Beliebte Sprit-Irrtümer, die nicht stimmen

Manche Irrtümer halten sich über Jahrzehnte – und sind doch von der Autotechnik längst überholt. auto motor und sport räumt in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe mit den beliebtesten Irrtümern und guten Ratschlägen auf.

Etwas Benzin im Diesel ist gut im Winter: Das war früher wirklich ein probates Mittel, um Diesel winterfester zu machen. Schon bei einstelligen Minusgraden flocken Paraffin-Partikel aus, die etwa den Kraftstofffilter verstopfen. Etwas Benzin im Diesel hat das verhindert. Bei heutigen Hochdruck-Direkteinspritzern ist das eine Todsünde, denn viele Bauteile im Diesel sind auf die Schmierwirkung des Dieselkraftstoffs angewiesen. Wenn diese durch den Benzinanteil beeinträchtigt wird, beschädigt das nicht nur die spritgeschmierte Hochdruckeinspritzung, sondern im schlimmsten Fall sogar den gesamten Motor. Damit Diesel auch bei Minusgraden taugt, werden ihm von Oktober bis Mitte April Additive zugesetzt.

Diesel ist zündwilliger als Benzin: Nein, das Gegenteil ist der Fall. Grob gesagt: Die Kohlenwasserstoffketten von Diesel sind länger als bei Benzin und lassen sich daher schwieriger trennen. Im Gegensatz zu Benzin wünscht sich der Selbstzündermotor daher Diesel mit guter Entflammbarkeit (hoher Cetanzahl). Der Ottomotor mag dagegen Benzin, das sich nicht leicht selbst entzündet, sondern auf den Zündfunken wartet.

Teurer Premium-Kraftstoff ist besser: Das stimmt so nicht. Die Motoren sind auf den vom Hersteller angegebenen Kraftstofftyp optimiert. Eine höhere Oktanzahl bringt bei vielen Autos keine oder nur geringe Mehrleistung. Wer mag, kann seinem Motor durchaus Benzin mit 98 statt 95 Oktan gönnen. Wenn Kraftstoffverbrauch und Leistung etwas besser sind, hat die Motorelektronik den Sprit erkannt und vor allem den Zündzeitpunkt optimiert. Doch die Mehrleistung ist gering. Beispiel: Fünf Prozent mehr Leistung sind bei 100 PS nur 5 PS mehr, bei 500 PS immerhin 25. Teure Premium-Sorten wie Shell V-Power, Aral Ultimate und Co. haben in verschiedenen Tests – je nach Motor – keine bis spürbare Unterschiede bei der Leistung gezeigt.

Mit E10 spart man Geld: Nein, denn der rund zwei Cent pro Liter niedrigere Preis wird oftmals durch den Mehrverbrauch aufgrund des niedrigeren Energiegehalts wieder kompensiert. Der Grund für den höheren Verbrauch: Das beigemischte Bio-Ethanol hat einen um 32 Prozent geringeren Energiegehalt als herkömmliches Benzin. Dafür erhöht Bio-Ethanol die Klopffestigkeit des Kraftstoffs. Tendenziell gilt trotzdem: Je mehr Bio-Ethanol beigemischt wird, desto mehr verbraucht auch der Motor. Bei diversen Tests haben Autos mit E10 bis zu rund zwei Prozent mehr verbraucht – in Einzelfällen aber auch weniger.

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