Ein Modell im Klostermuseum
Johann Caspar Bagnato war ein betriebsamer Baukünstler. Er plante und verwirklichte den Um- und Aufbau zahlreicher Schlösser, Ordensgebäude und Kirchen. Schloss Altshausen, die Münsterkirche Unserer Lieben Frau in Lindau und die Schlosskirche St. Marien auf der Insel Mainau zählen zu Bagnatos bekanntesten Werken. Der Baumeister des Deutschen Ordens war auch für den Abt von Kloster Salem tätig: So zeichnete er für den Umbau des Kirchenchores und für Bauten im Klosterhof verantwortlich. Berühmt wurde Bagnato für den Bau eines riesigen Vierungsturmes, den er ab 1753 errichtete. Sein Meisterwerk existiert schon lange nicht mehr – zu sehen ist es dennoch: Im Klostermuseum Salem wird ein drei Meter hohes Modell des einst imposantesten Kirchenturms Oberschwabens präsentiert. Auch die Hinterglasmalerei „Das vergoldete Salem" von Johann Carl Spachholz aus dem Jahr 1807 ist dort zu sehen, die eine Ansicht des Klosters mit Turm zeigt.
Handwerkliche Wurzeln
Johann Caspar Bagnato wurde am 13. September 1696 als dritter Sohn des italienischen Maurers Paul Bagnato und dessen deutscher Frau Anna Maria Stickelmeyer in Landau geboren. Etwa vier Jahre nach seiner Geburt zog die Familie nach Speyer, wo der Vater den Rohbau der Dreifaltigkeitskirche für die lutherische Gemeinde errichtete. Über die nächsten Jahre und die Ausbildung Johann Caspars Bagnato zum Baumeister ist nicht viel bekannt. Bei seiner Heirat mit Maria Anna Walser im Jahr 1729 wird er aber als Baumeister des Deutschen Ordens in Altshausen in die Heiratsurkunde eingetragen.
Lohnende Nebentätigkeit
Als Baumeister des Deutschen Ordens war Bagnato für die architektonischen Entwürfe der Gebäude, die Berechnung der voraussichtlichen Kosten und des benötigten Materials, die Organisation und die Überwachung der Baustellen verantwortlich. Neben seiner Arbeit beim Deutschen Orden nahm er andere Bauaufträge an. Weitere große Auftraggeber waren das Hochstift Konstanz, die Benediktinerabtei St. Blasien, die Fürstabtei St. Gallen und die Reichsabtei Salem.
Die Neugestaltung des Klosters
Unter der Herrschaft Abt Anselms II. Schwab, von 1746 bis 1778, erlebte Kloster Salem eine Blüte. Die Ideale der Bescheidenheit und Einfachheit, die die mönchische Kultur der Zisterzienser auszeichneten, waren nun passé. Ein weithin sichtbarer Turm sollte das gotische Münster von Weitem sichtbar machen – und so die wichtige Stellung Salems hervorheben. Doch wen sollte er mit den aufwendigen Arbeiten beauftragen? „Zum Besten würde sein, wann dieser Turm einem recht erfahrnen Meister akkordiert würde, und wär keiner anständiger als der Paniato“, so schrieb der Stuckateur Joseph Anton Feuchtmayer 1752 an Abt Anselm II.
Turm und Glockenspiel
Bereits 1750 hatte Abt Anselm II. Bagnato mit baulichen Veränderungen im östlichen Chorbereich des Münsters beauftragt. Ab 1753 errichtete der Baumeister den Glockenturm, der das Münsterdach deutlich überragte. Im 64 Meter hohen Turm sollten 16 Glocken und damit das größte Glockenspiel Oberschwabens angebracht werden. Da ein Guss misslang, fanden schließlich 15 Glocken in der Glockenstube ihren Platz. Kloster Salem war damit schon aus großer Distanz sicht- und hörbar. Die Zeitgenossen schätzten den Klang des „Salemer Glockenhimmel“ hoch.
Das Ende des Münsterturms
Nur 53 Jahre lang bestand der imposante Münsterturm von Bagnato. Das Kloster Salem fiel zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Rahmen von Säkularisation und Mediatisierung in die Hände Badens. Der Markgraf löste die Reichsabtei auf, die Mönche zerstreuten sich. 1807 begann man, den bereits baufällig gewordenen Münsterturm abzutragen. Neun der 15 Glocken wurden anschließend verkauft. Die verbliebenen sechs fanden einen neuen Platz im 1808 errichteten Münsterturm – ein deutlich kleinerer Nachfolgebau.
Objekte der Erinnerung im Museum
Zwar ist der einst mächtigste Kirchenturm Oberschwabens längst Geschichte, in Gemälden hat sich der Eindruck des markanten Münsterturms dennoch erhalten. Außerdem befindet sich im Klostermuseum ein älteres Modell Salems: Um 1700 hatte Architekt Franz Beer noch ein deutlich kleinerer Münsterturm vorgeschwebt. Vom Vorgängerbau des heute weithin sichtbaren Turms sind noch der Münsterdachstuhl und die Ziegeleindeckungen erhalten und können im Museum betrachtet werden. Das in der Prälatur eingerichtete Klostermuseum zeigt Meisterwerke des Klosters, zeichnet die Baugeschichte der einst mächtigen Zisterzienserreichsabtei nach und erzählt vom Leben der Mönche. Es entstand in Zusammenarbeit mit dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe.
Service
Klostermuseum Salem
ÖFFNUNGSZEITEN
bis 1. November: Mo – Fr, Sa 10:00 – 18:00 Uhr (letzter Einlass 17:30 Uhr)
So, Feiertag 10:30 – 18:00 Uhr (letzter Einlass 17:30 Uhr)
9. bis einschl. 12. September geschlossen.
Kloster und Schloss Salem
ÖFFNUNGSZEITEN
bis 1. November: Mo – Fr, Sa 09:30 – 18:00 Uhr (letzter Einlass 17:30 Uhr)
So, Feiertag 10:30 – 18:00 Uhr (letzter Einlass 17:30 Uhr)
Innenräume zum individuellen Rundgang geöffnet:
täglich von 10:30 – 17:00 Uhr
Münster geöffnet täglich von 11:00 – 17:00 Uhr
9. bis einschl. 12. September geschlossen
PREIS
Kloster und Schloss inkl. Klostermuseum
Erwachsene 9,00 €
Ermäßigte 4,50 €
Familien 22,50 €
Saison-Karte 35,00 €
VORAUSSETZUNGEN FÜR DEN BESUCH
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KONTAKT
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