„Wir brauchen attraktivere Arbeitsbedingungen im Öffentlichen Gesundheitsdienst“

Seit Wochen arbeiten die Gesundheitsämter in Hessen am Limit. „In der Corona-Krise zeigt sich deutlich, wie wichtig der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) ist“, betont Dr. med. Edgar Pinkowski, Präsident der Landesärztekammer Hessen. „Doch Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern kämpfen nicht nur aktuell gegen die Pandemie, sondern permanent mit strukturellen Defiziten und der personellen Unterbesetzung des ÖGD.“

Dass die Politik nun ein Einsehen habe und Maßnahmen zur Stärkung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes plane, sei grundsätzlich zu begrüßen, so Pinkowski weiter. Allerdings müssten diese Maßnahmen schnellstmöglich umgesetzt werden: „Sonst ist der ÖGD als dritte Säule im Gesundheitswesen ernsthaft in Gefahr – und damit die Gesundheit der Bevölkerung.“

Es reiche nicht, die Arbeit der Gesundheitsämter in Krisenzeiten zu loben, erklärt der hessische Ärztekammerpräsident. „Neben einer dauerhaften Wertschätzung des ÖGD sind die Festlegung einer Mindestpersonalausstattung, attraktivere Arbeitsbedingungen und eine bessere Bezahlung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unabdingbar.“

Derzeit verdienten die Kolleginnen und Kollegen des ÖGD mehr als 1.000 Euro brutto im Monat weniger als in der Klinik. „Um junge Leute zu gewinnen, müssen die Tarifgehälter der Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern deshalb den Arztgehältern in den Kliniken angepasst werden“, fordert Pinkowski.

„Kein Wunder, dass der ärztliche Nachwuchs ausbleibt“, legt der Kammerpräsident verbal den Finger in die Wunde. Die sinkenden Zahlen sprechen Bände: In den letzten 20 Jahren ist die Anzahl der Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern bundesweit um rund ein Drittel zurückgegangen. „Auch den hessischen Gesundheitsämtern droht neben dem Personalmangel künftig ein massives Nachwuchsproblem“, so Pinkowski: „Von einer Gesamtzahl von 276 Beschäftigten (Stand 30. Juni 2020) sind rund 32 % der Ärztinnen und Ärzte über 60 Jahre alt. Bei den über 55-Jährigen sind es sogar satte 55 %.“

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