Neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler verfügen häufig über keine oder zumindest nur sehr wenige Deutschkenntnisse. Damit sie möglichst schnell den Einstieg in das deutsche Schulsystem schaffen und der Anschluss an den Regelunterricht gelingt, müssen sie zunächst intensiv dabei unterstützt werden, Deutsch zu erlernen. Dies erfolgt häufig im Kontext sogenannter Vorbereitungsgruppen, die es für neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler gibt. Ende 2016 existierten an brandenburgischen Schulen fast 200 solcher Gruppen, verteilt auf alle Schulformen, wobei der Anteil an Grund- und Oberschulen am höchsten war. Lehrkräften, die in diesen Gruppen unterrichten, stellt sich die drängende Frage, wie Lernende so gefördert werden können, dass ein möglichst schneller Übergang in die Regelklasse möglich ist. Eine besondere Herausforderung besteht darin, dass die Gruppenmitglieder sehr unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen. So sind die Lernenden häufig unterschiedlich alt, sprechen unterschiedliche Erstsprachen, haben unterschiedliche Schul- und Lernerfahrungen sowie divergierende familiäre Bildungshintergründe.
Mit den curricularen Grundlagen Deutsch als Zweitsprache bekommen Lehrkräfte nun das nötige Basiswissen an die Hand, um die heterogenen sprachlichen Entwicklungsstände im Deutschen zu erfassen und darauf aufbauend eine passende Unterrichtsplanung vorzunehmen. Die Wissenschaftler der Uni Potsdam gehen beispielsweise auf die wichtigsten Aspekte des Erwerbs von Sprache und Schrift in der Zweitsprache Deutsch ein, geben aber auch Hinweise, in welchen Schritten das Deutsche erworben wird und wie Lehrerinnen und Lehrer Sprachentwicklungsstände schnell und valide diagnostizieren können. Außerdem zeigen die Uni-Forscher auf, welche Möglichkeiten bestehen, um den Unterrichtsstoff an der individuellen sprachlichen Entwicklung der Zugewanderten auszurichten. Ziel war es, Lehrkräfte in die Lage zu versetzen, die Unterrichtsprogression so zu gestalten, dass der Unterricht natürliche sprachliche Entwicklungsstufen geflüchteter Schülerinnen und Schüler möglichst effektiv und zielgerichtet unterstützt.
Die curricularen Grundlagen füllen nicht nur in Brandenburg, sondern bundesweit eine Lücke. In Brandenburg gab es bisher keine Handreichungen oder Vorschläge für Lehrkräfte, die sich mit der Beschulung von Zweitsprachlernenden im Allgemeinen und neu zugewanderten Schülerinnen und Schülern im Besonderen befassen. In anderen Bundesländern liegen zwar entsprechende Handreichungen vor, jedoch fehlt ihnen nach Ansicht der Bildungsexperten eine klare zweitspracherwerbsspezifische Fundierung. Die tatsächlichen Inhalte und auch die Qualität des Unterrichts sind in Vorbereitungsgruppen dadurch bisher sehr an individuelle Erfahrungen und Kompetenzen der Lehrkräfte gekoppelt.
Die jetzt vorliegende Handreichung trägt dazu bei, Unterrichtsausrichtungen zu vereinheitlichen und ist im Gegensatz zu anderen Formaten ausschließlich an Erkenntnissen aus der Zweitspracherwerbsforschung orientiert. Durch den Fokus auf Erwerbsschritte in der Zweitsprache sowie auf heterogene Lernvoraussetzungen sind die curricularen Grundlagen für alle Altersgruppen und in allen Schulformen einsetzbar. Ebenso lassen sie sich für Lehrerfortbildungen im Bereich Deutsch als Zweitsprache nutzen.
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