Ein Jahr Forum Musik Festivals – Wo stehen wir? Wohin gehen wir?

Am 17. April 2020 haben sich über vierzig namhafte Musikfestivals aus ganz Deutschland im Forum Musik Festivals zusammengeschlossen, um gemeinsam den Herausforderungen der Corona-Pandemie zu begegnen. Mittlerweile ist das Forum auf über 100 Mitglieder angewachsen.

Das Fazit der Festival-Macher:innen hinsichtlich der Behandlung von Kultur nach einem Jahr Umgang und Erfahrung mit der Pandemie sieht allerdings durchwachsen aus: Seit 13 Monaten haben sie voller Kreativität, Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein alles in ihrer Macht Stehende zur Bewältigung der Krise im Kulturbetrieb beigetragen. Nach wie vor gibt es aber mehr Fragen als Antworten und inmitten der „Dritten Welle“ und dem längsten Kultur-Lockdown seit dem Zweiten Weltkrieg wachsen die Schäden im Kulturbetrieb ins Unermessliche. Eine lähmende Ernüchterung und Perspektivlosigkeit machen sich breit. Zahlreiche Festivals müssen bereits zum zweiten Mal abgesagt werden. Zwar bieten diverse Programme – z.B. „Neustart Kultur“ – vielen Festivals echte Hilfen. So lange keine Veranstaltungen stattfinden, können diese allerdings nicht ihre volle Wirkung entfalten.  

Die Forderungen, die das Forum in seinem ersten Positionspapier aufgestellt hat, haben nichts von ihrer Aktualität verloren:

  • Gleichbehandlung von Kultur mit Sport, Religionsgemeinschaften und Wirtschaft!

Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland garantiert die Freiheit der Kunst. Die Kunstfreiheit als Grundrecht ist wesentlich für die demokratische Grundordnung. Die aktuellen Maßnahmen beschneiden das Grundrecht in nie da gewesenem Umfang.

Hochkarätige Studien haben inzwischen gezeigt, dass Klassik-Konzerte unter verantwortungsvollen und professionellen Bedingungen ein weitgehend sicheres Umfeld bieten. Diese Erkenntnisse müssen endlich zur Kenntnis genommen und in umsetzbare Bestimmungen für einen Corona-konformen Kulturbetrieb übertragen werden.

Pilotprojekte wie die Testprojekte in Berlin, Sachsen-Anhalt oder Nordrhein-Westfalen müssen als bundesweite Vorbildprojekte zur Kenntnis genommen und ihre Ergebnisse in weitere Planungen einbezogen werden. Auch wenn das Berliner Projekt gestoppt wurde, dürfen die Erkenntnisse aus den stattgefundenen Veranstaltungen nicht ignoriert werden!

  • Einheitliche Regeln schaffen!

Festival-Macher:innen stehen zurzeit vor einem Wirrwarr an Stufen-, Hygiene- und sonstigen Konzepten auf Bundes-, Landes- oder Kreisebene, von denen manche in Kraft sind, andere nur zur Debatte stehen. Unerlässlich sind jedoch klare und einheitliche Verordnungen, die nach regionaler Infektionslage angepasst werden können und auf die notwendigen Vorlaufzeiten im Veranstaltungsbetrieb abgestimmt sind.

Möglichkeiten zur Sicherung des Konzertbetriebes wie vorgeschaltete Testungen unter Künstler:innen und Publikum müssen im Detail geregelt und ihre Durchführung muss abgesichert werden. Dafür braucht es sofort einen strategischen Ausbau und eine ausreichende Finanzierung der Infrastruktur, die nicht zu Lasten der Kulturveranstalter:innen gehen kann.

In Bezug auf Impfungen, Teststrategien und digitale Instrumente zur Kontaktnachverfolgung müssen auch international gültige Standards geschaffen werden, um Übersichtlichkeit in der Arbeit der Kulturinstitutionen zu schaffen

  • Klare Sprache in den Verfügungen!

Nach einem Jahr sind die zahlreichen Vorgaben aus Politik und Verwaltung an Umfang immens gewachsen und schaffen trotzdem keine Klarheit für die Kulturschaffenden. Inhalt und Sprache der Verfügungen müssen an die Erfordernisse und Bedingungen des Kulturbetriebs angepasst werden.

  • Planungssicherheit für die nahe Zukunft!

Viele aktuelle Hilfsprogramme sind darauf ausgerichtet, mit kreativen Lösungen Veranstaltungen unter Corona-Bedingungen möglich zu machen. Nach einem Jahr in der Pandemie zeigt aber die Praxis, dass viele dieser Lösungen nicht oder nur ansatzweise umsetzbar sind. Entstandene und entstehende Verluste müssen aufgefangen und ausgeglichen werden.

Aus dem Bundesfinanzministerium kam unlängst der Vorschlag eines Rettungsfonds für die Veranstaltungsbranche, mit dem Verluste durch die Corona-Pandemie aufgefangen werden sollen. Dieser Ansatz ist sehr zu begrüßen, und es wäre zu wünschen, die Kulturschaffenden in die Detail-Ausarbeitung einzubeziehen, um realistische, der Dynamik und den Besonderheiten der Branche Rechnung tragende Modelle zu entwickeln!

Das Programm NEUSTART KULTUR ist eine Hilfe für zahlreiche Kulturschaffende – zu viele fallen allerdings durch das Raster der Förderbedingungen. Zudem setzen nicht alle Länder und Kommunen die Maßnahmen auf ihren Ebenen fort oder reagieren mit zu großer Verzögerung.

Bestehende Hilfsprogramme müssen verlängert, fortlaufend ausgewertet und die Erkenntnisse aus ihrer Durchführung müssen in weitere Aktualisierungen einbezogen werden. Die Defizite der Programme müssen dringend nachgebessert und wirksam an die strukturelle Vielfalt der Kulturbranche angepasst werden. Stellungnahmen der Kulturschaffenden müssen wesentlich mehr und insbesondere auf Landesebene und in den Landkreisen und Kommunen mehr Gehör finden.

Im vergangenen Jahr sind vielversprechende Gesprächsprozesse zwischen Kulturschaffenden, Wissenschaftler:innen, Politiker:innen und Verwaltung in Gang gekommen. Die „Dritte Welle“ hat nun erneut Gesellschaft und Kultur zum Erliegen gebracht.

Es ist höchste Zeit, die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Corona-Pandemie in Bezug auf die Kulturbranche in pragmatische Lösungen umzusetzen, um einem weiteren Zerfall der Festivallandschaft entgegenzuwirken. Künstler:innen, große und kleine Ensembles bilden Nährboden und Reichtum unserer Festivalarbeit. Auch sie fallen weiterhin durch das Netz vieler Hilfsmaßnahmen.

Der epochale Einschnitt dieser Pandemie muss zum Anlass genommen werden, nachhaltige und verlässliche Förder- und Rahmenbedingungen für das kulturelle Leben nach dieser Pandemie zu schaffen und so auch in Zukunft eine reichhaltige und lebendige Kulturlandschaft zu sichern!

Es gilt weiterhin der Hashtag des Forum Musik Festivals: #verspieltnichtdiemusik

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