– Pläne von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey, für Unternehmen unter bestimmten Umständen Frauenquote zur Pflicht zu machen, sind ein Ansatz, der nach Ansicht der Diakonie nicht weit genug geht
– Diakonie-Vorstand Maria Loheide: verbindliche Frauenquote als ein wichtiges Instrument für alle Unternehmen, das aber durch weitere Maßnahmen ergänzt werden muss; auch Diakonie hat bei Geschlechtergerechtigkeit noch Luft nach oben
Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Nach wie vor ist der Anteil von Frauen in den obersten Führungspositionen wesentlich geringer als der Anteil der Männer. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey will für Unternehmen unter bestimmten Umständen eine Frauenquote im Vorstand zur Pflicht machen. Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, geht dieser Vorschlag nicht weit genug, wenngleich eine verbindliche Frauenquote ein wichtiges Instrument für alle Unternehmen sei. Es müssten
weitere Maßnahmen ergänzt werden: "Wir brauchen mehr Frauen in den obersten Führungspositionen. Damit das gelingt, ist neben der Quote die Frauenförderung mit klaren Zielvorgaben in den Strategien von Unternehmen und Verbänden zu verankern. Sie muss mit konkreten Indikatoren und Maßnahmen geplant und messbar gemacht werden. Selbstverständlich sind dafür finanzielle und personelle Ressourcen notwendig. Frauenförderung gelingt nicht zum Nulltarif!"
Auch in den eigenen Reihen sieht Loheide bei der Frauenförderung noch Luft nach oben: "Auf der Führungsebene und in Gremien hat auch die Diakonie deutlichen Nachholbedarf." Frauen sind in diakonischen Aufsichts- und Entscheidungs-Gremien sowie Leitungspositionen noch unterrepräsentiert, obwohl 77 Prozent der Mitarbeitenden weiblich sind. Dies zeigt der Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der Diakonie, der 2019 veröffentlicht wurde. Mit dem Atlas liegen erstmalig verlässliche Zahlen über Frauen und Männer in Führungspositionen, in Aufsichts- und Entscheidungsgremien der Diakonie vor.
"Jetzt sind konkrete Maßnahmen notwendig, die von der Diakonie Deutschland sowie den Landes- und Fachverbänden umgesetzt werden müssen.
Geschlechtergerechtigkeit gehört ganz konsequent in jede Strategie", sagt Loheide. Im Diakonischen Corporate Governance Kodex wurde bereits 2016 das Ziel gesetzt, eine geschlechtergerechte Zusammensetzung von Gremien, Organen und Leitungsstellen zu erreichen. Dazu soll bis 2026 ein Mindestanteil von jeweils 40 Prozent Frauen und Männern erreicht sein.
Geschlechtergerechtigkeit sei aber auch eine Frage der Haltung und der Unternehmenskultur, sagt Maria Loheide. "Arbeitgeber müssen bereit sein, neue Wege zu gehen, um Frauen in Führung zu holen. Dazu gehört zum Beispiel die Abkehr von der zeitlichen Verfügbarkeit rund um die Uhr: Führungspositionen sollten wesentlich flexibler auch in Teilzeit oder in einer Doppelbesetzung möglich sein. Frauen müssen raus aus der Zwickmühle, sich zwischen Sorgeaufgaben – Kindererziehung oder Pflege Angehöriger – und Karriere entscheiden zu müssen.
Bei der Personalentwicklung gehört Frauenförderung ganz oben auf die Agenda.
Dazu gehören Mentoring-Programme oder Frauennetzwerke genauso wie aktive Rekrutierung von Frauen für Führungspositionen."
Weitere Informationen:
Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der Diakonie: https://www.diakonie.de/gleichstellungsatlas
Diakonischer Corporate Governance Kodex: https://www.diakonie.de/diakonie-corporate-governance-kodex
Beispiele für Frauenförderung aus der diakonischen Praxis:
Initiative LIFT hoch zwei der Diakonie Mitteldeutschland – Qualifizierung und Beratung für geschlechtersensible Personal- und Organisationsentwicklung:
https://www.diakonie-mitteldeutschland.de/projekte_lift_hoch_zwei_de.html
Debora – Fach- und Führungskräftevielfalt sichern, Diakonie Württemberg:
https://www.diakonie-wuerttemberg.de/mitwirken-bildung/personalgewinnung-und-entwicklung/debora-fach-und-fuehrungskraeftevielfalt-sichern/
https://karriere.diakonie.de/frauen-in-fuehrungspositionen
Frauen in Führung (FiF) – Ein Netzwerkangebot der Führungsakademie für Frauen in gehobenen Leitungspositionen: https://www.fa-kd.de/programm/frauen-in-fuehrung-fif/
Gütesiegel Familienorientierung: https://www.fa-kd.de/familienorientierung/
Die Diakonie ist die soziale Arbeit der evangelischen Kirchen. Bundesweit sind 599.282 hauptamtliche Mitarbeitende in rund 31.600 ambulanten und stationären Diensten der Diakonie wie Pflegeheimen und Krankenhäusern, Beratungsstellen und Sozialstationen mit 1,18 Millionen Betten/Plätzen beschäftigt. Der evangelische Wohlfahrtsverband betreut und unterstützt jährlich mehr als zehn Millionen Menschen. Etwa 700.000 freiwillig Engagierte sind bundesweit in der Diakonie aktiv.
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