Mehr Flexibilität in der Projektabwicklung

Warum die Modularisierung auch in der Corona-Krise weiter ganz oben auf seiner Agenda steht, wie er sie im Lockdown weiter vorangetrieben hat und welche Erkenntnisse er aus den ersten Phasen seines Projekts bereits mitgenommen hat, erläutert Projektleiter Stefan Hötzinger von Scheuch im Gespräch mit Sandra Szech.

Scheuch ist Markt- und Kompetenzführer im Bereich innovativer Luft- und Umwelttechnik und bietet seinen Kunden anwendungsspezifische und hochwertige Lösungen für ihre industriellen Luft- und Umweltthemen. Als Head of Technology and Product Management leitet Stefan Hötzinger die ambitionierte Entwicklung eines neuen modularen Baukastens.

Herr Hötzinger, Sie gehörten mit Beginn der Corona-Krise bei uns zu den Partnern, die ohne zu zögern auf remote umgestellt haben und ansonsten Ihr Modularisierungsprojekt einfach weiter durchziehen – trotz Krise. Wie ist das möglich?

Wir wurden wie viele andere ja auch im März von heute auf morgen ins Home Office geschickt. Als die wichtigsten technischen Fragen geklärt waren, haben wir beschlossen: wir machen unseren Job jetzt einfach weiter. Dann kam von Odego der Impuls, remote Formate zu benutzen, um den Drive im Projekt beizubehalten. Als F&E-Abteilung probiert man so etwas dann halt einfach aus.

Natürlich sind wir wie alle kurzfristig in einen gewissen Krisenmodus gegangen. Aber mit einem permanenten Panik-Modus lebt es sich nicht sehr gut. Es wird eine Zeit nach Corona geben. Und die Unternehmen, die sich darauf vorbereiten, werden es einfacher haben. Das operative Krisenmanagement muss sein, aber die langfristige Arbeit müssen wir auch weiter machen. Dabei brauchen wir mehr und mehr Flexibilität in der Projektabwicklung.

Das spricht ja auch für eine sehr hohe Priorität des Modularisierungsprojekts in Ihrem Haus. Was würden Sie anderen raten, die sich für Ihr Modularisierungsprojekt eine ähnlich hohe Priorität wünschen würden? Wie waren Ihre Erfahrungen auf dem Weg dorthin?

Da gibt es sicher hunderte Wege. Ich kann gern über meinen sprechen. Scheuch hat sich innerhalb von 50 Jahren zu einem international erfolgreichen Unternehmen entwickelt. Die Führung entwickelt die Strategie kontinuierlich weiter, Innovation ist wichtig, Veränderung ist tief in der Unternehmenskultur verwurzelt.

Zwei Jahre nach meinem Einstieg bei Scheuch habe ich den Forschungsbereich zusammen mit dem Produktmanagement übertragen bekommen. Da kam nach vielen Gesprächen hoch: das ist ein riesiges Spinnennetz, in dem alles zusammenhängt – mit kleinen inkrementellen Schritten kommen wir nicht mehr weiter. Mir wurde klarer, dass es etwas Größeres werden muss. Dann habe ich an der Variantenmanagementkonferenz des VDMA teilgenommen. Das hat mich bestärkt, dass wir grundlegender ansetzen müssen. Am Anfang war das noch alles sehr nebulös. Dennoch habe ich begonnen, über das Thema mit der Geschäftsführung zu sprechen, und es ist immer mehr eingesickert. Dann kam das Go für das Projekt.

Was hat Sie dazu bewogen, das Modularisierungsprojekt nicht allein sondern mit Odego anzugehen?

Wir haben das ja eh schon alles mehrfach probiert – das Resultat war der pure Frust. Und die Erkenntnis: Wir werden das nicht mehr in Excel abbilden können. Wir brauchen Leute, die das auf einer anderen Ebene machen können.

Zusätzlich zu dieser Kompetenz brauchen wir nach den frustrierenden Versuchen der Vergangenheit mal eine Außensicht. Es gibt doch genug andere Firmen, die sich auch damit beschäftigen. Warum sollen wir da das Rad neu erfinden? Wir sind gut im Filter bauen. Baukästen entwickeln wir schneller und besser, wenn wir es mit anderen lernen.

Beeindruckend war dann die Erkenntnis, wie viel ich mit einem professionellen Ansatz wirklich aus einer – bei uns anfangs noch gar nicht so – sauberen Datenbasis machen kann. Wer das mit Excel versucht, weiß gar nicht, was ein Analyst da so rausholen kann. Und das ist auch für KMU machbar. Mit den Tools von Odego können wir Milliarden von Varianten -zack- bewerten. Und das zu relativ geringen Kosten. Denn ohne diese Transparenz zu konstruieren und zu fertigen, würde ja um ein Vielfaches teurer werden.

Auch bei uns geht das nicht von Anfang an auf Knopfdruck: Diese Datenbasis zu erschließen und zu pflegen ist eine permanente Aufgabe und viel Arbeit. Die Leute, die das können, werden in Zukunft unabdingbar sein. Wer diese Daten hat, kann extrem viel damit machen.

Wie haben Home Office und die remote Arbeit die Arbeit am Projekt verändert? Und was werden Sie aus dieser Situation für Ihre Projektarbeit mitnehmen?

Das Team war in der Telearbeit konzentrierter und fokussierter, weil es weniger Ablenkung gab. Ohne den Corona-Lockdown hätten wir niemals in wenigen Wochen 15 Workshops geschafft.

Was uns dabei fehlt, sind die zwischenmenschlichen Dinge. Man kriegt oft einfach nicht so gut mit, ob das Tempo passt, noch Fragen oder Zweifel bestehen oder an welcher Stelle wir eine Vertiefung brauchen.

Geholfen hat uns dabei sehr, statt in längeren Workshops in kürzeren, regelmäßigeren Blöcken zu arbeiten.

Zukünftig wollen wir eine kombinierte Arbeitsweise aus kurzen online Sprints und Workshops vor Ort anstreben. Das hätte sich vor wenigen Monaten noch niemand vorstellen können. Aber jetzt wissen wir, wie das geht, weil wir einfach mussten.

Welche Erkenntnisse aus dieser ersten Projektphase können Sie schon an andere weitergeben?

Das wichtigste ist sicherlich ein möglichst breites Team, das hinter der Idee steht. Wir müssen schließlich ein ganzes Unternehmen mitnehmen auf eine Reise, die zwar spannend ist, aber auch Angst machen kann. Das ist ja kein neuer Laptop, sondern da kommt richtig was auf die Leute zu. Aber es macht auch wirklich viel Spaß, was neues geniales für unsere Kunden zu entwickeln.

Außerdem braucht man irgendwann einfach Mut zur Lücke. Man kann das eh alles nicht im Voraus genau durchplanen, sondern muss dann mal mit dem 80/20-Anspruch anfangen. Der erste Baukasten ist ja nicht das Ende. Natürlich wird man beim nächsten besser und schneller sein. Wichtig ist, dass man einfach mal los läuft.

Es ist wie eine Reise, auf die man sich zwar vorbereiten kann und sollte, aber irgendwann muss man den Mut haben loszulegen und zu entdecken. Die Sinnfrage wird zwischendurch so oder so kommen. Das ganze Thema ist kein Sprint, sondern eben ein Marathon…(lächelnd)…bei dem man zwischendurch auch mal sprinten muss.

Vielen Dank, Herr Hötzinger für die offenen Worte und dass Sie auf dieser Reise auf die Unterstützung von Odego setzen.

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