Die Anleger werden nun das Szenario einer „blauen Welle“ wieder ausgraben, mit dem viele im Vorfeld der Novemberwahlen bereits gedanklich gespielt hatten. Da für Gesetzesumsetzungen in vielen Bereichen allerdings immer noch 60 Stimmen im Senat erforderlich sind, sollten wir eher mit einer hellblauen statt der radikalsten Version des Politikprogramms der Demokraten rechnen.
Ein klarer Sieg der Demokraten dürfte das US-Wachstum ankurbeln, mit ziemlich offensichtlichen Folgen für Anleiherenditen. Für Aktien sind die Folgen weniger eindeutig, da der erwartete BIP-Anstieg durch mögliche höhere Steuern und stärkere regulatorische Eingriffe etwas beeinträchtigt wird. Im Großen und Ganzen sollten sich Value-Aktien sowie zyklische Werte im Vergleich zu Wachstumswerten, Momentum-Aktien und vielen Corona-Gewinnern besser entwickeln.
Paradoxerweise ist die gute Nachricht für die US-Wirtschaft wahrscheinlich eine schlechte Nachricht für die relative Performance von US-Aktien. Der Grund: Die Aussicht auf höhere Unternehmenssteuern, höhere Anleiherenditen und Bedenken über regulatorische Eingriffe lastet am stärksten auf den Medien-, Technologie- und Kommunikationsriesen, die die US-Indizes dominieren. US-Aktien haben sich seit August letzten Jahres deutlich schlechter entwickelt als der Weltmarkt. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend bei einem klaren Sieg der Demokraten fortsetzen wird, was eine Rotation von US-Aktien hin zu Schwellenländern und Europa begünstigt.
Während es gerade eine ziemliche Wohltat ist, sich auf etwas anderes als das Coronavirus zu konzentrieren, müssen wir damit rechnen, dass es wahrscheinlich für viele weitere Monate die Weltmärkte dominieren wird. Sobald sich der Wirbel um das Wahlergebnis gelegt hat, wird sich die Aufmerksamkeit unweigerlich wieder auf die Entwicklungen an der Gesundheitsfront richten. Die Geschwindigkeit, mit der sich die neue Corona-Mutation in den letzten Wochen in Großbritannien ausgebreitet hat, ist nach wie vor sehr beunruhigend. Zwar wurde diese Variante bisher nur vereinzelt außerhalb der britischen Inseln nachgewiesen, aber jeder Hinweis darauf, dass sie sich weiter ausbreitet, wäre eine bedrohliche Entwicklung, die die Auswirkungen der Senatswahl auf die Märkte schnell überlagern könnte.
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