„Wir freuen uns, dass wir die Kommunen im Biosphärenreservat Pfälzerwald bei der Entwicklung einer integrierten Nachhaltigkeitsstrategie im Sinne der Agenda 2030 und der Landesnachhaltigkeitsstrategie Rheinland-Pfalz unterstützen konnten“, sagte Dr. Till Winkelmann, Projektleiter „Global nachhaltige Kommune“ bei der Servicestelle für Kommunen in der Einen Welt, die das Projekt gemeinsam mit dem Biosphärenreservat Pfälzerwald umgesetzt hat. „Kommunen kommt bei der Umsetzung der Agenda 2030 eine Schlüsselrolle zu, da die globalen Nachhaltigkeitsziele Relevanz für alle kommunalen Aufgaben haben – von der Planung, der Beschaffung, bis hin zur kommunalen Versorgung.“
Im Laufe des zweieinhalbjährigen Projekts haben die teilnehmenden Kommunen in einem gemeinsamen Netzwerk acht Strategien für eine nachhaltige Kommunalentwicklung mit darin integrierten SDG-Aktionsplänen erarbeitet, die auch anderen interessierten Kommunen in Rheinland-Pfalz helfen sollen, passende Impulse aufzugreifen und ebenfalls in einen strategischen Nachhaltigkeitsprozess zur Umsetzung der Agenda 2030 einzusteigen. Die acht Nachhaltigkeitsstrategien befinden sich im finalen Entwurfsstatus und werden in den Folgemonaten redaktionell finalisiert und auf der Website des Biosphärenreservats Pfälzerwald veröffentlicht.
Neben der Agenda 2030 und der Nachhaltigkeitstrategie des Bundes bildet diejenige des Landes Rheinland-Pfalz die Grundlage. In seinem Keynote-Beitrag zum Thema „Gehen global und lokal zusammen? Die Agenda 2030 und kommunale Entwicklung“, erläuterte Michael Frein vom Referat Strategische Steuerung Nachhaltigkeit bei der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz: „Kommunale Nachhaltigkeitsstrategien zeichnen sich durch je eigene Profile aus, so wie auch die Strategien der Bundesländer je eigene Profile haben und nicht einfach ein Abbild der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie darstellen. Gleichwohl: Alle Nachhaltigkeitsstrategien eint der gemeinsame Bezugspunkt der Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit ihren 17 globalen Nachhaltigkeitszielen."
Podiumsdiskussion „Möglichkeiten und Grenzen von Kommunen als Treiber nachhaltiger Entwicklung“
In einer Podiumsdiskussion stellten sich Dr. Erwin Manz, Staatssekretär für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz, Dr. Till Winkelmann sowie Vertreterinnen und Vertreter der Modellkommunen der Frage nach Möglichkeiten und Grenzen von Kommunen als Treiberinnen nachhaltiger Entwicklung zur Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele. „Nachhaltige Entwicklung beginnt konkret vor Ort. Kommunen sind wichtige Akteurinnen, wenn es um die Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 geht. Nachhaltig leben und wirtschaften – das funktioniert nur dann, wenn es dort verankert wird, wo die Menschen zuhause sind: Es gilt einerseits die hohe Lebensqualität zu erhalten und andererseits den globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit, Bewahrung der Artenvielfalt sowie soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit auch vor Ort konkret zu begegnen", sagte Manz. „Der Klimawandel, Starkregenereignisse und weltweite Flüchtlingsbewegungen führen uns drastisch vor Augen, wie wichtig eine nachhaltige Lebensweise für den Fortbestand unser Zivilisation ist. Der SDG-Prozess ermöglicht den beteiligten Kommunen, mit konkreten Maßnahmen Nachhaltigkeitsprozesse vor Ort zu initiieren beziehungsweise auszubauen“, erklärte die Neustadter Umweltdezernentin, Waltraud Blarr. Die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Maikammer, Gabriele Flach, sagte: „Die globalen Nachhaltigkeitsziele sind keine abstrakte Größe. Sie nehmen uns alle in die Pflicht und bestimmen unser Leben im Hier und Jetzt: Wie wir arbeiten, wie wir wirtschaften, wie wir konsumieren, wie wir leben.“ Sie gab auch zu bedenken, dass Nachhaltigkeit „immer auch durch eine ethische Dimension“ bestimmt sei: „Sie spiegelt das Bestreben einer Gesellschaft, im Einklang mit eigenen Werten zu leben. Ich freue mich sehr, wie sich das Projekt bei uns vor Ort bisher entwickelt hat und bin gespannt auf die Zukunft.“
Pirmasens, Neustadt an der Weinstraße, Bad Bergzabern, die Verbandsgemeinden Lambrecht und Maikammer sowie Sippersfeld, Kallstadt und Klingenmünster hätten sich mit großem Engagement und unter schwierigen Corona-Bedingungen in das Projekt "Pfälzerwald: SDG-Modellregion für ein nachhaltiges Rheinland-Pfalz" eingebracht, führte Manz weiter aus und betonte: „Sie haben nicht nur dafür gesorgt, dass sie mit ihren erarbeiteten Nachhaltigkeitsstrategien und Aktionsplänen die Grundlage für eine zukunftsfähige Stadt- und Gemeindeentwicklung legen, sondern auch, dass der Pfälzerwald sich mit dem Projekt auf einem guten Weg befindet: zu einer Modellregion für nachhaltige Entwicklung in Rheinland-Pfalz." In ihrem Zwischenruf formulierte Inga Thao My Bui von der Bewegung „Fridays for Future“, dass „gerade junge Menschen häufig das Gefühl haben, dass sie nichts bewegen können. Deshalb sind niedrigschwellige Angebote und konkrete Anregungen und Perspektiven, wie man vor Ort etwas zusammen verändern kann, besonders wichtig.“
Ergebnisse und Erfahrungen aus dem SDG-Projekt
„Das Biosphärenreservat Pfälzerwald hat das Ziel, Modellregion für nachhaltige Entwicklung zu sein. Hierzu braucht es viele Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, um diese Idee in die Tat umzusetzen. Nachhaltigkeit wird in den Kommunen greifbar und erlebbar. Die jetzt in unserem Projekt erarbeiteten Nachhaltigkeitsstrategien der SDG-Modellkommen dienen auch der Umsetzung und der Verbreitung der Biosphären-Idee“, erklärte die Direktorin des Biosphärenreservats Pfälzerwald, Dr. Friedericke Weber.
Corinna Säger, SDG-Projektleiterin beim Biosphärenreservat, gab einen Einblick in die Projektergebnisse, die die Kommunen mit viel Engagement ihrer Kernteams wie auch ihrer Bürgerinnen und Bürger erarbeitet haben: „Eine zusammenfassende Analyse der Leitlinien hat ergeben, dass den Kommunen einige Themen besonders am Herzen liegen, wie etwa die Stärkung des Zusammenhalts im Sinne sozial gerechter Lebens- und Wohnbedingungen für alle Bevölkerungsgruppen, Generationengerechtigkeit und Familienfreundlichkeit, Teilhabe und Inklusion sowie lebendiger Nachbarschaften. Auch die Mobilitätswende hat eine hohe Priorität für die nachhaltige Entwicklung der Modellkommunen im Pfälzerwald, wo viele Menschen sich abhängig vom eigenen Auto sehen.” Weiterhin sei es den Kommunen wichtig, sich gegen den Rückgang der biologischen Vielfalt stark zu machen und Lebensräume für die Arten- und Organismenvielfalt der heimischen Ökosysteme zu erhalten beziehungsweise verbessern. Den Bürgerinnen und Bürgern solle eine hohe Lebensqualität ermöglicht werden, etwa durch die Gewährleistung einer nachhaltigen Nahversorgung, eines hochwertigen Bildungs- und Kulturangebots, durch eine gute Versorgung mit Gesundheitsdiensten und durch jugend-, senioren- und barrierefreundliche Angebote. Bei alledem ressourcenschonend vorzugehen und Verantwortung des eigenen Handelns für die Menschen und die Umwelt in den Ländern des globalen Südens zu übernehmen, sei handlungsleitend für die acht Nachhaltigkeitsstrategien. Denn globale Güter wie das Klima, sauberes Wasser, Ökosystemdienstleistungen, Frieden, Gerechtigkeit oder Gesundheit machten an keinen Grenzen halt und würden von allen Menschen weltweit gleichermaßen benötigt, so die Projektleiterin.
Der Träger des Projekts „Pfälzerwald: SDG-Modellregion für ein nachhaltiges Rheinland-Pfalz“ ist der Bezirksverband Pfalz als Träger des Biosphärenreservats, das gemeinsam mit der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global das Projekt durchführt. Zu 90 Prozent finanziert wird das Projekt durch das Angebot „Global Nachhaltige Kommune“ der SKEW mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Unterstützt wird das Vorhaben auf Landesebene durch das Ministerium für Umwelt, Ernährung, Energie und Forsten, das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau sowie das Ministerium des Innern und für Sport. Informationen zum Projekt finden sich unter: www.pfaelzerwald.de/sdg-modellregion-pfaelzerwald.
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