Platzt die Blase aller Blasen?

In den letzten Jahren investierten zahlreiche US-Unternehmen große Summen in Aktienrückkaufprogramme, um den Aktienpreis künstlich in die Höhe zu treiben. Die Coronakrise sorgte jedoch für einen starken Preisverfall über fast alle Börsenwerte hinweg, wodurch Milliardenverluste entstanden sind. Erfahren Sie in der heutigen Ausgabe des Zinskommentars, warum die fragwürdige Praktik in der Coronakrise sein Ende finden könnte.

Markt-Monitoring und Ausblick

Kurzfristiger Zins: Der 3-Monats-Euribor steigt seit Mitte März und steht aktuell bei – 0,243%. Die EZB wird Ihre Geldpolitik weiter lockern. Eine überdurchschnittlich starke Kapitalnachfrage von staatlicher und nichtstaatlicher Seite führt derzeit zu steigenden Kurzfristzinsen. Ab Mitte 2020 erwarten wir weiter einen leichten Zinsrückgang in Richtung – 0,50%.

Langfristiger Zins: Der 10jährige SWAP-Satz steht derzeit bei – 0,13%. Mit Sicht auf die nächsten 6-12 Monate rechnen wir eher weiterhin mit negativen, 10-jährigen SWAP-Sätzen.

Platzt die Blase aller Blasen?
US-Unternehmen machen Milliardenverluste durch Aktienrückkaufprogramme

Alleine über die letzten zwei Jahre kauften US-Unternehmen Aktien im Wert von über 1,5 Billionen Dollar von Investoren zurück. Ein Teil der investierten Bargeldreserven entsprang aus der Unternehmenssteuersenkung von 35 auf 21 Prozent im Jahre 2017. Die Steuerentlastung durch die amerikanische Regierung unter der Führung von Donald Trump sah eigentlich vor mehr Anreize für Unternehmen zu schaffen im Ausland gehortetes Geld in die heimische Produktion zu investieren. Stattdessen ist jedoch ein Großteil der Überschüsse in die eigenen Aktien geflossen, um den Aktienpreis und damit Managergehälter zu erhöhen. Eine durchaus fragwürdige Praxis, denn die Mittel hätten dafür verwendet werden können den langfristigen Erfolg des Unternehmens zu sichern und zu stärken. So wäre das Geld wesentlich sinnvoller in der Entwicklung von neuen Technologien und Innovationen angelegt. Ebenso hätten Rücklagen gebildet werden können, um für schlechte Zeiten vorzusorgen.

Insbesondere unter Fluggesellschaften waren Aktienrückkaufprogramme gängige Praxis. In den letzten zehn Jahren investierten die größten US-Fluggesellschaften rund 96 Prozent ihres freien Cashflows in die eigenen Aktienwerte. Doch gerade die Luftfahrtbranche hat derzeit enorm unter der Coronakrise zu leiden und könnte Bargeldreserven dringend gebrauchen. Inzwischen hat die US-Regierung reagiert und Kredite über 50 Milliarden Dollar für Passagier- und Transport-Fluggesellschaften bereitgestellt. Jedoch nur unter einer entscheidenden Bedingung: Alle Unternehmen, die Hilfe in Anspruch nehmen, dürfen weder Dividenden auszahlen noch Aktienrückkäufe starten bis 12 Monate nach Zurückzahlung des Kredites. Damit wird zunächst derartigen kapitalistischen Exzessen ein Riegel vorgeschoben.

Zur Verdeutlichung ein Rechenbeispiel: Die US-Fluggesellschaft American Airlines kaufte im letzten Jahr eigene Aktien im Wert von ca. 2 Milliarden Dollar für einen durchschnittlichen Aktienpreis von rund 32 Dollar. Im Zuge der Coronakrise ist der Preis je Aktie auf ca. 12 Dollar (Stand 17. April 2020) gefallen, womit American Airlines einen Wertverlust von 62,5 Prozent zu verkraften hat. Insgesamt entsteht dem US-Unternehmen durch den Preisverfall ein Gesamtverlust von 1,25 Milliarden Dollar. Noch wesentlich höhere Verluste sollte der Flugzeughersteller Boeing zu verzeichnen haben. Das krisengebeutelte Unternehmen investierte alleine in den letzten zwei Jahren fast 12 Milliarden Dollar in das Aufkaufen von eigenen Aktien. Der Aktienwert fiel im Zuge der Coronakrise ins Bodenlose und verlor mehr als die Hälfte ihres Wertes seit Anfang des Jahres. Man kann also davon ausgehen, dass die Verluste weit über die 5 Milliarden Dollar hinausgehen.

Doch warum erachten es manche Unternehmen für sinnvoll, derartige Summen in Aktienrückkaufprogramme zu investieren? Die Antwort ist relativ simpel: Persönliche Bereicherung. In den meisten Fällen sind die Vergütungsmodelle auf oberster Ebene an den Aktienpreis gekoppelt, womit die falschen Anreize gesetzt werden. Denn Führungskräfte denken nun an den kurzfristigen und nicht langfristigen Erfolg des Unternehmens. Zwar profitieren alle Aktienbesitzer durch die „Verschönerung“ des Aktienkurses, jedoch nur solange bis die unterlassenden Investitionen in die Resilienz und Optimierung des eigenen Unternehmens spürbar werden, wie z.B. durch den Verlust von Marktanteilen durch Wettbewerber. Treue Aktienbesitzer werden somit bestraft, wohingegen Aktienbesitzer, die lediglich an kurzfristigen Gewinnen interessiert sind, belohnt werden. Nachhaltigkeit geht anders. Am Ende bleibt die Hoffnung, dass die Coronakrise zu einem massiven Umdenken führt und unternehmerische Tugenden wieder an Wertigkeit gewinnen.

In den Jahren 2016 und 2017 wurden laut JP Morgan 30 Prozent dieser Aktienrückkaufprogramme mit Corporate Bonds finanziert . Hierzulande pflegt man zu sagen: Spekulation auf Pump! Sollte diese Blase von über 9,7 Billionen Dollar platzen, so wäre das Volumen 5 mal so groß als das der Immobilienblase in den USA 2007/2008.

In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund!

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