Bürgschaftsbank und MBG Baden-Württemberg: Starker Schub bei Gründungen trotz Pandemie

Die Bürgschaftsbank hat im vergangenen Jahr 2.126 Vorhaben mit einem Volumen von mehr als 665 Mio. Euro unterstützt. Die MBG hat 125 Vorhaben mit einem Volumen von über 68 Mio. EUR begleitet. Diese Rekordergebnisse wurden durch die sukzessive verlängerten Corona-Hilfen bis schließlich 30.4.2022 von Bund und Land ermöglicht. Das Angebot war vor allem bei Neugründungen bzw. Start-ups sehr stark nachgefragt.

Die Corona-Pandemie prägte auch das Jahr 2021 in besonderem Maße. Daher standen die Unternehmen im Land weiterhin vor großen Heraus-forderungen, um neben der erfolgreichen Bewältigung von Digitalisierung und Dekarbonisierung zusätzlich die Auswirkungen der Lockdowns zu bewältigen. „Viele Unternehmen werden sich in den kommenden Monaten mit den Post-Corona-Folgen und verstärkt mit der Transformation zu mehr Nachhaltigkeit und der Erhöhung des Digitalisierungsgrades beschäftigen“, so Guy Selbherr, Vorstand der Bürgschaftsbank und Geschäftsführer der MBG. „Die Bürgschaftsbank ist jedoch dafür prädestiniert, den Mittelstand bei diesen Herkulesaufgaben aktiv zu unterstützen. So hat sich das Instrument der Bürgschaften seit Jahrzehnten als krisenerprobt bestätigt.“ Insgesamt hat die Bürgschaftsbank 2021 den KMU im Land mit Bürgschaften dabei geholfen, 3.595 Arbeitsplätze neu zu schaffen sowie 14.331 zu sichern.

Bei der Bürgschaftsbank lag das ermöglichte Kredit- und Beteiligungsvolumen bei 665,3 Mio. EUR (Vj. 702,3). Die Nachfrage nach dem Angebot der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg hielt insgesamt das hohe Niveau des Vorjahres, das das stärkste in der Geschichte der Bürgschaftsbank war, auch wenn die Zahl der Genehmigungen mit 2.126 im Vergleich zum Vorjahr um 16,5 Prozent (2.546) gesunken ist. Ein Grund für diesen Rückgang ist: Die Nachfrage nach Liquiditätsfinanzierungen, die unmittelbar nach Ausbruch der Krise sehr hoch waren, reduzierten sich im Zuge der eingeführten umfassenden Zuschussprogramme (Überbrückungshilfen). Im deutschlandweiten Vergleich zu den anderen Bürgschaftsbanken liegt das baden-württembergische Institut sowohl bei der Anzahl mit 40,7 Prozent als auch beim Kredit- und Beteiligungsvolumen mit 34,1 Prozent deutlich an der Spitze.

Eine Studie von PriceWaterhouseCoopers (PWC), die im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums im dritten Quartal 2021 veröffentlicht worden ist, legt dar, dass das Instrument der Bürgschaften besonders nachhaltig ist. Dabei ist folgender Punkt zentral:

Der wirtschaftliche Nutzen für die Volkswirtschaft aus der Tätigkeit der Bürgschaftsbanken übersteigt die daraus resultierenden Kosten um das 17-fache, was einem hohen Kosten Nutzen-Verhältnis von 1:17 entspricht.

Existenzgründungen machen mehr als die Hälfte aus

Trotz der Krise konnte die Bürgschaftsbank erfreulich viele Menschen bei ihrem Schritt in die Selbstständigkeit begleiten. 2021 wurden 971 Neugründungen mit einem Bürgschafts- und Garantievolumen von 118,0 Mio. EUR genehmigt (Vj. 874; 94,9 Mio. EUR). Bei den Nachfolgen waren es 543 Genehmigungen mit einem Bürgschafts- und Garantievolumen von 124,6 Mio. EUR (Vj. 560; 123,9 Mio. EUR). Bezogen auf das genehmigte Kredit- und Beteiligungsvolumen machten Gründungen und Nachfolgen im Berichtsjahr einen Anteil von 55 Prozent aus. „Das volatile Umfeld zeigt sich damit weiter als Beschleuniger für die Weiterentwicklung ihrer Geschäftsmodelle“, betont Dirk Buddensiek, Vorstand der Bürgschaftsbank und Geschäftsführer der MBG. „Innovative Geschäftsideen und Neugründungen sind insgesamt sehr wichtig für die Wirtschaft, da sie neuen Schwung hineinbringen.“

Das wichtigste Programm für die Zielgruppe der Gründer*innen ist die Startfinanzierung80, die die Bürgschaftsbank gemeinsam mit der L-Bank anbietet. Damit hat das Förderinstitut 2021 knapp 1.000 Mutige, die trotz der Corona-Krise den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben, mit einem Kreditvolumen von über 80 Mio. Euro unterstützt.

Da das Thema Gründung einen hohen Stellenwert bei der Bürgschafts-bank Baden-Württemberg hat, kooperiert sie mit der vom Bundesministerium für Wirtschaft und der KfW geförderten Gründerplattform (www.gruenderplattform.de). Diese bietet Gründer*innen zum einen Tipps rund um das Thema Existenzgründung, zum anderen Kontakte zu potenziellen Finanzierungspartnern. Mit über fünf Millionen Besucher*innen seit ihrem Start in 2018 bietet sie viel Potenzial, auch für die Bürgschaftsbank.

Ausfallsumme und Anzahl der Ausfälle waren 2021 rückläufig. So waren bei der Bürgschaftsbank insgesamt 166 Ausfälle mit einem Volumen von 15,6 Mio. EUR zu verzeichnen. Das Ausfallgeschehen korrespondiert damit mit dem weiteren Rückgang der Unternehmensinsolvenzen. Die Ausfallquote bezogen auf das Bestandsvolumen betrug 0,9 Prozent und lag da-mit besser als die erwarteten 1,8 Prozent.

Die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg arbeitet nicht gewinnorientiert, dennoch ist ein stabiles Ergebnis wichtig, um den Förderauftrag auch in Zukunft erfüllen zu können. 2021 lag der Jahresüberschuss mit 4,8 Mio. EUR deutlich über dem Vorjahresniveau (1,2 Mio. EUR).

MBG Baden-Württemberg: Bei Start-ups besonders gefragt

Die Anzahl der begleiteten Vorhaben hat sich bei der MBG mit 125 Stück (Vj. 99) deutlich erhöht und das Volumen hat sich mit über 68 Mio. EUR mehr als verdoppelt (Vj. über 33 Mio. EUR). Damit liegt die MBG im deutschlandweiten Vergleich mit knapp 20 Prozent bei der Anzahl und über 20 Prozent beim Volumen auf Rang zwei. Einen großen Anteil an diesem Ergebnis hatte im Berichtsjahr das Mezzanine-Beteiligungsprogramm BW, das mit einem Genehmigungsvolumen von knapp 31 Mio EUR (Vj. 7 Mio. EUR) vor allem dem Segment Start-up einen kräftigen Schub gab.

Die Not der Unternehmen im Land war aufgrund der Corona-Pandemie groß. Insbesondere Start-ups und innovative Mittelständler spürten die Auswirkungen der Krise unmittelbar. Denn ihnen wurden Marktzugänge erschwert und häufig wurden auch Finanzierungsrunden verschoben. Dies führte zu Liquiditätslücken, so dass die Nachfrage nach Hilfen aufgrund des weiterhin schwierigen Marktumfeldes hoch war. Aufgrund des hohen Bedarfs wurde das Programm bis 30. Juni 2022 verlängert. Start-ups und junge Mittelständler können im Programm Mezzanine-BW neben Investitionen auch Betriebsmittel über stille Beteiligungen bis maximal 1,8 Mio. EUR finanzieren.

Die MBG hat im vergangenen Geschäftsjahr im Bereich Frühphase/Start-up ein noch nie dagewesenes Finanzierungsvolumen genehmigt. Zielgruppe bei Venture Capital sind innovative Start-ups und Unternehmen, die mit zukunftsweisenden Produkten und Geschäftsmodellen hohe Wachstumschancen besitzen, vor allem aus technologieorientierten Bereichen.

Im klassischen Programm Existenzgründung der MBG gab es ebenfalls ein starkes Wachstum: So hat sich das neu genehmigte Beteiligungsvolumen in diesem Programm mit 28,2 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr mehr als verfünffacht. Die Anzahl ist von 23 Genehmigungen im Vorjahr auf 55 im Berichtsjahr angestiegen. Insgesamt hat der Anteil von Existenzgründungen und Unternehmens-nachfolgen bei der MBG mit in Summe 44,9 Prozent am neu genehmigten Beteiligungsvolumen im Geschäftsjahr 2021 weiter zugenommen (Vj. 41,3 Prozent). Dies zeigt das grundsätzlich freundliche Finanzierungsumfeld, vor allem im Bereich der Neugründungen.

Die Ausfälle bei der MBG sind im Geschäftsjahr 2021 mit einem Volumen von knapp 6 Mio. EUR in 34 Fällen (Vj. 15,5 Mio. EUR, 50 Fälle) im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurück gegangen. Die Ausfallquote, gemessen am Volumen, lag mit 2,7 Prozent über dem prognostizierten Zielkorridor von fünf Prozent.

Der geplante Jahresüberschuss konnte mit 8,9 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr deutlich übertroffen werden. Grund dafür sind die gestiegenen Erträge aus Beteiligungen sowie die geringen Abschreibungen und die geringeren Zinsaufwendungen und Garantieprovisionen.

Dr. Patrick Rapp, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, erklärte: „Bürgschaftsbank und MBG konnten durch ihr herausragendes Engagement in der Krise die Belastungen, die vielen kleinen und mittleren Unter-nehmen durch die corona-bedingten Beschränkungen erwachsen sind, abfangen. Die schnelle und unbürokratische Hilfe bei der Versorgung der Unternehmen mit Krediten zur Liquiditätssicherung half und hilft weiter-hin vielen Unternehmen entscheidend, die Krise zu bewältigen. Auch künftig bleibt es eine unserer wichtigsten Aufgaben, eine Infrastruktur zu schaffen, in der sich der Mittelstand entfalten kann und wirksame Anreize für Unternehmensgründungen gesetzt werden. Ich danke der Bürgschaftsbank und der MBG hier für ihr wichtiges Engagement. Ihre Angebote sind hierbei wesentliche Bausteine einer umfassenden Förderstrategie von Bund und Land.“

Ausblick

Der Jahresbeginn steht seit Ende Februar 2022 im Schatten der russischen Invasion in die Ukraine, die auf wirtschaftlicher Ebene – insbesondere durch stark steigende Energiepreise, aber auch durch die wirtschaftlichen Sanktionen – zu Unwuchten an den Weltmärkten führt. Deren Ausgang ist momentan unsicher. Daher ist es derzeit noch nicht absehbar, wie sich die baden-württembergische Wirtschaft entwickeln wird. Fakt ist allerdings, dass Verunsicherung stets Gift für Investitions- und Kreditentscheidungen ist. Bürgschaftsbank und MBG sind mit ihrem Angebot jedoch gut gerüstet, die KMU im Land auch bei diesen Herausforderungen zu unterstützen. Der Verband Deutscher Bürgschaftsbanken fordert angesichts bestehender Unsicherheiten und großer Transformationsaufgaben daher vom Bund und den Ländern eine deutliche Anhebung der Obergrenzen für Bürgschaften und Beteiligungen auf 2 bis 2,5 Mio. EUR für die ab 2023 geltende 5-Jahresperiode.

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