Von der Schiffskapitänin bis zur Nationalparkrangerin: Im Bayerischen Wald und Bayerischen Thermenland beweisen Frauen, dass sie ihren männlichen Berufskollegen in Nichts nachstehen

Sie können zupacken, sind clever, innovativ, umweltbewusst und stehen auch im Berufsleben ihren Mann: In den Ferienregionen des Bayerischen Waldes und des Bayerischen Golf- und Thermenlands üben engagierte Frauen Berufe aus, die traditionell eher in Männerhand liegen. Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März stellt der Tourismusverband Ostbayern sechs von vielen erfolgreichen „Powerfrauen“ der Region mit ungewöhnlichen Berufen vor.

Naturverbundene Umweltschützerin:

Kristin Biebl – Rangerin im Nationalpark Bayerischen Wald

In Deutschlands erstem und ältestem Nationalpark, dem Nationalpark Bayerischer Wald, darf die Natur noch Natur sein. Und das schon seit 50 Jahren. Aus dem Wirtschaftswald von gestern wird so ein Urwald mit einmaliger Artenvielfalt von morgen. Seltene Tiere wie Luchs, Auerhahn, Habichtskauz sowie vom Aussterben bedrohten Urwaldpilzarten wie die Zitronengelbe Tramete finden hier wieder ein Zuhause. Um die Landschaftsidylle dieses einmaligen Naturrefugiums zu bewahren, hegen und pflegen seit 1974 Ranger den Bayerischen Wald. Gemeinsam mit Wissenschaftlern sorgen sie dafür, dass der Lebensraum vieler Bäume, Pflanzen und Tiere erhalten bleibt.

Welche Wunder es in der Wildnis des Bayerischen Waldes gibt, was Natur kann, wie das Wechselspiel zwischen Klima, Flora und Fauna funktioniert, wie Tiere und Pflanzen ihre Rolle im Urwald verteidigen, all diese Fragen beantwortet die Nationalparkrangerin Kristin Biebl aus Frauenau auf speziellen Fachführungen. Aber nicht nur das: Sie überprüft, säubert und sichert die Wege und kümmert sich um die im Wald lebenden Tiere. Besonders liegt ihr dabei der Umweltschutz am Herzen.

Die Liebe zur Natur im Bayerischen Wald und somit zu ihrer Heimat beginnt bei Kristin Biebl schon im Kindesalter. Mit elf Jahren schloss sie sich den Junior Rangern des Nationalparks an. Vogelhäuschen bauen, auf Berge wandern und Moorgebiete entdecken – Kristin Biebl war begeistert und beschloss, eines Tages Rangerin zu werden. Ein paar Jahre später hat sie sich ihren Traum erfüllt: Im 26-köpfigen Team der Nationalparkranger gibt es 18 Männer und acht Frauen.

Volle Kraft voraus:

Renate Schweiger – Kapitänin des Personenschiffs Renate III auf der Donau

Ihre Berufswahl fanden viele damals sehr ungewöhnlich, doch ließ sich Renate Schweiger von ihrer Liebe zu Schiffen und zu bayerischen Flüssen nicht abbringen, Schiffsführerin zu werden. Seit 35 Jahren ist sie nun als Kapitänin eines Personenschiffs auf der Donau bei Kelheim im Bayerischen Golf- und Thermenland unterwegs. Erst auf der Renate II, seit gut einem Jahr auf dem modernen Nachfolgeschiff, der Renate III. Stolze 280 Tonnen schwer und 50 Meter lang ist das Ausflugsschiff, das die Kapitänin mit fröhlichen Gästen an Bord durch den Donaudurchbruch zur  Benediktinerabtei Kloster Weltenburg manövriert. 

1984 erwarb Renate Schweiger das Donau-Kapitänspatent, 1979 hatte sie als 15-Jährige die Ausbildung zur Binnenschifferin begonnen. Obwohl Schweiger bereits in der vierten Familiengeneration auf der Donau fährt, lautet ihr Grundsatz: „Nicht in die Fußstapfen anderer treten, sondern selber prägen“. So baute sie das traditionelle Angebot des Unternehmens aus: Zu den Linienausflügen kamen Charterfahrten und Firmenausflüge – nicht nur auf der Donau, auch auf der Altmühl sind ihre Schweiger-Schiffe unterwegs. Ahoi!

Die Frau Holles aus Haidmühle:

In den Federbetten von Elisabeth Hintermann und Maximiliana Pangerl schläft die Welt

Vor 100 Jahren gründete Sidonie Mühldorfer ihr kleines Unternehmen in Haidmühle im Bayerischen Wald – ein Spezialgeschäft für Federbetten. Die Nähe zu Böhmen mit seinen großen Enten- und Gänsefarmen und das klare, frische Bergquellwasser des Bayerischen Waldes waren Grundlage für die Reinheit und Weichheit der Federbetten aus ihrem „Bettenhaus Mühldorfer”. Mit viel Fleiß, Ehrgeiz und einem ausgeprägten Geschäftssinn legte sie den Grundstein für eine unternehmerische Erfolgsgeschichte.

Heute ist das Familienunternehmen Mühldorfer in der 5. Generation zu einem weltweit agierenden Bettenspezialisten herangewachsen. Und auch heute stehen Frauen an der Führungsspitze des Unternehmens und zeigen, wo es für Mühldorfer hingehen soll: Die Schwestern Elisabeth Hintermann und Maximiliana Pangerl übernahmen die Firma 1987 als Kaufladen mit angeschlossener Bettfedernfabrikation. Sie krempelten den Laden um und gelangten durch die Qualität ihrer Produkte zur Marktführerschaft bei der Ausstattung internationaler First-Class- und Luxushotels mit Daunendecken, Kissen und Matratzenauflagen. Aus den 200 Tonnen Daunen die die Mühldorfer-Produkte benötigen, werden jährlich rund 200.000 Teile gefertigt, die dem ÖkoTex-Standard entsprechen.

Filigrane, farbenfrohe Fingerfertigkeiten:

Die Glaskünstlerin Magdalena Paukner von Lindberg/Zwiesel

Glas und der Bayerische Wald gehören für die Glaskünstlerin Magdalena Paukner aus der Nähe von Zwiesel einfach zusammen. Die Tradition des Glashandwerks wurde der 35-Jährigen quasi in die Wiege gelegt – sowohl ihr Vater als auch ihr Großvater waren Glasschleifer. Sie selbst entschied sich dann ebenso für eine Ausbildung an der Glasfachschule – als einzige Frau in einer Gruppe männlicher Azubis. „Bei der Arbeit mit heißem Glas am Ofen ist der Funke dann wort-wörtlich auf mich übergesprungen“, schwärmt die Glasmacherin. Nach harten Lehrjahren in den Glashütten des Bayerischen Waldes arbeitete Magdalena Paukner zunächst beim Nürnberger Glaskünstler Cornelius Réer. Die Kunden waren von ihren Arbeiten so begeistert, dass sie beschloss, sich mit ihrer Glaskunst selbstständig zu machen und zurück in ihre Heimat, den Bayerischen Wald zu kehren.

Magdalena Paukner arbeitet aber nicht nur am Glasofen. Viel Zeit verbringt sie vor einem weit handlicheren Gerät: vor der Lampe, einem Glasbrenner. Hier formt sie Blätter, Beeren und Blüten aus buntem Glas, die sie zu zarten, farbenfrohen Colliers, Ohrringen und Armbändern verarbeitet. Nicht nur ihr Glasschmuck spiegelt die Natur wider. Auf ihren Trinkbechern, Karaffen, Vasen und Schalen lassen sich zum Beispiel die feine Struktur von Moos oder Baumrinde erkennen. Inspiration für ihre Glaskunst findet Magdalena Paukner direkt vor der Haustür, im Nationalpark des Bayerischen Walds. Ihr bekanntestes Objekt steht in den Gläsernen Gärten von Frauenau: Es heißt „Urkraut“ und stellt einen riesigen Schachtelhalm dar.

Das etwas andere Weihwasser:

Franziskanerschwester Doris ist klösterliche Braumeisterin im Kloster Mallersdorf

Nirgendwo auf der Welt gibt es noch eine klösterliche Braumeisterin – außer bei den Franziskanerinnen von Mallersdorf im Bayerischen Golf- und Thermenland: Schwester Doris braut hier das "Mallersdorfer". Eigentlich wollte sie Landwirtschaft studieren, doch wurde sie in ihrem Klosterleben von Brauschwester Lisana zur Nachfolgerin auserkoren. Aus der Selbstüberwindung wurde jedoch eine große Liebe.

Jeden Montag ist im Kloster Mallersdorf Brautag. Vom morgendlichen Chorgebet ist die Franziskanerin an diesem Tag befreit. Sieden, abkühlen, mit Hefe versetzen, gären und reifen lassen, abfüllen: Sechs Wochen gibt die Brauschwester ihrem Bier dafür – mehr Zeit als die meisten Großbrauereien. Dafür sollte das kühle Blonde baldmöglichst getrunken werden. Schwester Doris lehnt es nämlich strikt ab, ihr Bier zu pasteurisieren oder zu sterilisieren, um den besonderen Geschmack des Mallersdorfer Bieres zu bewahren. Innerhalb von acht Wochen, die das Bier haltbar ist, muss es getrunken werden – da es so vorzüglich schmeckt, ist der rasche Verzehr bei den zahlreichen Fans natürlich kein Problem. Gut 3.000 Hektoliter Gerstensaft produziert die Braumeisterin mit ihrem einzigen Angestellten im Jahr – dazu 800 Hektoliter Limonade. Das Sortiment ist überschaubar: Helles Vollbier, naturtrübes Zoigl und je nach Saison ein Bock. Jede Woche verwandelt Schwester Doris 76 Hektoliter Wasser in Bier.

Verbrechern auf der Spur:

Autorin und Verlegerin Dagmar Isabel Schmidbauer nimmt in ihren Passau-Krimis die Leser mit auf Verfolgungsjagd durch die Drei-Flüsse-Stadt

Noch immer sind weibliche Autorinnen im Buchmarkt unterrepräsentiert – auch Verlegerinnen sind in der Minderzahl. Eine der wenigen ist die 57-jährige Krimiautorin Dagmar Isabel Schmidbauer aus dem Bayerischen Wald.

„Goldgier“, „Und dann kam das Wasser“ oder „Dann stirb doch selber“ sind nur drei der insgesamt sieben bisher veröffentlichten Krimis, die alle in Passau spielen. 2003 war Dagmar Isabel Schmidbauer eine der Ersten, die einen sogenannten Regionalkrimi herausbrachte. In ihren spannenden Geschichten will sie den Lesern auch zeigen, wie modern, wie schön und lebenswert die Stadt Passau ist. So sind die Krimis auch inspirierender Cityguide, die dem Leser bisher unbekannte Facetten der Stadt präsentieren und Lust auf eine Entdeckungsreise in die Drei-Flüsse-Stadt wecken.

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