Bundespräsident Steinmeier gedenkt mit Landtagspräsidentin Liedtke, Ministerpräsident Woidke und Kulturministerin Schüle in Sachsenhausen der Opfer des Nationalsozialismus

Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Soldaten das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. In Deutschland ist der 27. Januar der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, die Vereinten Nationen haben ihn zum Internationalen Holocaust-Gedenktag erklärt. Aus diesem Anlass haben heute Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, die Präsidentin des Landtages Brandenburg, Prof. Dr. Ulrike Liedtke, Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke sowie Kultur- und Wissenschaftsministerin Dr. Manja Schüle die Gedenkstätte Sachsenhausen besucht. Nach einem Rundgang mit Stiftungsdirektor Dr. Axel Drecoll und der stellvertretenden Gedenkstättenleiterin Dr. Astrid Ley legten sie Kränze zur Ehrung der Opfer des Nationalsozialismus nieder.

Landtagspräsidentin Liedtke zum Holocaust-Gedenktag: „Erinnern heißt, die Opfer zu würdigen, ihr Leid wahrzunehmen und neuen Gräueltaten durch Aufklärung vorzubeugen. Gerade junge Menschen brauchen den Blick in die Vergangenheit, um für die Gegenwart zu lernen und die Zukunft zu gestalten. Es ist gut, dass sie sich dafür interessieren, was war und wie es geschehen konnte. Und sie ziehen ihre Schlüsse daraus: Hass und Hetze dürfen nie wieder siegen über Menschenrechte und Toleranz. Das ist für mich die wichtigste Botschaft dieses Gedenktages.“

Ministerpräsident Woidke erklärte: „Das Erinnern an den Holocaust und die Auseinandersetzung mit diesem schrecklichen Kapitel unserer Vergangenheit ist eine immerwährende Aufgabe. Es darf kein Vergessen geben. Das sind wir den Opfern, deren Familien und Nachkommen schuldig. Das Vermächtnis der Zeitzeugen gilt es zu bewahren und an nachfolgende Generationen weiterzugeben, damit solche Gräueltaten nie wieder passieren. Nirgendwo auf der Welt. Wir müssen uns – wann immer es nötig ist – gegen Nationalsozialismus, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit wehren und diejenigen in die Schranken weisen, die Hass und Ausgrenzung säen.“

Kultur- und Wissenschaftsministerin Schüle: „Es ist nicht vorbei – weder das Gedenken noch das Erinnern, weder die Empathie mit den Opfern noch die Auseinandersetzung mit dem grausamsten Teil unserer Geschichte. Dafür brauchen wir Wissen, Aufklärung und authentische Orte. Aber auch die Fähigkeit, eigene Versäumnisse zu reflektieren und die Schuld unserer Vorfahren einzugestehen. Und wir müssen uns fragen, welche Folgen nationalsozialistische Erziehung weit über das Ende des Terrorregimes hinaus hatte. Erst dann wird Aufarbeitung wahrhaftig. Besondere Bedeutung haben dabei die KZ-Gedenkstätten – sie sind Friedhöfe, aber auch Orte des Austauschs, des Gedenkens und der internationalen Jugendbegegnung. Es ist nicht vorbei – angesichts von Antisemitismus, Alltagsrassismus und Ausgrenzung brauchen wir mehr denn je das persönliche Gespräch, brauchen wir Menschlichkeit und Miteinander. Damit sich ein Verbrechen wie die Shoa niemals wiederholt.“

Stiftungsdirektor Drecoll sagte: „Wir sind dankbar, dass der Bundespräsident anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus diesen historischen Tatort der Verbrechen besucht hat. Durch ihre authentischen Zeugnisse und Relikte sind die Gedenkstätten nicht nur eindrucksvolle Gedenk- und Lernorte. Angesichts der schwindenden Zeitzeugenschaft werden sie durch ihre Beweiskraft für nachfolgende Generationen immer bedeutungsvoller. Im Gespräch mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat der Bundespräsident sich auch über die vielfältige Arbeit moderner Gedenkstätten im Bereich von Vermittlung, Sammlung, Forschung und Öffentlichkeitsarbeit informiert. Der Besuch des Bundespräsidenten ist ein Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung der Gedenkstätten und ihrer vielfältigen Aufklärungs- und Erinnerungsarbeit.“

Wegen der Corona-Pandemie wird der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus und Internationale Holocaust-Gedenktag in diesem Jahr weitgehend digital begangen. Am 27. Januar 2022 veröffentlichen der Landtag Brandenburg und die Gedenkstätte Sachsenhausen einen Film über das Erinnern und seine Bedeutung. Er ist in Zusammenarbeit von Parlamentspräsidentin Ulrike Liedtke, Stiftungsdirektor Axel Drecoll und Kulturstaatsministerin Claudia Roth sowie Schülerinnen des Gymnasiums Panketal entstanden. Das Video ist am 27. Januar ab 11.00 Uhr über die YouTube-Kanäle der Gedenkstätte Sachsenhausen und des Landtages abrufbar.

Im KZ Sachsenhausen waren zwischen 1936 und 1945 mehr als 200.000 Menschen aus vielen europäischen Ländern inhaftiert. Zehntausende von ihnen starben an den unmenschlichen Haftbedingungen oder wurden Opfer von Mordaktionen der SS. Am 22./23. April 1945 fanden die Befreier im Lager rund 3.000 kranke Häftlinge vor. Mehr als 30.000 Häftlinge hatte die SS zuvor auf einen Todesmarsch getrieben, bei dem in den letzten Tagen der NS-Herrschaft mehr als 1.000 Häftlinge umkamen. Die 1961 eröffnete und nach der deutschen Einheit umfassend erneuerte Gedenkstätte Sachsenhausen ist heute zugleich ein europäischer Ort des Gedenkens und ein modernes zeithistorisches Museum mit besonderen bildungspolitischen und humanitären Aufgaben.

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