Was genau ist eine Schlafapnoe?
Priv.-Doz. Dr. Arne Böttcher: Die obstruktive Schlafapnoe entsteht durch einen Kollaps der oberen Atemwege. Beim Atmen kann die Luft nicht durch die blockierten Atemwege gelangen, es kommt zu gefährlichen nächtlichen Atemaussetzern. Diese wiederum führen zu einer Sauerstoffunterversorgung, die den Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Die Betroffenen zeigen dann meist eine heftige, plötzliche Weckreaktion und holen tief Luft. Die Verengung der Atemwege kann dabei unterschiedliche Ursachen haben, zum Beispiel anatomische Besonderheiten oder muskuläre und neurologische Veränderungen – aber auch Übergewicht ist eine häufige Ursache.
Wie zeigt sich eine obstruktive Schlafapnoe?
Priv.-Doz. Dr. Böttcher: Die Betroffenen spüren meist nicht die Schlafapnoe selbst, sondern vielmehr deren Folgen: Die nächtlichen Atemaussetzer machen einen erholsamen Schlaf nahezu unmöglich. Die Betroffenen klagen über ausgeprägte Tagesschläfrigkeit, Konzentrationsschwäche, sie fühlen sich schlapp und weniger leistungsfähig. Die obstruktive Schlafapnoe ist aber auch deshalb gefährlich, da sie im Zusammenhang mit anderen schweren Erkrankungen, wie Diabetes, Herz-Rhythmus-Störungen und Gefäßverengungen steht. Ebenso kann sie zu Depressionen oder erektiler Dysfunktion führen. Die Patient:innen sind über alle Altersklassen hinweg betroffen, auffällig ist aber, dass deutlich häufiger Männer als Frauen betroffen sind.
Wie verläuft die Diagnose und welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Priv.-Doz. Dr. Böttcher: Die Diagnose erfolgt durch niedergelassene Fachärzt:innen mittels einer Schlafuntersuchung, einer sogenannten Polygrafie, zuhause. Der Goldstandard in der Therapie einer obstruktiven Schlafapnoe ist die Schlafmaske. Diese arbeitet mit Überdruck und verhindert somit, dass die Atemwege kollabieren und die Luftzufuhr unterbrochen wird. Aus statistischen Erhebungen wissen wir aber, dass etwa die Hälfte der Patient:innen, die eine Schlafmaske benötigen, diese nicht vertragen oder mit der Anwendung unzufrieden sind. Bis vor einigen Jahren gab es für diese Patient:innen kaum eine passende Alternative. Mit Zungenschrittmachern, die wir auch hier im UKE einsetzen, hat sich dies geändert.
Wie können Zungenschrittmacher helfen?
Priv.-Doz. Dr. Böttcher: Für Patient:innen, bei denen die bisherigen Therapiemöglichkeiten erfolglos geblieben sind, kann ein Zungenschrittmacher eine gute Alternative sein. Das Gerät wird je nach Modell im Brustraum oder am Hals implantiert. Dort stimuliert eine Elektrode gezielt den Unterzungennerv, sodass sich die Zunge kurzzeitig leicht nach vorne schiebt und die oberen Atemwege so offengehalten werden. Der Zungenschrittmacher wird minimalinvasiv eingesetzt, der Routineeingriff wird unter Vollnarkose in etwa zwei Stunden durchgeführt.
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