Höchstpreise bei digitaler Weinversteigerung

Über 600 Weinliebhaber verfolgten am Samstag digital wie eine Balthazar, 12-Liter-Flasche, „Monte Vacano“ vom Weingut Robert Weil einem unbekannten Weinfreund 18.000 Euro wert war.

Das neue Format der Weinversteigerung

Wegen der Corona-Pandemie fand die Versteigerung am heutigen Samstag, 06.03.2021 in einem angepassten Rahmen statt. Entsprechend den geltenden Richtlinien waren neben dem Auktionator nur die Kommissionäre und die dem Los zugehörigen Winzer vor Ort anwesend. Zusätzlich zum Livestream des Versteigerungsgeschehens gab es eine Übertragung informativen „Entertainments“ mit Interviews. Moderator Andreas Kunze, bekannt aus Funk und Fernsehen, kommentierte und gab Einblicke in die historische Entwicklung der Versteigerungen. Zwar fehlte die spontane Atmosphäre der Vorprobe und der „nassen Versteigerung“ mit rund 500 Besuchern aus den vergangenen Jahren im Laiendormitorium von Kloster Eberbach. Eine Tradition wie sie vor genau 215 Jahren vom Herzog von Nassau ins Leben gerufen wurde. Dennoch konnten die Zuschauer dank des kurzweiligen Programms mit Moderator Andreas Kunze und seinen Interviewpartnern viel über die Weine erfahren und spannende Einsichten erhalten. Mathias Ganswohl, Vertreter des VDP.Rheingau, sieht auch eine große Chance im neuen Format: „Die diesjährige Versteigerung ist in ihrer besonderen Form vielleicht eine der Wichtigsten seit 1806! Durch den Ausbau und Etablierung des digitalen Formats wird unsere Traditionsveranstaltung hoffentlich ein frisches Image und damit den nötigen Schub in die Zukunft erhalten!“

45 Versteigerungslose warteten auf das Höchstgebot

Auf der heutigen Veranstaltung wurden Weine, von der attraktiven Kategorie „VDP.AUKTION.RÉSERVE“ bis hin zu Raritäten versteigert, etwa Unikate in Großflaschen, seltene Weine oder kleine Mengen, die es häufig in die Listen der wertvollsten Weine der Welt schaffen. Insgesamt wurden 4181 Weine versteigert. Damit lag der Versteigerungserlös bei knapp 255.000 Euro.

45 „Lose“ von 13 Rheingauer VDP.Weingütern kamen unter den Hammer, darunter Rieslinge, Spät- und Frühburgunder. Große Formate wie eine 12-Liter-Flasche, im Fachjargon auch als Balthazar bekannt, des 2019er „Goethewein aus dem Brentanohaus“ fanden einen neuen Besitzer. Dieses Unikat, mit Künstleretikett versehen, vom Weingut Allendorf erzielte 6300 Euro. Das Weingut Robert Weil präsentierte eine Balthazar des neuen Ikonen-Weins „Monte Vacano“ und erreichte damit den höchsten Preis des Tages von 18.000 Euro. In die Reihe der erfolgreichen, großen Formate reihte sich auch die 6-Liter-Methusalem des 2009er Assmannshäuser Höllenberg Spätburgunder vom Weingut Kloster Eberbach mit 3600 Euro ein.

Neue Versteigerungsteilnehmer waren das Weingut August Kesseler und das Weingut Künstler. Auch die Weingüter Geheimrat J. Wegeler waren nach mehrjähriger Pause wieder mit von der Partie. Sie sorgten gleich mit einzigartigen Losen wie einer 10er-Magnum-Vertikale des Geheimrat „J“ der Jahrgänge 2010 bis 2019 für Aufsehen. Die Kiste der Weingüter Geheimrat J. Wegeler erzielte den stolzen Preis von 5000 Euro. Auch das Weingut Künstler versteigerte eine 6er-Hochheimer-Raritäten-Kiste, inklusive Besonderheiten wie einem 1997er Hochheimer Hölle Riesling Eiswein, für insgesamt 2300 Euro. Im Bereich der Rotweine wurde eine Kiste Assmannshäuser Höllenberg Spätburgunder VDP.GROSSES GEWÄCHS® vom Weingut August Kesseler aus den Jahren 2012, 2015 und 2016 mit einem Versteigerungspreis von 3600 Euro an den Höchstbietenden überreicht. Den Abschluss der Versteigerung machte eine Flasche 1921er Erbacher Marcobrunn Riesling Trockenbeerenauslese mit dem zweithöchsten Ergebnis des Tages in Höhe von 15.000 Euro.

Auktionator Prof. Dr. Leo Gros gab Versteigerungshammer weiter

Ein viertel Jahrhundert war er Auktionator der Weinversteigerungen im Kloster Eberbach und hat mit seinem Charisma, Kenntnis der Rheingauer Weine und ihrer Geschichte die Veranstaltung mitgestaltet und stark geprägt. In diesem Jahr übergab er den Versteigerungshammer an seinen Nachfolger Ulrich Allendorf vom gleichnamigen Weingut. Leo Gros bleibt den Rheingauer Versteigerungen mit seinen großen Verdiensten um die Veranstaltung als Botschafter erhalten. Mit Ulrich Allendorf konnte ein Fachmann für das praktische Geschäft der Versteigerung auch in digitalen Zeiten, ebenso wie für den nötigen „Rheingauer Mutterwitz“ in der Kommentierung des Versteigerungsgeschehens gewonnen werden.

10.000 Euro erbrachte der Benefizwein. Der Erlös geht an die Philipp-Kraft-Stiftung in Eltville

Ein 100 Jahre altes Weinunikat, nämlich einen 1921er Assmannshäuser Höllenberg Spätburgunder, bestimmte Dieter Greiner, Geschäftsführer des Weingutes Kloster Eberbach, zum diesjährigen Benefizwein. Vorsorglich wurde der Schatzkammerwein bereits Ende letzten Jahres frisch verkostet und neu verkorkt. „Dunkles Ziegelrot, mineralisch, rauchig, klassische Assmannshäuser Räucherspeck-Note, ledrig, dezenter Waldboden, ätherisch, eleganter Körper, feine Tanninstruktur, langer Nachhall. Großer Höllenberg mit noch langem Reifepotenzial.“ beschrieben ihn Chefoenologin Kathrin Puff und Dieter Greiner.

Seit 20 Jahren unterstützt das Weingut Kloster Eberbach regionale, gemeinnützige oder karitative Einrichtungen mit den Benefizwein-Erlösen von nun insgesamt 87.268 Euro. Bereits im vergangenen Jahr konnten für einen 1945er Spätburgunder 12.600 Euro erzielt werden, die an das Hospiz Bergstraße übergeben wurden.

Die diesjährige Spende kommt einem Projekt der Philipp-Kraft-Stiftung zur Stärkung des Demokratiebewusstseins bei Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren zugute. Unter dem Motto „Mission: wir alle“ fördert es die Sensibilisierung gegenüber diskriminierenden Handlungen und Haltungen, insbesondere für das Entstehen rechtsextremer Denk- und Handlungsmuster.

Im kommenden Jahr findet die VDP.AUKTION.RÉSERVE am Samstag, den 05.03.2022 statt. Weitere Informationen zu der diesjährigen Veranstaltung finden Sie auf unserer Homepage www.kloster-eberbach.de.

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