In der Pandemie den Ausbildungsmarkt neu gestalten

Bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg wurden zum 30. September 2020 2.480 neue Ausbildungsverträge verzeichnet. Das ist ein Minus von -16,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2019: 2.974 Verträge). Die Dramatik, die dahintersteckt, wird erst dann deutlich, wenn man die Zahlen der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg von 519 unbesetzten Ausbildungsstellen und 252 unversorgten Bewerberinnen und Bewerbern gegenüberstellt. Dann erkennt man nämlich, dass die unbesetzten Ausbildungsplätze um 54,9 Prozent zugenommen haben. „Wie der Vergleich der unbesetzten Ausbildungsstellen mit den unversorgten Bewerbern zeigt, kommen Angebot und Nachfrage in Zeiten der Corona-Pandemie nicht zusammen“, sagt Jürgen Hindenberg, Geschäftsführer Berufsbildung und Fachkräftesicherung der IHK Bonn/Rhein-Sieg: „Genauso wie in den Schulen darf es auch auf dem Ausbildungsmarkt – wie in diesem Jahr geschehen – keine weiteren Lockdowns geben. Daher müssen die Akteure im Übergang Schule-Beruf den Ausbildungsmarkt interaktiv und individualisiert neu gestalten. Jetzt kommt es erst einmal darauf an, allen unversorgten Bewerberinnen und Bewerbern bis zum Februar 2021 ein Angebot auf Ausbildung zu machen und das fünfte Ausbildungsquartal zu nutzen.“

Die Prozesse im Übergang Schule-Beruf sind – laut Hindenberg – ein analoger Monolith in einem Umfeld, das eine systematische Neujustierung notwendig macht. Der klassische Ausbildungsmarkt befindet sich immer noch in Quarantäne. Für viele medienaffine Schülerinnen und Schüler sind Online-Angebote bei der Ausbildungsplatzsuche attraktiver und leichter handhabbar als Messen oder Speed-Datings in Präsenz-Form. Für eine andere Gruppe der Bewerberinnen und Bewerber besteht das Risiko, dass sie im Bewerbungsprozess verloren gehen, weil sie von sich aus aktiv werden müssen und ihnen zum Großteil die technische Ausstattung fehlt.

Die hohe Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze zeigt, dass eine Berufsausbildung krisenfest und zukunftssicher ist. Bei Schülerinnen und Schülern ist das Interesse an manchen Berufen zurückgegangen – zum Beispiel im Bereich Industrie. Dieser Trend ist allerdings nicht auf Corona zurückzuführen, sondern zeigt, dass die Jugendlichen bei der Berufswahl auf wirtschaftliche Veränderungen reagieren – zum Beispiel auf die Umweltdiskussion. „Für die Bereiche Industrie, Tourismus, Veranstaltungen oder Hotel und Gastronomie – in denen allein auf Grund der demografischen Entwicklung Nachwuchskräfte dringend gesucht werden –, brauchen wir eine Informationsoffensive, um die Zukunftsfähigkeit dieser Branchen für die Zeit nach Corona aufzuzeigen“, so Hindenberg.

Die IHK Bonn/Rhein-Sieg wird auch im Jahr 2021 mit ihren Projekten Passgenaue Besetzung und Ausbildungsbotschafter oder mit der Zeitschrift „Die Junge Wirtschaft mit Lehrstellenatlas“ sowohl persönlich als auch digital Bewerber und Unternehmen unterstützen. Videokonferenzen sind in der Vermittlung zur Zeit „der Renner“. Laut aktueller Konjunkturumfrage der IHK Bonn/Rhein-Sieg zweifelt jedoch der überwiegende Teil der Mitgliedsunternehmen eine kurzfristige konjunkturelle Erholung an. Gerade bei diesen schwierigen pandemiebedingten Rahmenbedingungen bittet die IHK die Unternehmen, Schülerpraktika und Berufsfelderkundungen anzubieten und in ihrem Engagement für Ausbildung auch im Jahr 2021 nicht nachzulassen. Denn sonst kommen auch im nächsten Jahr Angebot und Nachfrage nicht zusammen.

Zahlen der IHK Bonn/Rhein-Sieg (seit dem 1. Januar 2020)

                                    30.09.2019      30.09.2020     Differenz

Ausbildungsverträge       2.974               2.480             – 16,6 %

Davon: kaufmännisch     2.192               1.850             – 15,6 %

gewerblich-technisch        782                 630             – 19,4 %

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