Ob Piranhas, Brillenblattnasen oder Wölfe: Im Tierreich gibt es die unterschiedlichste Sozialformen. Dieser besonderen Tatsache widmete sich nun auch eine Sonderführung in Hellabrunn. Die geführte Tour zum Thema „Wie Tiere ihr Zusammenleben organisieren“ fand kürzlich im Tierpark statt und ist Teil einer neuen Veranstaltungsreihe: Einmal im Monat gibt es nach Tierparkschließung nun eine Führung zu einem besonderem Schwerpunkt. „Der Vorschlag zu speziellen Themenführungen kam aus den Reihen der Zoo-Guides selbst. Wir freuen uns sehr über dieses Engagement und die Expertise der Kolleginnen und Kollegen. Damit kann Hellabrunn seinen Gästen ein noch attraktiveres Führungsangebot anbieten“, freut sich Tierparkdirektor Rasem Baban.
„Ich versuche in meinen Führungen auch unbekanntere oder eher unbeachtete Tierarten zu thematisieren, um zu zeigen, dass auch diese sehr spannend sind“, so Diplom-Biologe Stefan Hintsche. So sprach er im Rahmen seiner Führung unter anderem über die Piranhas. Denn auch die Raubfische haben eine eigene Strategie für das Zusammenleben und Überleben. „Schwimmt ein Piranha beispielsweise im Schwarm außen, ist er schneller als seine Artgenossen an der Nahrungsquelle. Im Inneren ist er hingegen besser vor Fressfeinden geschützt. Auch nicht-zugehörige Piranhas können sich der Gruppe problemlos anschließen. Denn damit sinkt das Sterberisiko für jeden einzelnen Fisch“, erklärt Hintsche den Führungsteilnehmern, als sie im Hellabrunner Aquarium Halt machen.
Auch die Anlage des Wolfes passieren die Führungsteilnehmer. Prompt stellt sich den Besuchern die Frage, warum dieser denn alleine sei. Man wisse doch, dass Wölfe meist im Rudel lebten. „Nachdem seine beiden Geschwister im Mai und Oktober 2018 nach 13 Lebensjahren verstorben sind, ist der Wolfsrüde inzwischen alleine in seiner Anlage unterwegs. Eine Zusammenführung mit einem neuen Wolfsrudel wäre für ihn aufgrund seines vorangeschrittenen Alters mit großer Wahrscheinlichkeit ein großes Problem. Der Versuch einer Vergesellschaftung könnte schlimmstenfalls sogar tödlich für ihn enden. Selbst im natürlichen Lebensraum kommt es vor, dass alte Wölfe alleine ihrer Wege ziehen“, erklärt Stefan Hintsche der Gruppe. Der Wolf werde aufmerksam von den Tierpflegern und Tierärzten beobachtet. Mit seinen fast 15 Jahren zeige er sich gesundheitlich wie auch hinsichtlich seines Verhaltens absolut normal.
Für Fledermäuse interessiert sich der Diplom-Biologe besonders. So hat er für die Enzyklopädie über die Säugetierarten der Erde sogar beim Band über Fledermäuse mitgewirkt. „In Hellabrunn kann man unter anderem die Brillenblattnasen beobachten. Wie im natürlichen Lebensraum üblich, gibt es auch hier eine große Gruppe. Die Brillenblattnasen hängen jedoch meist nur nebeneinander und interagieren eher wenig miteinander. Fliegt eine der Fledermäuse los, folgen ihr die anderen nur deshalb, weil am Ziel Futter sein könnte“, erklärt Stefan Hintsche in der Fledermausgrotte während die Brillenblattnasen wild um die Führungsteilnehmer herumfliegen.
Bei der nächsten Sonderführung zum Thema „Wie Tiere sich ernähren“ am 16. März dreht sich alles um die Fressgewohnheiten der Bewohner Hellabrunns. Im April sind die Führungsteilnehmer „Auf den Spuren der Evolution“. Weitere Informationen zum Hellabrunner Führungsangeboten finden Sie auf der Hellabrunn-Website unter www.hellabrunn.de/fuehrungen (unter „Offene Führungen für Einzelbesucher“). Die Veröffentlichung der Termine im laufenden Jahr erfolgt immer zur Mitte des Monats für den Folgemonat. Neben diesen besonderen Führungen finden selbstverständlich auch die regulären Führungen durch Hellabrunn am Tag, abends oder bei Nacht statt.
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