Als eine der größten Hürden erweist sich nämlich seit geraumer Zeit das Finden eines geeigneten Nachfolgers. Da die Zahl der potenziellen Übernehmer aufgrund der demografischen Entwicklung immer geringer wird, wächst bei vielen Inhabern die Sorge, niemanden zu finden. Die Zeit der Babyboomer ist vorbei. Stattdessen stehen immer weniger Menschen zur Verfügung, denen sich gleichzeitig mehr Möglichkeiten bieten. Denn die attraktive Beschäftigungssituation für qualifizierte Handwerkerinnen und Handwerker eröffnet auch Optionen abseits der eigenen Selbständigkeit.
„Es kommt also darauf an, die Betriebsübernahme gut vorzubereiten und zu planen“, sagt Christiane Zieher, Unternehmensberaterin bei der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald. Sie ist eine von gut 900 Betriebsberatern im Netzwerk der deutschen Handwerksorganisation, die einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass der Generationenwechsel erfolgreich bewältigt wird. Schließlich geht es nicht ohne eine umfassende, interdisziplinäre und zeitaufwendige Beratung. Und während sich freiberufliche Unternehmensberatungen in der Hauptsache größeren Projekten widmen, kümmern sich Fachverbände und Handwerkskammern zuverlässig um den Mittelstand und kleinere Betriebe.
Auch in der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald reißt der Beratungsbedarf nicht ab. „Der Wunsch einer familieninternen Nachfolge geht nicht immer in Erfüllung“ sagt Christiane Zieher. „Daher sollten rechtzeitig auch Alternativen erwogen werden.“ Jede Variante braucht dabei eine andere Herangehensweise. „Denn die erforderlichen Schritte einer Betriebsübergabe hängen davon ab, ob es sich um eine familieninterne, betriebsinterne oder externe Übergabe handelt“, so die Expertin der Handwerkskammer. Mit ihren Kolleginnen und Kollegen erstellt sie für Handwerksunternehmen einen Nachfolgefahrplan, der alle möglichen Wege aufzeigt.
Der Zeitfaktor spielt bei allen Optionen eine maßgebende Rolle. Nichts ist schädlicher als übereilte Entscheidungen, weiß Christiane Zieher. Vieles lässt sich auch gar nicht übers Knie brechen, sondern braucht aufgrund von vorgegebenen Fristen und bürokratischen Herausforderungen seine Zeit. Eine geregelte Übergabe ist zudem vielschichtig. So beinhalten die Beratungen der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald neben grundsätzlichen Fragestellungen zur Betriebsführung auch die Unterstützung bei der Unternehmensbewertung. Auch bei der Planung der Finanzierung und der Erarbeitung eines Unternehmenskonzeptes nach der Übernahme stehen die Experten zur Seite.
Genauso wichtig wie ein guter Zeitplan ist eine transparente Kommunikation. „Wer mit der Übergabe zu lange wartet oder seine Angestellten in Ungewissheit darüber lässt, wie es mit dem Unternehmen weitergeht, läuft Gefahr, dass Mitarbeiter kündigen und sich anderweitig umschauen“, sagt Christiane Zieher. Eine solche Zurückhaltung beim Kommunizieren von Zukunftsperspektiven schürt Unsicherheiten in der Belegschaft. Und in Zeiten des Fachkräftemangels hat man gute Leute schnell an die Konkurrenz verloren.
Betrieben und Nachfolgeinteressierten gibt Betriebsberaterin Christiane Zieher diese fünf Tipps an die Hand:
1. Rechtzeitig mit der Planung beginnen
Betriebsinhaber sollten bereits fünf bis zehn Jahre vor dem Übergabezeitpunkt mit der Planung der Nachfolge beginnen. „Es gibt verschiedene Übergabeformen, bei denen auch aus steuerlichen Gründen unterschiedliche Fristen zu beachten sind“, so die Beraterin der Handwerkskammer. Auch rechtliche Angelegenheiten müssen geklärt werden. Bei einer familieninternen Nachfolge sollten Übergeber und Übernehmer den Zeitplan und die Aufgabenverteilung bis zur Übergabe gemeinsam festlegen. „So können viele Streitpunkte vermieden werden und das Tagesgeschäft kann reibungslos weiter laufen“, rät Christiane Zieher.
2. Nachfolger oder Nachfolgerin suchen
Manche Betriebsinhaber haben keine eigenen Kinder, an die sie Ihr Unternehmen übergeben könnten. Andere haben zwar welche, denen aber das Interesse fehlt. „Kinder schmieden häufig andere berufliche Pläne“, weiß Christiane Zieher aus ihrer Beratungserfahrung. Deshalb gilt es, kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erkennen, an das Unternehmen zu binden, zu fördern und auch bei Betriebsentscheidungen mit einzubeziehen. Für die Suche nach einem externen Nachfolger steht die Nachfolgebörse www.nexxt-change.org zur Verfügung. Die Berater der Handwerkskammer unterstützen dabei, bei diesem Portal eine anonyme und kostenlose Anzeige aufzugeben.
3. Bestimmen des Unternehmenswertes
„Der Unternehmenswert ist beim Thema Übergabe von zentraler Bedeutung“, sagt Christiane Zieher. Die Experten der Handwerkskammer ermitteln den Unternehmenswert unter Berücksichtigung des Substanzwertes und des Ertragswertes. Außerdem erhalten interessierte Handwerksbetriebe eine kostenlose Bewertung der Betriebsimmobilien, falls diese mitveräußert werden sollen.
4. Zeit danach planen
Gerade für jene Inhaber eines Handwerksbetriebs, die ihr Unternehmen selbst auf- oder entscheidend ausgebaut haben, ist das Loslassen und die Lebensplanung nach der Übergabe ein sensibler Punkt. „Hier spielen Emotionen und die Angst vor Veränderungen eine wichtige Rolle“, sagt Christiane Zieher. Vielfach falle es schwer, sich aus dem aufgebauten Betrieb zurückzuziehen. "Es hilft, die Zeit danach gut zu planen und sich zu überlegen, welche Aktivitäten man angehen möchte“, so die Beraterin.
5. Nachfolgeberatung bei der Handwerkskammer in Anspruch nehmen
Ein Blick von außen ist immer förderlich, insbesondere dann, wenn Experten ihre Sichtweise anbieten. „Lassen Sie sich also kostenlos von den Beraterinnen und Beratern der Handwerkskammer unterstützen“, sagt Christiane Zieher. Interessierte können ganz einfach einen Termin vereinbaren und die Hilfe der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald in Anspruch nehmen. Kontakt unter Telefon 0621 18002-158 oder per E-Mail: beratung@hwk-mannheim.de
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