Seit Anfang April wohnt Anne Evers auf Trischen in einer 16 qm großen Hütte auf hohen Stelzen. Wasser und Lebensmittel bekommt sie wöchentlich vom Inselversorger. Strom liefern Solarzellen auf dem Hüttendach. Ein kleiner Holzofen wärmt an kalten Tagen. „Das Leben auf Trischen ist denkbar einfach. Da merkt man schnell, mit wie wenigen Dingen man doch im Leben gut auskommen kann“, so Evers. Täglich dokumentieren seit Jahren die Naturschutzwarte die Vogelwelt auf der Insel. Zug-, Rast- und Brutvögel werden systematisch erfasst. Aber auch Pflanzen und Insekten werden notiert, sowie Veränderungen der Insel selbst.
„Trischen wird seit Jahren immer kleiner und verengt sich an den Insel-Enden, wo tiefe Fahrwasser den Korpus der Insel begrenzen. Die längliche und sichelförmige Form der Insel wird also tendenziell immer runder,“ erklärt Evers. Die Insel Trischen liegt im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und ist vom betreten ausgenommen. Seit über 70 Jahren entwickelt sich die Insel auf natürlich Weise. Es finden keinerlei Küstenschutzmaßnahmen statt. Sollte Trischen eines Tages verschwinden, so lässt man das Wattenmeer gewähren. „Ihre Unberührtheit ist der eigentliche Wert. Diese Eigenschaft macht sie so einzigartig. Die hier vorkommenden Vogel- oder Pflanzenarten finden wir auch woanders. Aber ein Ort, der so wild ist, nur von Wind und Wasser geformt – das ist etwas ganz Besonderes.“
Auf Trischen brüteten in diesem Jahr 24 verschiedene Vogelarten mit insgesamt 4.631 Brutpaaren. Die Saison verlief sehr gut: Nach dem kalten April zeigte sich das Wetter ab Mitte Mai freundlich und es gab keine allzu schlimmen Hochwassern während der Brutzeit. Neben den Vögeln wurden 78 Pflanzenarten und über 40 Insektenarten registriert. In diesen Tagen hat der Herbstzug der Vögel bereits eingesetzt. Täglich ist zu beobachten, wie Gänse, Enten und Kleinvögel gen Süden in ihre Winterquartiere fliegen. Das Wetter wird rauer und unbeständiger. Vor einigen Tagen kam es bereits zum Land Unter.
Für die Vogelwartin ist es an der Zeit Abschied zu nehmen. „Ich freue mich auf mein Zuhause, werde aber diese einzigartige Insel ebenso sehr vermissen. Nach so langer Zeit fühle ich mich stark mit diesem Ort verbunden, hat er mich doch so viel gelehrt und mir so zahlreiche wunderschöne Momente geschenkt“. Viele dieser Momente beschreibt Anne Evers auf einem Blog, zu lesen auf www.trischen.de.
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