Welches Tierwohl-System ist für meinen Betrieb das Richtige? Eine neue Übersicht gibt Hilfestellungen

In verschiedenen Projekten wurden in den vergangenen Jahren Indikatoren zum Messen und Bewerten von Tierwohl entwickelt. Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) stellt die verschiedenen Systeme auf www.praxis-agrar.de vor. Landwirtschaftliche Betriebe erhalten damit Hilfe bei der Entscheidung, welches Tool für sie das Richtige ist.

App oder lieber Excel-Anwendung? Milchviehhaltung oder Legehennenaufzucht? Inzwischen gibt es viele Möglichkeiten, das Tierwohl betriebsindividuell zu messen und zu bewerten.

KTBL-Leitfäden für Rind, Schwein und Geflügel

Tierbezogene Indikatoren für Rind, Schwein und Geflügel hat ein Expertenteam des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL) gemeinsam mit Fachleuten aus Wissenschaft, Beratung, Tierschutz und Praxis erarbeitet. Beschrieben sind die Indikatoren in drei Leitfäden für die jeweilige Tierart. Zu den Indikatoren gibt es Steckbriefe mit Foto-Klassifikationstabellen, Rechenformeln sowie Erhebungshinweisen. Die Leitfäden werden umfassend aktualisiert und können ab Herbst 2020 inklusive einer kostenfreien Excel-Tabelle oder App zur Erhebung bezogen werden.

Neu sind sogenannte „Ziel- und Alarmwerte“, die im Projekt „EikoTiGer“ („Eigenkontrolle Tiergerechtheit“) entwickelt wurden. Damit lässt sich für jeden Indikator einschätzen, ob alles im „grünen Bereich“ ist oder Handlungsbedarf besteht. Die Ziel- und Alarmwerte für die Tiergruppe Rinder liegen bereits vor, Werte für die Tiergruppen Geflügel und Schweine erscheinen voraussichtlich Ende 2020.

Spezielles für Milchviehbetriebe

Mit dem „Q-Check“ steht Milchviehbetrieben seit kurzem ein hilfreiches Tool für die Erfassung und Bewertung der betrieblichen Tierwohlsituation zur Verfügung. Dabei bündelt Q-Check automatisch Informationen aus bestehenden Systemen.
Noch einen Schritt weiter geht die Anwendung „Tierwohl-Check SH“, die verschiedene Akteure des Landes Schleswig-Holstein entwickelt haben. Sie steht voraussichtlich Anfang 2021 zunächst Betrieben in Schleswig-Holstein als App für mobile Endgeräte zur Verfügung. Wie im Q-Check werden hier Daten aus der Milchkontrolle oder HIT-Datenbank automatisch eingelesen. Zusätzlich hilft die App Praktikern, die Tierwohlsituation direkt am Tier zu erheben und zu bewerten. Dafür stellt die App, basierend auf dem KTBL-Leitfaden, bebilderte Anwendungen für jeden Indikator bereit und lässt die Ergebnisse in eine Gesamtbewertung einfließen.

„MTool“: Managementhilfe für die Legehennenaufzucht und -haltung

Das Tool wurde in den Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz entwickelt. Es hilft, den Zustand der Tiere schnell und einfach zu erfassen. Das Management-Werkzeug gibt darüber hinaus Hinweise, was zu einer Verbesserung führen kann. Es besteht aus mehreren Bausteinen, die der Tierhalter kombinieren kann: Ein Fotobuch, verschiedene Beurteilungskarten, Excel-Tabellen und eine Android-App. Alle Materialien können kostenlos bestellt oder direkt heruntergeladen werden. Das MTool ist im Gebrauch etwas aufwändiger als die KTBL-Anwendung, nutzt aber ähnliche Indikatoren.

Web-Anwendung „Haltungsbewertung Schweinemast“

Ausgehend von zwölf Standardlösungen können Schweinehalter ihre Ställe kostenfrei bewerten und diese mit anderen Ställen vergleichen. Das Ergebnis veranschaulicht Stärken und Schwächen der gewählten baulichen und technischen Lösung. Dabei wird auf die Emissionen Ammoniak, Geruch und Staub eingegangen. Die Wirkungen auf das Tierverhalten werden an 17 ausgewählten Indikatoren analysiert. Außerdem gibt es Hinweise darauf, ob Anforderungen für besondere Vermarktungsmöglichkeiten erfüllt sind, beispielsweise die Teilnahme an einem Label oder die Bewirtschaftung nach ökologischem Standard.

Weitere Informationen gibt es unter

https://www.praxis-agrar.de/tier/artikel/tierwohlindikatoren/

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