Kunsthaus Zürich zieht nach Eröffnung des Chipperfield-Baus Jahresbilanz

Ein Anstieg der Besuche von 226’000 auf 370’000 Eintritte und 18 Prozent mehr Mitglieder: Das erweiterte Kunsthaus Zürich übertrifft seine Ziele. 450 Führungen durch die Sammlung allein im letzten Quartal und anhaltendes Interesse an der Kontextualisierung der Sammlung Emil Bührle.

Mit der im Oktober eröffneten Erweiterung ist das Kunsthaus Zürich flächenmässig zum grössten Kunstmuseum der Schweiz geworden. Bereits in den Preview-Phasen im Frühjahr kündigte sich an, dass die Architektur und die Originalität des Angebots das Publikum überraschen würden.
 
MEHR BESUCHER UND MEHR MITGLIEDER
Das Kunsthaus ist 2021 von signifikant mehr Besucherinnen und Besuchern angesteuert worden als 2020. Registriert sind bereits rund 360’000 Eintritte nach 226’000 im Vorjahr. Und dies, obwohl das Museum auf behördliche Anordnung während der Pandemie fast zwei Monate geschlossen bleiben musste. Der Trägerverein, die Zürcher Kunstgesellschaft, hat einen rekordhohen Zuwachs (plus 18 Prozent) zu verzeichnen. Über 3’600 Personen schlossen sich dem Verein bis Ende September 2021 neu an, der somit rund 24’500 Mitglieder zählt (Vorjahr 20’816). Die Mitgliederbeiträge in Höhe von CHF 2’282’721.- tragen zum hohen Eigenfinanzierungsgrads des Kunsthauses bei. Dieser liegt, in Jahren ohne Pandemie, bei über 50 Prozent. Das ist auch für Kunstschaffende eine gute Nachricht, denn 15 Prozent dieser Beiträge fliessen in den Erwerb von überwiegend zeitgenössischer Kunst – aktuell CHF 342’408.–. Der vorläufige Jahresabschluss lässt ein ausgeglichenes Resultat erwarten. Genaue Zahlen werden an der Generalversammlung der Zürcher Kunstgesellschaft Ende Mai 2022 vorgelegt. Dann wählen die Mitglieder auch eine neue Präsidentin oder einen neuen Präsidenten. Seit dem plötzlichen Tod von Anne Keller Dubach im September leitet Vizepräsident Conrad M. Ulrich den Verein ad interim. REGE

ANTEILNAHME AN KONTEXTUALISIERUNG DER SAMMLUNG BÜHRLE
Die Kontextualisierung der Sammlung Emil Bührle, welche das Kunsthaus zum Umzug aus ihrem privaten Umfeld am Stadtrand ins Zentrum von Zürich und in den Fokus der Öffentlichkeit eingeladen hatte, wurde 2012 an einer Volksabstimmung angekündigt. Der Beitrag, den das Kunsthaus zur Kontextualisierung dieser privaten Sammlung leistet, fusst auf der wissenschaftlich unabhängigen Forschung der Universität Zürich, die von Stadt und Kanton in Auftrag gegeben worden war. Aus der grossen Menge von Informationen des Forschungsberichts hat das Kunsthaus, evaluiert von mehreren Dutzend Personen, das Wesentliche extrahiert. Das Publikum lobt die Sachlichkeit und Verständlichkeit, mit der die Umstände, unter denen die Sammlung Bührle entstand, im Präsentationsraum dargestellt wird.

Da die Provenienzforschung nicht Gegenstand des Auftrags an die Universität war, hat das Kunsthaus mittels QR-Codes neben allen Kunstwerken der Sammlung Emil Bührle auf die Herkunftsangaben vernetzt. Details zu der von der Sammlung Bührle ans Kunsthaus übergebenen Provenienzforschung präsentierte die Stiftung Sammlung E.G. Bührle heute an einer gemeinsamen Medienorientierung www.buehrle.ch/provenienzen. Im Januar wird die Sammlung Online des Kunsthauses nutzerfreundlich neu lanciert. Darin werden auch die Provenienzen der Stiftung Sammlung E.G. Bührle aufgenommen. Im Jahresverlauf sollen diese Angaben nach musealen Standards kommentiert und wo sinnvoll und möglich ergänzt werden. Über die aktuelle Provenienzforschung am Kunsthaus informiert die Website des Kunsthauses www.kunsthaus.ch/sammlung/provenienzen.

Parallel wird ein vom Vorstand der Zürcher Kunstgesellschaft beauftragtes unabhängiges Expertengremium sich mit der Frage befassen, inwiefern die Methodik und das Vorgehen der Stiftung Sammlung E.G. Bührle korrekt war und ob die Ergebnisse korrekt präsentiert wurden.

Dem Online-Digitorial des Kunsthauses zur Kontextualisierung der Sammlung Bührle, das seit Oktober die Forschung und Vermittlung aus dem Museum hinaus in die weltweite Öffentlichkeit trägt, wird in Umfragen unter den 6’000 Nutzerinnen und Nutzern ein hoher bis sehr hoher Erkenntniswert bescheinigt, sowie mehrheitlich eine objektive redaktionelle Haltung. Verglichen dazu ist das Interesse am Archiv der Stiftung Sammlung E.G. Bührle, welches sich seit Oktober in der Kunsthaus-Bibliothek befindet und öffentlich zugänglich ist, noch gering. Es wurde erst von zwei Personen besucht.
Alle Bereiche der Sammlung im erweiterten Kunsthaus sind momentan stark frequentiert – von der zeitgenössischen Kunst über die Sammlungen Merzbacher und Looser bis zu Dada oder den Zürcher Konkreten. 450 Führungen konnten seit der Eröffnung durchgeführt werden oder sind bis zum Jahresende gebucht.

AUSSTELLUNGSPROGRAMM 2022
Das Programm im kommenden Jahr ist gewohnt divers und vielfältig. Mit «Earth Beats. Naturbild im Wandel» läuft bereits eine Themenausstellung zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen (bis 6.2.22). Anschliessend folgen monografische Ausstellungen unterschiedlicher Gattungen: Yoko Ono (Performance), Federico Fellini (Zeichnung/Film) und Aristide Maillol (Skulptur). Im grossen Ausstellungssaal werden «Kunst und Medizin» sowie «Niki de Saint Phalle» gezeigt, nachdem die 400 m2 grosse Bodenskulptur «The 2000 Sculpture» (noch bis 20.2.22) das Kunsthaus verlässt. Im Kabinett werden die barocken Zeichnungen von Giovanni Benedetto Castiglione präsentiert, im Sommer ziehen dort Skizzenbücher Rudolf Kollers ein, von dem das Kunsthaus eine der bedeutendsten Sammlungen besitzt. Dazwischen wird die Performerin Alexandra Bachzetsis den Raum mit ihrem neuen Werk «2020: Obscene» animieren. Das ganze Ausstellungsprogramm ist auf www.kunsthaus.ch aufgeschaltet.
 
ZIEL: MIT EINER SOLIDEN ERTRAGSLAGE ZUM DIREKTIONSWECHSEL
Aufgrund dieser baulichen und programmatischen Erweiterung rechnet die Zürcher Kunstgesellschaft ab dem Jahr 2022 mit Besuchszahlen von durchschnittlich 375’000 Eintritten pro Jahr. Ziel ist, den traditionellen Eigenfinanzierungsgrad von über 50 Prozent zu halten. Per 1. Januar 2023 wird Direktor Christoph Becker, der das Kunsthaus seit Juli 2000 führt und mit der Realisierung der Erweiterung die ihm aufgetragene Mission erfolgreich erfüllt hat, von Ann Demeester abgelöst. Mit der Stadt Zürich wird 2022 ein neuer Subventionsvertrag geschlossen. Die darin zugesagten Mittel ermöglichen den Museumsbetrieb und den Unterhalt der Sammlung. Für die Finanzierung

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