Film- und Medienstiftung NRW vergibt 440.000 Euro für 11 Low Budget-Projekte

Die Förderung geht an vier Dokumentarfilme, zwei Spielfilme, einen Kurzfilm sowie ein Drehbuch, zwei Projektvorbereitungen und an eine Postproduktion.

Dokumentarfilm

„Der dritte Bruder“, Produktion: Ester.Reglin.Film, Buch und Regie: Kathrin Jahrreiss,
Förderung: 70.000 Euro 

„Der dritte Bruder“ erzählt eine deutsch-jüdische Familiengeschichte vom Dritten Reich über das geteilte Deutschland bis heute. Drei Brüder sind zerrissen zwischen den Fronten politischer Ideologien. Der dritte Bruder ist dabei der tragische Held der Geschichte und der Großvater der Filmemacherin, die in der Auseinandersetzung mit ihrem Vater versucht, die jahrzehntelange Sprachlosigkeit zu überwinden.

„Utopia in Rojava“, Produktion: Fürst Film, Regie: Robert Krieg, Buch: Robert Krieg und
Leyla Erkus, Förderung: 63.000 Euro 

Im kurdischen Autonomiegebiet Nordsyriens ist ein außergewöhnlicher, emanzipatorischer Prozess im Gang: „Utopia in Rojava“ begleitet sieben Frauen bei der Gründung einer landwirtschaftlichen Genossenschaft, ihrer Arbeit in selbstverwalteten Frauenhäusern und im familiären Alltag – voller Idealismus beim Umbau einer patriarchalischen Gesellschaft in eine demokratische und gleichberechtigte Zukunft.

„Der Vorführer“, Produktion: Lichtblick Film, Buch und Regie: Orkhan Aghazadeh,
Förderung: 55.000 Euro 

Nach dem plötzlichen Tod seines Sohnes fasst Smid den Plan, seinen alten Kinoprojektor aus Sowjet-Zeiten in Stand zu setzen. Er träumt davon, sein aserbaidschanisches Dorf wieder vor der Leinwand zu versammeln. Dabei hat er nicht nur technische, sondern auch menschliche Probleme zu bewältigen.

„The Echo“, Produktion: Match Factory, Buch und Regie: Tatiana Huezo, Förderung: 50.000 Euro 
In einem abgelegenen und einsamen Tal in Mexiko begleitet das extreme Klima das Wachstum der Kinder im Laufe jedes Jahres und sie lernen sich mit Tod, Krankheit und Liebe auseinanderzusetzen. „The Echo“ ist eine Geschichte über das Schwindelgefühl im Angesicht des Lebens, über das Erwachsenwerden. Zuletzt war Dokumentarfilmerin Tatiana Huezo mit ihrem ersten Spielfilm „Prayers for the Stolen“ erfolgreich. Die filmstiftungsgeförderte Produktion hatte seine Weltpremiere in Cannes und war in der Folge auf zahlreichen internationalen Festivals vertreten sowie mexikanischer Oscar-Kandidat.

Spielfilm

„Schlafen Fische mit offenen Augen?“, Produktion: Blinkerfilm, Buch und Regie: Nele Wohlatz, Förderung: 70.000 Euro 
„Schlafen Fische mit offenen Augen?“ ist eine tropische Tragikomödie vor dem Hintergrund einer globalen Migrationsbewegung, mit Laiendarsteller:innen besetzt am Schauplatz Recife, Brasilien. Geschichten über die weltweite Arbeitsmigration sträuben sich gegen dramaturgische Heldenreisen: Wenn Li Xue oder
Yo Bo woanders gebraucht werden, ziehen sie einfach weiter. Li Xue verschwindet aus dem Film, aber
A Jiao, die Touristin, stolpert über ihre Spuren. Die drei verbindet das Gefühl, an keinen Ort der Welt zu gehören.

„Horizon“, Produktion: unafilm, Buch und Regie: César Acevedo, Förderung: 50.000 Euro 
Kolumbien. Auf der Suche nach dem verschollenen Vater Rúben begeben sich die Geister von Mutter Inés und Sohn Basilio auf eine physische und spirituelle Reise, auf der sie ihre von Gewalt geprägte Familiengeschichte rekonstruieren, um Erlösung zu finden.

Kurzfilm

„Hani“, Produktion, Buch und Regie: Ronida Alsino, Förderung: 25.000 Euro 
Als sich eine Kriegswaise in der Wüstensteppe Nordsyriens vor Musas Auto wirft, sieht dieser keinen anderen Ausweg als den fremden Jungen Hani bei sich und seiner Frau Nofe aufzunehmen. In einer vom Krieg gezeichneten Welt bedeutet dieser Akt der Nächstenliebe für das kurdische Ehepaar einen ständigen Wechsel von Vertrauensvorschuss und Argwohn. Die in Syrien geborene Regisseurin studierte an der KHM und plant den Dreh mit Kamerafrau Hannah Platzer, ebenfalls KHM-Absolventin, die 2021 beim First Steps Award mit dem Michael-Ballhaus-Preis ausgezeichnet wurde.

Drehbuchförderung

„Oh my Heart“, Buch: Mats Willems, Förderung: 10.000 Euro 
In Jugendtagen verband Alois und Gregor eine innige Freundschaft. Die Liebesbeziehung zueinander, nach der beide sich im Stillen gesehnt haben, blieb ihnen ein ganzes Leben lang versagt. Als Alois Ehefrau stirbt, finden die beiden Männer erneut zusammen. Der Autor ist Absolvent der Hochschule Macromedia.

Projektvorbereitungsförderung 

„A und O“, Buch und Regie: Ellen Rudnitzki, Förderung: 10.000 Euro
Die 23-jährige Anna taucht ein in das Leben ihrer Oma, der 71-jährigen Fotografin Ingrid, die in der DDR eine private Galerie betrieb, als Staatsfeindin ausgewiesen wurde, in Köln eine neue Heimat fand und beide Welten kritisch beleuchtete. Der Film beleuchtet das Spannungsfeld zwischen Ost und West sowie Vergangenheit und Gegenwart mit Ingrids Geschichte und Annas Erzählung.

„FREI.RAUM“, Buch und Regie: Vanessa Christoffers-Trinks und Katrin Stahrenberg,
Förderung: 10.000 Euro

Zwei Wohnprojekte aus verschiedenen Zeiten kommen zusammen. Die einen – junge Menschen in einer Land-Gemeinschaft – brechen gerade auf und sind voller Visionen, die anderen sind in den 1990er Jahren mit ihrem Projekt in einem besetzten Haus in Bremen gescheitert. Welche Visionen sind immer noch gleich, was hat sich verändert? Wie kann alternatives Zusammenleben funktionieren und was können Generationen voneinander lernen?

Postproduktionsförderung

„Tina und Megi“, Produktion: Color of May, Regie: Ioseb Bliadze, Buch: Ioseb Bliadze und
Tamar Mumladze, Förderung: 27.000 Euro

Tiflis, Georgien 2021, eine patriarchalische Gesellschaft. Pandemie. Tina hat kein Geld und wird nach ihrer ehelichen Untreue von allen gemieden. Dann lernt Tina Megi kennen und mit ihr ein Leben, das nicht von Männern, sondern selbstbestimmt ist. Ioseb Bliadze war zuletzt mit seiner ebenfalls filmstiftungsgeförderten Produktion „Otar’s Death“ u.a. beim Filmfestival in Karlovy Vary zu sehen.

Als Jury für die Förderentscheidungen im Bereich Produktion benannte das Filmbüro NW die Dokumentarfilm-Regisseurin Daniela Abke, die Regisseurin Sabine Bernadi und Filmproduzent Björn Vosgerau.

Nächster Einreichtermin für die Vereinfachte Förderung Produktion ist der 6. April. 

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