Zahl der COVID-19-Todesfälle steigt wieder leicht an
Ein Vergleich der gesamten Sterbefälle mit der Zahl der beim Robert Koch-Institut (RKI) gemeldeten COVID-19-Todesfälle nach Sterbedatum ist derzeit bis einschließlich der 12. Kalenderwoche 2021 (22. bis 28. März) möglich. In dieser Woche gab es laut RKI 1 033 COVID-19-Todesfälle. Die Zahl ist damit gegenüber der Vorwoche erstmals in diesem Jahr wieder leicht gestiegen (+34 Fälle). Die gesamten Sterbefallzahlen lagen in der 12. Kalenderwoche 1 542 Fälle beziehungsweise 8 % unter dem Durchschnitt der vier Vorjahre.
Äußerst milde Grippewelle erklärt aktuelle Entwicklung der Sterbefallzahlen
In Deutschland und weltweit wird weiterhin über eine ungewöhnlich niedrige Aktivität anderer Atemwegserkrankungen wie beispielsweise der Influenza berichtet. Die Stärke von Grippewellen hat sich in der Vergangenheit in der Regel auch in den gesamten Sterbefallzahlen widergespiegelt und zu einer ansteigenden Kurve in den Wintermonaten geführt. Da dieser Grippeeffekt im Winter 2020/2021 äußerst gering war, sind die gesamten Sterbefallzahlen trotz der neu auftretenden COVID-19-Todesfälle ab Mitte Februar 2021 unter den Durchschnitt der Vorjahre gefallen. Insbesondere im März 2021 lagen sie deutlich darunter. Der Höhepunkt der Grippewellen wurde in den Vorjahren spätestens im März erreicht, weswegen sich der Durchschnitt der Vorjahre und die aktuelle Entwicklung der Sterbefallzahlen in den letzten Wochen wieder angenähert haben. Die Corona-Pandemie hat sich im Jahr 2020 ab Ende März erstmals auf die Entwicklung der Sterbefallzahlen ausgewirkt und damit den Durchschnitt der vier Vorjahre zu dieser Zeit ebenfalls leicht beeinflusst.
Sterbefallzahlen Mitte März in allen Bundesländern unter dem Durchschnitt der Vorjahre
Auf Länderebene lassen sich die Sterbefallzahlen derzeit bis einschließlich der 11. Kalenderwoche (15. bis 21. März 2021) abbilden. In dieser dritten Märzwoche lagen die Sterbefallzahlen in allen Bundesländern unter dem Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2020 – am deutlichsten in Hamburg (-80 Fälle), im Saarland (-63 Fälle) und in Bremen (-36 Fälle), wo die Zahlen jeweils 20 % darunterlagen. In Berlin (-1 % oder 6 Fälle) kamen die Sterbefallzahlen dem Durchschnitt der Vorjahre am nächsten.
Eine grafische Übersicht zur Entwicklung der Sterbefallzahlen für alle Bundesländer ist hier verfügbar.
Ergebnisse für Deutschland jetzt auch bei EuroMOMO
Seit Kurzem sind die Ergebnisse für Deutschland auch beim EuroMOMO-Netzwerk zur Beobachtung von Sterblichkeitsentwicklungen in Europa verfügbar. Auf Basis einer eigenen Hochrechnung unvollständiger Meldungen und eines eigenen Übersterblichkeitskonzepts liegen dort ebenfalls erste Ergebnisse bis zur 14. Kalenderwoche vor, die sich durch Nachmeldungen noch verändern können. Für diese Woche wird bei EuroMOMO derzeit eine niedrige Übersterblichkeit („low excess“) sowohl für Deutschland als auch für Belgien, Griechenland und Italien berichtet. Für Estland wird eine mäßige Übersterblichkeit („moderate excess“) angegeben. Übersterblichkeitsphasen der Vorjahre werden bei der Herangehensweise von EuroMOMO für die Einordnung der Entwicklung herausgerechnet.
Die Entwicklung der Sterbefallzahlen in Deutschland von Anfang Dezember 2020 bis Ende Januar 2021 wird bei EuroMOMO als hohe oder sehr hohe Übersterblichkeit („high excess“ oder „very high excess“) eingeordnet. Damals hatten sowohl die Zahl der COVID-19-Todesfälle als auch die Differenz zum Durchschnitt bei der Gesamtzahl der Sterbefälle ihre bisher höchsten Stände erreicht.
Methodische Hinweise zu den Sterbefallzahlen für Deutschland:
Grundlage der Sonderauswertung für die Jahre 2020 und 2021 sind erste vorläufige Daten (Rohdaten). Dabei handelt es sich zunächst um eine reine Fallzahlauszählung der eingegangenen Sterbefallmeldungen aus den Standesämtern ohne die übliche Plausibilisierung und Vollständigkeitskontrolle der Daten. Durch gesetzliche Regelungen zur Meldung von Sterbefällen beim Standesamt und Unterschiede im Meldeverhalten der Standesämter an die amtliche Statistik sind diese Daten noch unvollständig.
Aufgrund der hohen Relevanz aktueller Sterbefallzahlen in der Corona-Pandemie hat das Statistische Bundesamt ein Schätzmodell zur Hochrechnung der unvollständigen Daten entwickelt. Mit diesem Modell lassen sich bundesweite Sterbefallzahlen bereits nach etwa einer Woche bereitstellen. Dabei werden die Sterbefallzahlen der letzten neun dargestellten Wochen auf Basis der bislang eingegangenen Meldungen aus den Standesämtern hochgerechnet. Die Zahlen können deshalb zu einem späteren Zeitpunkt geringfügig höher oder geringfügig niedriger sein. Die Schätzung basiert auf in der Vergangenheit beobachteten Mustern im Meldeverzug, die sich regional zum Teil deutlich unterscheiden. Miteinander vergleichbare Ergebnisse für die Bundesländer liegen deshalb erst nach etwa vier Wochen vor.
Detailliertere Informationen zur Vorgehensweise bei der Hochrechnung bietet der Hinweistext der Sonderauswertung "Sterbefälle – Fallzahlen nach Tagen, Wochen, Monaten, Altersgruppen, Geschlecht und Bundesländern für Deutschland 2016 bis 2021". Mit den Tabellen sind auch eigene Analysen der Sterbefallzahlen möglich.
Anhand der vorläufigen Sterbefallzahlen lassen sich Phasen der Übersterblichkeit im Laufe eines Jahres identifizieren. So werden direkte und indirekte Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Sterbefallzahlen zeitnah sichtbar. Hierfür wird – wie auch von der europäischen Statistikbehörde Eurostat – ein Vergleich zu einem Durchschnitt von vier Vorjahren herangezogen, um das unterschiedliche Ausmaß von saisonal wiederkehrenden Effekten (z. B. durch Grippe- oder Hitzewellen) zu berücksichtigen. Für Sterbefälle im Jahr 2020 wird folglich der Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 verwendet und für Fälle im Jahr 2021 der Durchschnitt 2017 bis 2020. Der Effekt der steigenden Lebenserwartung und des steigenden Anteils älterer Menschen auf die zu erwartende Zahl an Sterbefällen kann in diesen Vergleich nicht einberechnet werden.
Ab März 2020 lassen sich die Zahlen nur vor dem Hintergrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie interpretieren. Neben der Vermeidung von COVID-19-Todesfällen können die Maßnahmen und Verhaltensänderungen auch dafür gesorgt haben, dass weniger Sterbefälle durch andere Infektionskrankheiten wie beispielsweise die Grippe verursacht werden, was sich ebenfalls auf die Differenz zum Durchschnitt auswirkt. Rückgänge oder Anstiege bei anderen Todesursachen können ebenfalls einen Effekt auf die gesamten Sterbefallzahlen haben. Über die Häufigkeit einzelner Todesursachen können die Sterbefallzahlen jedoch keine Auskunft geben.
Für die abschließende Einordnung der Sterblichkeitsentwicklung werden die Sterbefälle noch ins tatsächliche Verhältnis zur Bevölkerung gesetzt, um beispielsweise auch den Alterungsprozess der Bevölkerung adäquat einzubeziehen. Die dafür erforderlichen endgültigen Ergebnisse inklusive aller Nachmeldungen liegen turnusgemäß zur Mitte des Folgejahres vor – für das Jahr 2020 also Mitte 2021. Eine erste Einschätzung bietet die Pressemitteilung Nr. 044 vom 29. Januar 2021.
Die vorläufigen Sterbefallzahlen beziehen sich auf den Sterbetag, nicht auf das Meldedatum. Da die gemeldeten COVID-19-Todesfälle vom RKI nach Sterbedatum derzeit bis zur 12. Kalenderwoche 2021 veröffentlicht werden, ist ein zeitlicher Vergleich mit den vorläufigen Gesamtsterbefallzahlen aktuell bis zu dieser Woche möglich. Fälle, für die keine oder unplausible Angaben zum Sterbedatum übermittelt wurden, sind nicht enthalten. Diese Ergebnisse sind noch nicht für den Meldeverzug korrigiert und werden sich voraussichtlich durch Nachmeldungen noch weiter erhöhen. Weitere Hintergrundinformationen zu diesen Daten gibt es im Internetangebot des RKI.
Weitere Informationen:
Weitere Informationen zur Sonderauswertung der Sterbefallzahlen bietet das Statistische Bundesamt auf der Themenseite "Sterbefälle und Lebenserwartung" und der Sonderseite "Corona-Statistiken".
Hintergründe zur Berechnung von Übersterblichkeit, zu aktuellen Methoden und Ergebnissen liefert zudem unser Podcast zu Sterbefallzahlen während der Corona-Pandemie.
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