Insolvenzen: Staatliche Hilfen stellen Situation auf den Kopf

  • Corona-Maßnahmen senken Insolvenzen effektiv um 24 Prozentpunkte
  • Anstieg der Insolvenzen ohne staatliche Unterstützung läge bei +9%
  • Erholung in der Automotive- und Chemiebranche

Wie stark haben sich die staatlichen Corona-Maßnahmen auf die Entwicklung der Insolvenzzahlen ausgewirkt? Laut einer Auswertung des Kreditversicherers Coface wären die Insolvenzen, basierend auf der alleinigen Konjunkturentwicklung, im Jahr 2020 um 9% zum Vorjahr gestiegen. Tatsächlich sind sie aber wohl um 15% gesunken – die staatlichen Stützmaßnahmen haben den eigentlichen Anstieg daher nicht nur ausgeglichen, sondern überkompensiert. 

Ein ähnliches Bild zeigt sich nicht nur in Deutschland, sondern in fast allen Ländern, in denen Coface die Insolvenzen betrachtet. Lediglich die Türkei (tatsächliches Insolvenzwachstum: 14% in 2020) und Island (23%) gleichen den Anstieg der Insolvenzen nicht vollständig durch staatliche Maßnahmen aus. Auch für 2021 rechnen die Coface-Experten mit einer ähnlichen Entwicklung. Denn bereits jetzt ist klar, dass in vielen Staaten die Maßnahmen bis weit ins Jahr 2021 laufen. Der Blick auf die Realität bleibt also weiterhin so lange verschleiert, wie der Patient Wirtschaft am Tropf der staatlichen Maßnahmen hängt. 

Eine Insolvenzprognose für das laufende Jahr wird es daher nicht geben. Coface-Volkswirtin Christiane von Berg erklärt: „2020 hat gezeigt, dass klassische Insolvenzprognosen nicht mehr greifen. Sie werden mit Modellen errechnet, die funktionierende Marktkräfte unterstellen. Wenn der Staat, wie zum Beispiel in Deutschland, in den Markt eingreift, indem immer wieder die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt wird und gleichzeitig Regierung und Zentralbank in nie dagewesenem Umfang die Wirtschaft unterstützen, sind Modellprognosen schlicht nicht mehr möglich.“ 

Bewertung für Automotive- und Chemiebranche angehoben

Regelmäßig gibt Coface Risikoeinschätzungen für insgesamt 13 Branchen in 28 Ländern ab: In der aktuellen Bewertung wurden für Deutschland sowohl der Automotive- als auch der Chemiesektor besser bewertet. Im Falle der Automotive-Branche setzt Coface die Risikoeinschätzung von sehr hohem Risiko auf hohes Risiko. „Die Branche bleibt dennoch ein Sorgenkind. Denn die Probleme, die es vor der Pandemie gab, haben sich nicht in Luft aufgelöst. Aber der extreme Produktions- wie auch Nachfrageeinbruch weltweit hat sich etwas gelegt“, sagt Christiane von Berg. Gerade die chinesischen Kunden fragten besonders deutsche Premiummodelle verstärkt nach. Ein neues Negativ-Thema werde dagegen der Lieferengpass bei den für die Elektronik notwendigen Chips sein. Positiver sieht es nach Ansicht von Coface für die Chemiebranche aus. Hier hat sich die Risikoeinschätzung von hohes auf mittleres Risiko verbessert. „Die Chemiebranche ist prozyklisch und Zulieferbranche für viele Industriebetriebe. Gerade das Verarbeitende Gewerbe hat sich in den letzten Monaten weiter belebt, da dieses im Vergleich zum Frühjahr deutlich weniger von den Lockdown-Maßnahmen betroffen ist. Die Stimmungsindikatoren für die deutsche Industrie zeigen auf Wachstum.“

Deutschland bleibt bei A3 

Die Länderrisikoeinschätzung von Deutschland bleibt auch Anfang 2021 zunächst bei A3. „Es gab im Verlauf der Pandemie Momente, in denen die Daten für eine bessere Länderrisikonote gesprochen hätten. Aber gerade der zweite Lockdown und die erneut einbrechende Konjunktur zeigen, dass man den Tag nicht vor dem Abend loben sollte. Erst wenn die Impfungen weit fortgeschritten sind und die Pandemie unter Kontrolle ist, ergibt eine Anhebung Sinn“, sagt Christiane von Berg. Die Länderrisikoeinschätzung von Coface spiegelt die Wahrscheinlichkeit von erhöhten Zahlungsausfällen in einem Land in den nächsten sechs Monaten wider. Deutschland hält die Note A3 seit dem Ausbruch der globalen Corona-Pandemie. Es ist die bisher schlechteste Note, die Deutschland in den letzten 20 Jahren zugewiesen bekam.

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