote von Erfolgsregisseur Fatik Akin zum Thema „Zwischen Filmkunst und Projektstrategie“. Der GPM Blog begleitet diese Veranstaltungen mit einer Themenwoche, in der unterschiedliche Aspekte des Projektmanagements in der Filmbranche beleuchtet werden – von der Zeitplanung über agile Methoden bis zum Stakeholder- und Risikomanagement.
Die GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. ist ein gemeinnütziger Fachverband für Projektmanagement. 1979 gegründet bildet die GPM heute ein weitreichendes Netzwerk für Projektmanagement-Expertinnen und -Experten aus allen Bereichen der Wirtschaft, der Hochschulen und der öffentlichen Institutionen. Der Fachverband trägt wesentlich zur Professionalisierung und Weiterentwicklung des Projektmanagements in Deutschland bei und bietet umfangreiche Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung sowie zur Zertifizierung im Projektmanagement. Über den Dachverband International Project Management Association (IPMA) ist die GPM weltweit vernetzt und bringt auch auf internationaler Ebene die Arbeit an Normen und Standards voran. Mehr dazu unter www.gpm-ipma.de
GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V.
Am Tullnaupark 15
90402 Nürnberg
Telefon: +49 (911) 433369-0
Telefax: +49 (911) 433369-99
http://www.GPM-IPMA.de
PR Manager I Redaktion und Kampagnensteuerung
Telefon: +49 (911) 433369-48
E-Mail: s.wieschowski@gpm-ipma.de