Nach gutem Ausbau stehen fordernde Zeiten bevor

Im vierten Jahr in Folge unterstreicht die Windindustrie in Deutschland ihre Leistungsfähigkeit mit einem stabil hohen Zubau an Land. Der deutsche Markt wuchs mit etwa 4.625 Megawatt (4.259 MW netto) erwartungsgemäß um knapp ein Viertel gegenüber dem Vorjahr und erreichte damit nicht ganz das Niveau von 2014. Dank technologischer Weiterentwicklung konnten systemdienliche und hoch effiziente Anlagen in allen Regionen Deutschlands installiert werden. Auch die Erfolge auf dem Weltmarkt wachsen. Herausforderungen bestehen durch den Wechsel zu Ausschreibungen in Deutschland und durch schwierige Bedingungen in wichtigen Exportländern.

Mit einem Zubau von 4.625 Megawatt an Land (4.259 MW netto) Megawatt an Land hat die deutsche Windindustrie die von BWE und VDMA Power Systems im Juli 2016 abgegebene Prognose für den Heimatmarkt erfüllt. Wie die Analyse der Deutschen WindGuard bestätigt, entspricht das einem Wachstum gegenüber dem Vorjahr von knapp einem Viertel, bleibt aber unter dem Volumen aus dem Jahr 2014. Beide Verbände erwarten auch für die Übergangsjahre 2017 und 2018 zum neuen Ausschreibungssystem einen starken Zubau. Dieser ist potenziell erforderlich, um auch den Wärme- und den Verkehrssektor mit Strom aus erneuerbaren Energien zu versorgen, so wie von der Politik angestrebt.

Kontinuierlicher Zubau 2016 trotz weniger Flächen in Schleswig-Holstein und Bayern

„Anders als noch 2014 und 2015 verteilt sich der Zubau 2016 zunehmend ausgeglichen über das Bundesgebiet. Südliche Bundesländer, insbesondere Baden-Württemberg holen auf. Bayern lebt letztmalig von Genehmigungen, die bereits vor der Regelung zum Mindestabstand der zehnfachen Höhe der Anlagen zum nächsten Bauwerk beantragt wurden. In der vom so genannten Netzausbaugebiet im Norden erfassten Region, in der der Ausbau gedeckelt werden soll, sind nur noch 32 Prozent des Zubaus erfolgt. 2014 waren es 45 Prozent und 37 Prozent in 2015. Es droht ein Rückgang von Flächen für Projekte von morgen. Dies sollte dazu führen, dass die Bundesregierung das Instrument schneller als vorgesehen Ende 2017 überprüft“, so Hermann Albers, Präsident Bundesverband WindEnergie.

Übergang zu Ausschreibungen durch hohes Volumen geprägt

Per 31. Dezember 2016 waren der Bundesnetzagentur Genehmigungen für 2.053 Anlagen mit 6.128 Megawatt gemeldet worden, die auf eine Realisierung warten. Diese können noch unter dem fortgeschriebenen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) umgesetzt werden. Die beiden Verbände gehen davon aus, dass die übergroße Mehrheit im Übergang realisiert werden. Deshalb rechnen sie in 2017 erneut mit einem Zubau von 4.500 bis 5.000 Megawatt und 2018 mit einem Zubau von 3.000 bis 3.500 Megawatt, der sich aus den letzten Projektumsetzungen aus Genehmigungen des Jahres 2016 und Umsetzungen aus Ausschreibungen des Jahres 2017 speist. 2019 werden erstmals nur Projekte aus Ausschreibungen umgesetzt. Es ist zu befürchten, dass das Volumen des wichtigen deutschen Marktes dann auf unter 2.800 Megawatt schrumpft, weil je nach Umfang der Ausschreibungszuschläge für Bürgerenergieprojekte, deren Realisierung mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann, mit einer im Schnitt langen
Umsetzungsdauer zu rechnen ist.

Absehbaren Rückgang des deutschen Markts frühzeitig überprüfen

„Die Industrie wird daran arbeiten, die Verringerung des deutschen Marktes durch Exporte auszugleichen“, sagte der Geschäftsführer von VDMA Power Systems Matthias Zelinger. Hermann Albers sagte weiter: „Schwer abzuschätzen ist, wie stark es nach 2020 zu einem Rückbau von Anlagen kommt, die dann aus der EEG-Vergütung herausfallen. Es ist möglich, dass die installierte Leistung des Windkraftwerksparks sogar sinkt. Dies würde den Zielen der Bundesregierung zum verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien in allen Sektoren des Energiesystems entgegenstehen. Die Bundesregierung ist aufgerufen, den Ausbaubedarf gegebenenfalls zu prüfen und anzupassen.“

Optimierte Anlagentechnologien senken Kosten und unterstützen Systemsicherheit

„Die Windenergie an Land bleibt der kostengünstige Leistungsträger des Energiesystems. In den vergangenen Jahren wurde eine beachtliche Lernkurve durchschritten. Höhere Stromerträge und mehr Betriebsstunden haben die sinkenden Vergütungen im EEG aufgefangen sowie die Systemstabilität gestützt und werden dies auch in 2017 tun. Die Windindustrie stellt sich den wettbewerblichen Ausschreibungen in Deutschland wie auch international. Sie setzt auf weitere technische Innovationen und leistet nach wie vor einen starken Beitrag zum Gelingen der Energiewende in Deutschland, Europa und weltweit“, sagte Matthias Zelinger.

Gute Position am Weltmarkt ausbauen – Herausforderungen meistern

Die Nachfrage nach Anlagentechnologien ‘Made in Germany‘ ist auch auf internationalen Märkten auf unverändert hohem Niveau. VDMA Power Systems prognostiziert einen Weltmarkt für Windenergieanlagen an Land in einer Größenordnung von 54.000 Megawatt im Jahr 2017. „Die Windindustrie ist in einer guten Ausgangsposition“, unterstrich Matthias Zelinger, „Unternehmen aus Deutschland können ihre Position in Wachstumsmärkten ausbauen, müssen aber Herausforderungen meistern. Der starke chinesische Markt ist noch immer weitgehend verschlossen. Hohe Anforderungen an lokale Fertigung erschweren den Wettbewerb zum Beispiel in der Türkei. Die Bundesregierung muss weiter für faire Marktchancen streiten.“ Die längerfristige Entwicklung des US-Markts unter der neuen Regierung ist mit großen Fragezeichen versehen. Handels-, Klima- und Energiepolitik sind noch unklar. Steuerregelungen wurden allerdings parteiübergreifend für fünf Jahre festgeschrieben. Auch das Engagement der meisten Bundesstaaten und vieler Investoren für erneuerbare Energien stützt den Markt in den USA.

Netzausbau voranbringen und Sektorenkopplung ermöglichen

„Ein termingerechter Netzausbau ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Weiterführung der Energiewende. Der BWE regt an, die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, unter anderem indem eine Verstärkung bestehender Leitungen nicht wie der Neubau behandelt wird. Insgesamt müssen Planungsverfahren gestrafft werden. Gleichzeitig sollte die Bundesregierung die Möglichkeiten für die Sektorenkopplung breiter öffnen und B2B-Kontrakte zwischen Windenergieanlagenbetreibern und Großverbrauchern ermöglichen“, hob Hermann Albers hervor. Die Branche und der Anlagenbau bringen sich mit Projekten und technischen Systemlösungen aktiv ein, so Matthias Zelinger

 

 

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