Die ambulante und stationäre Versorgung steht nicht erst seit der Corona-Pandemie unter Druck. Mangelnde Ressourcen, fehlendes Personal, finanzieller Druck, strukturelle Probleme, hohe gesetzliche Hürden, eine überbordende Bürokratie und eine mangelnde Digitalisierung haben eine Situation erzeugt, die die Versorgung zunehmend gefährdet. Das hat zur Folge, dass auch Behandlungen hinter dem zurückbleiben, was medizinisch möglich ist, weil die notwendigen Bedingungen fehlen. Mit der Versorgungssicherheit gerät auch die Patientensicherheit in Gefahr.
„Dieser Zusammenhang gilt nicht nur für die Versorgung der Corona-Kranken auf den Intensivstationen, sondern auch für die Versorgung der orthopädisch-unfallchirurgischen Patientinnen und Patienten in den Praxen, Kliniken und Traumazentren unseres Landes“, sagt Professor Mario Perl, Direktor der Unfallchirurgischen und Orthopädischen Klinik am Universitätsklinikum ErlangenNürnberg. Professor Perl ist einer der beiden Präsidenten der VSOU-Jahrestagung 2022. „Der anstehende Jubiläumskongress wird daher Vorschläge für eine Sicherung der orthopädisch-unfallchirurgischen Versorgung machen“. Dr. Johannes Flechtenmacher von der Praxis Ludwigsplatz – Ortho-Zentrum Karlsruhe und zweiter Kongress-Präsident ergänzt: „Die Situation ist ernst. Ohne strukturelle Veränderungen werden wir das Versorgungsniveau nicht halten können“. Beide sehen dringenden Handlungsbedarf.
Veränderungen anpacken
Es werde immer schwieriger eine Klinik betriebswirtschaftlich auskömmlich zu führen, sagt Professor Perl. „Investitionsstaus, hohe Vorhaltekosten, steigende gesetzliche Anforderungen und eine nicht kostendeckende Erstattung engen unseren Spielraum immer weiter ein. Irgendwann geht das auch zu Lasten der Patientensicherheit. Wir appellieren an die künftige Bundesregierung und die Länder endlich verlässliche und kostendeckende Rahmenbedingungen zu schaffen“.
Dr. Flechtenmacher kommentiert die Situation mit Blick auf die Zusammenarbeit zwischen Kliniken und Praxen. „Es gibt keine Anreize für eine konsequente Umsetzung sektorübergreifender Behandlungsketten, sondern Hindernisse“, sagt er. „Ohne eine Definition dessen, was eine sektor- übergreifende Zusammenarbeit ist, steht schnell der Verdacht der Korruption im Raum.
Verantwortlichkeiten – etwa in der Nachbehandlung oder der Operationsvorbereitung – sind nicht klar definiert und die Vergütung bleibt hinter dem Aufwand zurück. Wir brauchen dringend verlässliche Konzepte und Vergütungsmodelle, um die Versorgungs- und Patientensicherheit auch in Zukunft gewährleisten zu können.“
Bei der VSOU-Frühlingstagung werden in rund 70 Sitzungen weitere medizinische und berufspolitische Themen zur Sprache kommen, etwa Erkrankungen und Verletzungen des Fußes, Fragen der Kindertraumatologie und Kinderorthopädie und Erkrankungen der Wirbelsäule. Die Jahrestagung wird derzeit als Präsenzveranstaltung unter Einhaltung der zukünftigen Corona-Regeln geplant.
Medienvertreterinnen und -vertreter werden bis zur Veranstaltung regelmäßig über ausgewählte Themen informiert.
Eine Akkreditierung ist unter www.vsou.de/presse möglich.
Über die Veranstaltung: Die Jahrestagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen (VSOU) ist eine Traditionsveranstaltung und findet 2022 zum 70. Mal statt. Sie ist hinter dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU), der jedes Jahr im Oktober in Berlin stattfindet, der zweitgrößte Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie im deutschsprachigen Raum. Veranstaltungsort der VSOU-Jahrestagung ist immer Baden-Baden.
Die Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen (VSOU) entstand aus einer kleinen regionalen Diskussionsgruppe, die sich ab 1949 regelmäßig am Bodensee traf. Am 29. April 1951 wurde die Südwestdeutsche Orthopädenvereinigung (SOV) gegründet. 1954 entstand daraus die Vereinigung Süddeutscher Orthopäden (VSO). Die Einführung der gemeinsamen Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie machte 2011 eine Umbenennung in VSOU notwendig.
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