Energieeffizienz dient auch dem Frieden

Deutschland wird auch in einer klimaneutralen Zukunft erneuerbare Rohstoffe und Energie aus nachhaltig fließenden Quellen importieren müssen. Diese Auffassung haben auf dem 3. Kasseler Energiemanagertag der Physiker Jochen Bard, Bereichsleiter Energieverfahrenstechnik Fraunhofer IEE und Dr. Beate Wenzel, Mitarbeiterin im Sachbereich Klimaschutz beim Landesbetrieb HessenForst, übereinstimmend vertreten. Sowohl der Bedarf an Energie als auch an Holz könne in Zukunft nur zur Hälfte aus inländischen Quellen gedeckt werden. Umso wichtiger, sagte Peter Otto als Initiator und Ausrichter der Energiemanagertage vor etwa 150 Energiemanagerinnen und -managern aus Europa, sei es, alle Reserven der Energieeffizienz auszuschöpfen. „Das hilft nicht nur dem Klima, sondern kann auch dem Frieden dienen, wie wir in Tagen wie diesen sehen, denn die Haupteinnahmequelle des militärischen Aggressors Russland ist der Verkauf fossiler Energieträger, aus der das Land seine Hochrüstung und deren kriegerischen Einsatz finanziert.“

Hessen Forst: Der nachhaltig bewirtschaftete Wald ist der beste Klimaretter
Für Dr. Beate Wenzel ist der „klug und nachhaltig bewirtschaftete Wald der beste Klimaschützer“. Durch Waldbewirtschaftung, Holznutzung und Substitution werde der Atmosphäre in Deutschland jedes Jahr 92 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente entzogen. Vor allem in der Wachstumsphase lagerten Bäume Kohlenstoff im Holz ein. Im gesunden Zustand geerntet sollte Holz lange, möglichst kaskadenartig genutzt werden. Es ersetze zunächst energieintensives Material wie Stahl, Aluminium oder Zement und kann nach Ablauf von Jahrzehnten oder Jahrhunderten schließlich energetisch verwertet werden oder auf natürliche Weise verrotten, was den Kohlenstoff allerdings ungenutzt freisetzen würde. Aber auch Dr. Beate Wenzel stellte klar: „Deutschland ist ein Holz-Importland. Wir brauchen mehr Holz und Zellstoff, als wir selbst nachhaltig produzieren können. Umso wichtiger ist es, dass das Holz aus nachhaltigen Quellen importiert wird.“

Fraunhofer IEE: Strombedarf für Wärme und Verkehr aus heimischen Quellen
Auch Jochen Bard plädierte für eine Steigerung der Energieeffizienz: „Wenn wir uns in Zukunft effizient aufstellen, können wir langfristig unseren gesamten Strombedarf auch für den Wärmesektor und den Verkehr aus der nationalen Erzeugung mit Erneuerbaren Energien decken. Darüber hinaus werden wir aber in erheblichem Umfang Wasserstoff und grüne Kraftstoffe für schwere Nutzfahrzeuge, den Flug- und Schiffsverkehr und industrielle Anwendungen importieren müssen.“

Postberg: Energieeffizienz in der Wärmeversorgung hebt Riesenpotential
„Energieeffizienz in der Wärmeversorgung ist der schlafende Riese in der Energie- und Klimawende. Wir müssen ihn bis 2030 wecken“, forderte Peter Otto. Der Druckluftspezialist und Geschäftsführer der Postberg+Co. GmbH sagte, mehr als 50 Prozent des Energieverbrauchs und der CO2 Emissionen in Deutschland entfielen auf die Erzeugung von Wärme, „denn mehr als 80 Prozent der Wärme erzeugen wir aktuell noch mit fossilen Brennstoffen wie Erdgas, Erdöl und Kohle“. Mit etwa 44 Prozent sei Erdgas der wichtigste Energieträger zur Wärmegewinnung, und knapp Zweidrittel (63 Prozent) dieses Gases stamme aus Russland. Etwa diese Menge (66 Prozent) ließe sich heute schon technisch durch Energieeffizienz-Maßnahmen einsparen. Ergänzend könne im Sommer die Wärme für Industrieprozesse erneuerbar hergestellt und im Winter durch Nahwärmenetze mittels Biogas Blockheizkraftwerke (BHKW) oder Holzhackschnitzel ergänzt werden.

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