Die Prozesse im Übergang Schule-Beruf sind – laut Hindenberg – ein analoger Monolith in einem Umfeld, das eine systematische Neujustierung notwendig macht. Der klassische Ausbildungsmarkt befindet sich immer noch in Quarantäne. Für viele medienaffine Schülerinnen und Schüler sind Online-Angebote bei der Ausbildungsplatzsuche attraktiver und leichter handhabbar als Messen oder Speed-Datings in Präsenz-Form. Für eine andere Gruppe der Bewerberinnen und Bewerber besteht das Risiko, dass sie im Bewerbungsprozess verloren gehen, weil sie von sich aus aktiv werden müssen und ihnen zum Großteil die technische Ausstattung fehlt.
Die hohe Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze zeigt, dass eine Berufsausbildung krisenfest und zukunftssicher ist. Bei Schülerinnen und Schülern ist das Interesse an manchen Berufen zurückgegangen – zum Beispiel im Bereich Industrie. Dieser Trend ist allerdings nicht auf Corona zurückzuführen, sondern zeigt, dass die Jugendlichen bei der Berufswahl auf wirtschaftliche Veränderungen reagieren – zum Beispiel auf die Umweltdiskussion. „Für die Bereiche Industrie, Tourismus, Veranstaltungen oder Hotel und Gastronomie – in denen allein auf Grund der demografischen Entwicklung Nachwuchskräfte dringend gesucht werden –, brauchen wir eine Informationsoffensive, um die Zukunftsfähigkeit dieser Branchen für die Zeit nach Corona aufzuzeigen“, so Hindenberg.
Die IHK Bonn/Rhein-Sieg wird auch im Jahr 2021 mit ihren Projekten Passgenaue Besetzung und Ausbildungsbotschafter oder mit der Zeitschrift „Die Junge Wirtschaft mit Lehrstellenatlas“ sowohl persönlich als auch digital Bewerber und Unternehmen unterstützen. Videokonferenzen sind in der Vermittlung zur Zeit „der Renner“. Laut aktueller Konjunkturumfrage der IHK Bonn/Rhein-Sieg zweifelt jedoch der überwiegende Teil der Mitgliedsunternehmen eine kurzfristige konjunkturelle Erholung an. Gerade bei diesen schwierigen pandemiebedingten Rahmenbedingungen bittet die IHK die Unternehmen, Schülerpraktika und Berufsfelderkundungen anzubieten und in ihrem Engagement für Ausbildung auch im Jahr 2021 nicht nachzulassen. Denn sonst kommen auch im nächsten Jahr Angebot und Nachfrage nicht zusammen.
Zahlen der IHK Bonn/Rhein-Sieg (seit dem 1. Januar 2020)
30.09.2019 30.09.2020 Differenz
Ausbildungsverträge 2.974 2.480 – 16,6 %
Davon: kaufmännisch 2.192 1.850 – 15,6 %
gewerblich-technisch 782 630 – 19,4 %
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